© Chaning Cities e.V. Berlin
© Chaning Cities e.V. Berlin

"Kiezblocks in Berlin und Superblocks in Wien - Konzepte, Bürger, Politik, Verwaltung"

Veranstaltung der Gruppe "bewusst.nachhaltig" bei der Agenda 21 Plus Wien Alsergrund zeigt Hintergründe auf

Wie kann man Bürger und Bürgerinnen in der Stadt eine entsprechend ansprechende Umgebung bieten, die auch angenommen wird? Wie lassen sich in Teile eines Bezirkes nachhaltige Themen integrieren? Diese und weitere Fragen standen bei der Veranstaltung im Mittelpunkt. Begrüßt und eröffnet wurde durch einen Vertreter der Gruppe "bewusst.nachhaltig" bei der Agenda 21 Plus Wien Alsergrund, die seit 2005 regelmäßig zur Vortrags- und Diskussionsreihe einlädt, bereits 2010 ein Wohnstraßenkonzept Lichtental vor der Politik im 09. Bezirk vorschlug und 2014 zum Thema Superblock die stellvertretende Chefin von BCN Ecologia aus Barcelona in Wien begrüßen durfte.

Einleitende Referate hielten Dirk von Schneidemesser (Changing Cities e.V., Berlin) zum Thema „Kiezblocks in Berlin - Konzepte, Bürger, Politik, Verwaltung?" sowie DI Ulrich Leth (TU Wien, IVV) zum "Superblock-Konzept und Projekt Superbe in Wien".

Wortmeldungen und Fragen aus Bezirken gab es von Mag. Bernhard Seitz, MBA, Grüne 02.; Bernd Kantoks, Vorsitzender der Mobilitätskommission der Josefstadt, Grüne 08.; Georg Garstenauer, dem stellvertretenden Vorsitzender der Verkehrskommission Alsergrund, Grüne 09., sowie von Wolfgang Baumann, ÖVP Favoriten.

Nicht teilnehmen konnten Vertreterinnen bzw. Vertreter der MA 18, der Bezirksvorsteher aus Favoriten sowie der Verkehrssprecher der SPÖ aus dem Alsergrund. Unbeantwortet blieben Anfragen zur Teilnahme an die Bezirksvorsteherin in Hernals sowie an das Referat im Büro der zuständigen Stadträtin.

Inhalte der Vorträge

Schneidemesser sprach zum Hintergrund der Kiezblocks in Berlin, Gestaltungen sowie Initiativen von Bürgerinnen und Bürgern, Politik sowie Verwaltung.

Spannend ist hier das Berliner Mobilitätsgesetz mit dem § 44, insbesondere (2): „Fahrradstraßen und Nebenstraßen sollen so gestaltet werden, dass motorisierter Individualverkehr, außer Ziel- und Quellverkehr, im jeweiligen Straßenabschnitt unterbleibt.“ Darauf können sich dann Initiativen berufen. Die Unterbindung von Durchfahrten durch Kieze können anfangs natürlich mit einfachen Maßnahmen umgesetzt werden und später z.B. auch mit elektrischen Pollern. Es gibt eine gestalterische „Toolbox“ für die Prototypen der offenen Straßen (Verkehrssicherheit – Schilder, Poller/Baken/Zäune; Begrünung – Pocket Park, begrünte Betonkübel, mobile Bäume; Aufenthalt, „Agora“-Sitzgelegenheit, …). Zu den offenen Straßen und Vorläufer der Kiezblöcke gehören z.B. Spielzeiten auf der Fahrbahn, Kita-Höfe, neue Stadtplätze/Promenaden/Terrassen für vieles auf der Fahrbahn, Straße für alle, Fahrradzonen, geschützte Kreuzungen, …

Leth sprach über das Projekt Superbe, welches betreffend Superblöcke einige Grätzl in Wiener Bezirken betrachtete. Mit berücksichtigt wurden Grünflächen, Aufbau der Straßen, Bevölkerungsdichten, Anbindung von Grätzln an die Öffis, Hitzekartierungen, … für Grätzl.
Die Studie steht zur Verfügung unter:
Oder hier.

Fragen zur Belebung der Wirtschaft in Grätzln konnten bejaht und Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) verneint werden. Langfristig geht dieser zurück. Nachfolgender Bericht am Beispiel von Londoner LTNs - low-traffic neighbourhoods - untersucht, welche Gruppen (auch z.B. an Hauptstraßen) wie beeinflusst werden:

Aus Bezirken

Für das Volkertviertel wurde eine Superblock-Studie in Auftrag gegeben, gegenüber den BezirksrätInnen präsentiert, aber noch nicht veröffentlicht. Finanzielle Mittel für Begrünungen der Stadt Wien sollten in Begrünungen von Superblocks einfließen, so der Referent aus dem 02. Bezirk. Am Nordbahnhof und beim Volkertviertel stehen 800 Stellplätze zur Verlagerung von dauerparkenden PKW von der Oberfläche - auch verbilligt für Anrainer.

Im 08. erhielt die Radgruppe der Agenda 21 im Jahr 2020 den Klimaschutzpreis für ein Superblock-Konzept. Von Seiten des Bezirks gibt es ein Verkehrskonzept mit Inhalten zu Superblocks.

Konzepte gibt es im 09. für das Viertel rund um die Mariannengasse, erstellt im Auftrag der dortigen Grünen und nur durch Bürgerinnen sowie Bürger für Lichtental. Die Mariannengasse sollte auch verkehrsberuhigt werden und bietet sich als Weg zwischen U6 – Zimmermannplatz sowie ALTES AKH an. Relativ neu war das Konzept der Superblocks für den Vertreter aus dem 10. Bezirk, welcher aber davon begeistert ist und sich von der Praxis in Barcelona überzeugen will. Leer stehende Garagen im 10. Wiener Bezirk würden das Potenzial zur Verlagerung von dauerparkenden PKW von der Oberfläche und Umgestaltungen von selbiger bieten. Jedenfalls soll das Thema Superblock bei der ÖVP im 10. behandelt werden.

Betreffend Garagen wurden Sammelgaragen aber nicht Garagen unter Wohngebäuden in den vergangenen Jahrzehnten von den Grünen bekämpft. Auf der anderen Seite sorgten zuständige Vertreter der Wiener SPÖ in der Vergangenheit nicht dafür, dass mit dem Bau von Sammelgaragen dauerparkende PKW in diese verlagert und, wie in anderen Städten Europas, Oberflächen menschenfreundlich umgestaltet werden.

Aufruf an Bürgerinnen und Bürger

"Lassen Sie sich nicht abbringen – wenn eine Partei weiß und die andere schwarz sagt, Ideen und Vorschläge für die menschengerechte Stadt gegenüber der Lokal- und Bundespolitik zu äußern."

"Erinnern Sie die Wiener Koalitionsparteien an ihre Wahlversprechen betreffend die Sanierung von Gebäuden samt Umfeld, sichere Wege zu Schulen etc.!"

"Nutzen Sie auch die Möglichkeit, Mitglieder im Verkehrsausschuss des österreichischen Parlaments hinsichtlich einer menschengerechten StVO und Inhalte wie in Deutschland bzw. dem Berliner Mobilitätsgesetz anzuschreiben."

So lauteten einige Wortmeldungen zu Projekten, die erfolgreich liefen.

Videomitschnitt und Vorträge zum Download

Der Videomitschnitt steht zur Verfügung auf YouTube (Hinweis: Anfangs waren 2 bis 3 Störenfriede dabei, die Töne einspielten, diese Personen wurden herausgeworfen. Geräusche sind kurzzeitig im Mitschnitt zu hören.) hier.


Vorträge der einleitenden Referenten finden Sie hier:


Artikel Online geschaltet von: / wabel /