© Energiesysteme Groß/ Die PV-Anlage am Dach
© Energiesysteme Groß/ Die PV-Anlage am Dach

Nachhaltiges Gebäudemanagement: Viel Sonnenstrom, Wassermanagement und mehr

Große Solarstromanlage und Batteriespeicher machen Zentrale der Spedition Ihro nahezu unabhängig von Stromlieferungen

Neuenstein/Baden-Württemberg - Die mittelständische Speditionsgruppe IHRO hat am Stammsitz im baden-württembergischen Neuenstein (Hohenlohe) für 5,5 Millionen Euro ein multifunktionales Gebäudekonzept umgesetzt, das einen neuen Nachhaltigkeitsstandard setzen soll.

„Mit unserem neuen Firmengebäude wollen wir gleich vier Ziele auf einmal erreichen“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Spedition, Kai Ihro. „Erstens wollten wir einen Nachhaltigkeitsstandard erreichen, der uns von externem Energielieferanten unabhängig macht und die Betriebskosten senkt. Zweitens wollten wir die Prozesse in der Lkw-Werkstatt verbessern, drittens angemessene Ruhe- und Gemeinschaftsräume für Fahrer schaffen und viertens brauchten wir aufgrund unseres erfreulichen Wachstums zusätzliche Büro- und Schulungsräume.“ Alle vier Ziele seien mit dem jetzt bezogenen zweigeschossigen Bauwerk erreicht worden.



Über der Werkstatt, die im Erdgeschoss untergebracht ist, befinden sich auf etwa 500 Quadratmetern Büros und Schulungsräume und auf weiteren 350 Quadratmetern zwölf Ruheräume sowie Gemeinschaftsräume und eine Küche für Fahrer. „Diese Räume sind vor allem für unsere Fahrer, die Pausen in Neuenstein verbringen“, erklärt Kai Ihro. „Wenn die Fahrer aufgrund ihrer Einsatzplanung ihre Ruhezeiten nicht zu Hause verbringen können, wollen wir ihnen hier eigene Übernachtungs- und Erholungsmöglichkeiten bieten.“ Die zusätzlich entstanden Büro-, Besprechungs- und Schulungsräume braucht IHRO derzeit noch nicht alle selbst. Bis dahin werden die freien Büroflächen vermietet.

Das Nachhaltigkeitskonzept des Gebäudes beruht auf drei Säulen: Erneuerbare Energiequellen nutzen, Energieverbrauch und Betriebskosten senken. In allen drei entscheidenden Bereichen Heizung, Wasser und Strom wurden neue Konzepte umgesetzt. So erzeugt eine Solarstrom-Anlage in der Spitze eine Leistung von 120.000 kW. Wird der Strom nicht sofort selbst verbraucht, speist ihn die Anlage in einen Batteriespeicher, der eine Kapazität von 72 kWh hat. „Damit können wir auch an trüben Tagen oder nach Sonnenuntergang nahezu unseren gesamten Strombedarf decken und werden weitestgehend unabhängig von externen Stromlieferanten und koppeln uns ab von zu erwartenden Strompreissteigerungen.“

Energiesysteme Groß errichtete auf der Dachfläche der Lkw-Werkstatt die neue PV-Anlage. Projektleiter Matthias Gundlach plante und realisierte die Solaranlage mit 398 der neuen bifazialen Module von Luxor, deren Rückseite aus reflektiertem Licht ebenfalls Strom produzieren und Wechselrichtern von SMA sowie einem TESVOLT Speicher. „Mit dem Einsatz der neusten Technik, also der Verwendung bifazialer Zelltechnologie und einem Glas-Glas Aufbau mit 30 Jahren Garantie rechnen wir nochmal mit bis zu 10 Prozent mehr Erträgen als mit den klassischen Modulen“, erklärt Matthias Gundlach.

Der Heizenergieverbrauch wurde durch eine Heizung mit Wärmepumpe sowie dadurch gesenkt, dass das gesamte Gebäude überdurchschnittlich gut gedämmt ist. „Wir haben den Standard KfW 55 erreicht, was heute bei Privathäusern schon verbreitet ist, aber bei gewerblichen Immobilien noch viel zu selten umgesetzt wird,“ meint Ihro. Die Hauptlast der Heizung trägt ein Luft-Wärmetauscher, der mit dem selbst erzeugten Strom betrieben wird und somit klimaneutral arbeitet.

Zusätzlich hat die Spedition einen sechsstelligen Betrag in ein nachhaltiges Wassermanagement für die LKW-Waschanlage investiert. „Hier haben wir gleich zwei Hebel angesetzt“, erläutert Ihro. „Zum einen bereiten wir das Waschwasser über mehrere Stufen umweltfreundlich wieder auf. Von 100 Litern Frischwasser können wir damit 85 Liter für den nächsten Waschgang wiederverwenden, nur 15 Liter gehen ins Abwasser. Zum anderen können wir für das Waschen in der Regel komplett auf Frischwasser verzichten, weil wir Regenwasser benutzen.“ Unter dem neuen Gebäude wurde dazu eine Zisterne gebaut, die 250.000 Liter fasst, und das gesamte Regenwasser filtert und sammelt, das auf das Dach des neuen Gebäudes fällt.


Die 1963 gegründete Hans Ihro GmbH mit Hauptsitz im württembergischen Neuenstein (Hohenlohekreis) hat sich auf europaweite Transporte von Gütern spezialisiert, die aufgrund ihrer Größe, Empfindlichkeit oder Dringlichkeit besonderen Anforderungen unterliegen. Die IHRO-Jumbozüge oder Motorwagen transportieren mit Megatrailern Waren mit bis zu drei Metern Breite oder bis zu 3,20 Meter Höhe geschützt unter Plane. Zu den Hauptkunden von Ihro zählen Audi, Bauder, Mercedes Benz oder VW.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /