© Christoph Glanzl Global 2000 / Lokalaugenschein in Krsko
© Christoph Glanzl Global 2000 / Lokalaugenschein in Krsko

AKW Krsko: Atommüll dümpelt seit Jahrzehnten schlecht gesichert im Abklingbecken

Fertigstellung des Trockenlagers aus finanziellen Gründen verzögert - zu wenige abgebrannte Brennelemente sollen entfernt werden - kein Konzept für dauerhafte Lagerung

Beim kürzlich abgehaltenen Lokalaugenschein im slowenischen Atomreaktor Krsko bekamen ExpertInnen der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 einen Eindruck vom tatsächlichen Zustand des bereits fast 40 Jahre betriebenen Reaktors und der Lagerung des Atommülls auf dem Gelände. Wie befürchtet, ist insbesondere die Lagerung des Atommülls im so genannten "Nasslager" für abgebrannte Brennelemente kritisch, auch in Hinblick auf die große Erdbebengefahr am Reaktorstandort.

Mit Stand Ende 2020 liegen 1322 abgebrannte Brennelemente im Pool direkt beim Reaktor. "Was passiert, wenn die Stromversorgung ausfällt und damit die permanente Kühlung des, immer noch große Hitze entwickelnden Atommülls, hat der Brand des Abklingbeckens und die Explosion des Fukushima-Reaktors 4 vor zehn Jahren gezeigt", erklärt Dr. Reinhard Uhrig, Atom-Sprecher von GLOBAL 2000. "Die Trödelei bei der Sicherung des Atommülls ist unverantwortlich: Aus wirtschaftlichen Gründen sollen laut aktuellen Plänen der Betreibergesellschaft große Mengen Atommüll weiterhin schlecht gesichert im Pool lagern."

In Fukushima war Reaktor 4 zum Zeitpunkt des Erdbebens und Tsunami am 11.03.2011 für Revisionsarbeiten heruntergefahren. Durch die Zerstörung der Stromversorgung und Pumpen versagte die Kühlung der 1331 abgebrannten Brennelemente im Abklingbecken, das Kühlwasser verdampfte, ein Wasserstoff-Sauerstoff-Gemisch explodierte nach vier Tagen, zerriss das Gebäude und schlug das jetzt unter freiem Himmel liegende Abklingbecken leck. Bis zu 210.000 Liter Wasser mussten täglich auf die Brennelemente gespritzt werden, dieses dann hochradioaktive Wasser verdampfte oder versickerte. Das durch die Explosion geneigte Reaktor-Gebäude drohte bei weiteren Nachbeben einzustürzen und [eine noch viel größere Strahlungsfreisetzung zu verursachen als die Explosionen davor- erst am 22.12.2014 konnten alle Brennelemente aus der Ruine entfernt und in ein Trockenlager gebracht werden.

Als Lehre aus der Fukushima-Katastrophe beschloss Slowenien, den Atommüll aus dem permanent aktiv zu kühlenden Abklingbecken in ein sichereres passiv gekühltes Trockenlager am Standort umzulagern, das 2020 fertig gestellt werden sollte. Nach aktuellem Plan verzögert sich die Fertigstellung auf mindestens 2022, die Umlagerung des Atommülls soll 2023 beginnen - in einem ersten Schritt sollen aus finanziellen Gründen auch nur 592 Brennelemente überführt werden, obwohl technisches Potenzial für mindestens 1000 Brennelementen gegeben ist.

"Die fortlaufende Verzögerungstaktik der Betreibergesellschaft, die aus finanziellen Gründen sogar die etwas bessere Sicherung des Atommülls verhindert, ist schärfstens zu verurteilen", stell Uhrig klar. "Ganz zu schweigen davon, dass es auch 40 Jahre nach Inbetriebnahme des Krsko-Reaktors keinerlei Plan für eine sichere dauerhafte Lagerung des hochradioaktiven Mülls für mindestens 240.000 Jahre gibt. Im Zuge der kommenden grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung muss auch die schnellstmögliche Sicherung des Atommülls am Standort geprüft werden."



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /