©  Jeyaratnam Caniceus auf Pixabay
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Neue Gentechnik: EU-Kommission muss deutlich nachbessern!

ARGE Gentechnik-frei mit deutlicher Kritik an der neu veröffentlichten Studie der EU-Kommission zum künftigen Umgang mit neuen Gentechnik-Verfahren

Wien - „Die EU-Kommission räumt den Positionen der Gentechnik-Befürworter breiten Raum ein, will aber an der Sicherheit für Konsumenten und Umwelt als Leitprinzipien festhalten. Wichtige Aspekte wie Sicherheit, Schutz von ‚Ohne Gentechnik‘- bzw. Bio-Produkten sowie Gentechnik-Kennzeichnung werden zwar explizit erwähnt, kommen aber in den Schussfolgerungen viel zu kurz. Hier besteht für EU-Kommission und Mitgliedsstaaten massiver Nachbesserungsbedarf“, erklärt Florian Faber, Geschäftsführer der ARGE Gentechnik-frei.

Die aktuell in der EU-Gentechnik-Gesetzgebung geltenden Regeln ermöglichen schon jetzt eine Zulassung von Pflanzen nach umfassender Sicherheitsprüfung und Risikobewertung und mit Kennzeichnung der Produkte als Gentechnik. Es gibt also kein Verbot; daher besteht auch keinerlei Änderungsbedarf – wie auch der EuGH bereits im Juli 2018 feststellte. An sorgfältiger Prüfung und den notwendigen Zulassungsverfahren sollte niemand ernsthaft rütteln. „Den Konsumentinnen und Konsumenten Gentechnik-Lebensmittel ungekennzeichnet unterzujubeln, würde einen massiven Vertrauensverlust gegenüber Politik und Wirtschaft bedeuten“, so Faber.

Klares Bekenntnis der Bundesregierung gegen neue Gentechnik notwendig

Eine auch nur teilweise Gentechnik-Deregulierung würde die Missachtung des europaweit rasch wachsenden Lebensmittel-Qualitätsstandards „Ohne Gentechnik hergestellt“ bedeuten. Sie stünde damit im Totalwiderspruch zu Green Deal und Farm to Fork, die bessere, gesündere, nachhaltigere Lebensmittel und mehr Umwelt- und Naturschutz versprechen. Europaparlament und Mitgliedsstaaten müssen der EU-Kommission jetzt klarmachen, dass Gentechnik-Deregulierung der falsche Weg für Europa ist. „Österreich muss hier mit einem ganz klaren ‚Nein‘ vorangehen“, erklärt Faber.

Die von der Kommission angesprochenen Herausforderungen beim Nachweis einiger Produkte aus den Verfahren der neuen Gentechnik können erst Recht kein Grund sein, diese in der Folge nicht mehr als Gentechnik zu betrachten. „Im Gegenteil: Es ist höchste Zeit für mehr ernsthafte Bemühung um Nachweisverfahren. Dass Nachweise auch für die Produkte aus den Verfahren der neuen Gentechnik möglich sind, zeigt der von ARGE Gentechnik-frei, VLOG e.V. und anderen Organisationen im September 2020 vorgestellte Test für ‚Gene Editing‘-Cibus-Raps. Es gibt darüber hinaus noch weitere Prüfmöglichkeiten wie lückenlose Dokumentation von Produktions- und Lieferketten“, erklärt Faber.

Erfolgreicher Wirtschaftszweig „Ohne Gentechnik hergestellt“ ebenso wie Bio-Produktion in Gefahr

Wenn tatsächlich eine Gentechnik-Deregulierung käme, würde sie den erfolgreichen ‚Ohne Gentechnik‘-Wirtschaftssektor massiv gefährden. Dieser erwirtschaftet allein in Österreioch geschätzte 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. In Deutschland steht „Ohne Gentechnik“ mittlerweile für über 12 Milliarden Euro Umsatz im Einzelhandel und über 5 Prozent Marktanteil bei Lebensmitteln.

„Konsumentinnen und Konsumenten legen seit vielen Jahren hohen Wert auf Lebensmittel ohne Gentechnik. Damit meinen sie ausdrücklich auch die Verfahren der neuen Gentechnik- wie z.B. CRISPR/Cas; dies geht klipp und klar aus zahlreichen aktuellen Umfragen hervor. Gentechnik ist Gentechnik – Konsumentinnen und Konsumenten sehen dies genauso wie Europas oberste Richter. Im Sinne von Konsumentenschutz, Land- und Lebensmittelwirt-schaft und sowie Lebensmittelhandel ist es daher essenziell, dass in der EU auch Gene Editing, CRISPR und Co. ausnahmslos weiterhin als Gentechnik gelten“, meint Florian Faber.


FF


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /