© Hans Braxmeier auf pixabay/  Gesammelte Plastikflaschen
© Hans Braxmeier auf pixabay/ Gesammelte Plastikflaschen

Greenpeace: Breite Allianz für Mehrweg

Pfand laut Studie bis zu 30 Millionen Euro günstiger als Sortierung aus Abfall - Greenpeace fordert von Bundesregierung rasche Umsetzung von 3-Punkte-Plan

Wien - Der 3-Punkte-Plan gegen Plastik wird von einer breiten Allianz in der Bevölkerung unterstützt: Zahlreiche WissenschaftlerInnen, Länder- und GemeindevertreterInnen, die Abfallwirtschaftsverbände, Umweltorganisationen, die Arbeiterkammer und auch Unternehmen sprechen sich für Maßnahmen wie Mehrweg oder Pfand aus. Nur WKO und Handelsverband legen sich quer und argumentieren mit drohenden Kosten – obwohl das Ministerium bereits angekündigt hat, dass der Handel für die Pfandabwicklung eine Aufwandsentschädigung erhalten soll. Eine unabhängige Studie von österreichischen Universitäten zeigt, dass alle Alternativen zum Pfandsystem für die SteuerzahlerInnen bis zu 30 Millionen Euro teurer sind. Auch ist bei Mehrweg und Pfand sichergestellt, dass Müll insgesamt reduziert wird und weniger in der Umwelt landet. Greenpeace fordert, dass die Bundesregierung den 3-Punkte-Plan rasch umsetzt und WirtschaftsvertreterInnen konstruktiv an Maßnahmen mitarbeiten, mit denen Abfall vermieden wird.

„Die Blockadehaltung von WKO und Handelsverband gegenüber Mehrweg und Pfand ist umweltschädlich und rückschrittlich. Große und kleine Unternehmen aus Österreich setzen bereits jetzt verantwortungs- und umweltbewusst auf Mehrweg-Pfandflaschen”, erklärt Lisa Panhuber Konsumexpertin bei Greenpeace Österreich. So berichtet Josef Braunshofer, Geschäftsführer der Berglandmilch, dass sich der Absatz der Mehrweg-Milchflasch seit Einführung nahezu verdoppelt hat und kündigt weitere Produkte wie Dinkel-, Haferdrink und Kakao in der Mehrwegflasche an. Politische Maßnahmen zum Ausbau von Mehrweg unterstützen sowohl er, als auch Gerhard Zoubek, Geschäftsführer vom Adamah Biohof, der schon jetzt 38 Prozent der Produkte in Mehrweg anbietet. Pfand sei kein unüberwindbares Hindernis für kleine und große Händler, sondern eine Chance für die Umwelt und stärke die regionale Wertschöpfung, so Zoubek. Auch Anke Bockreis, Univ. Professorin für Abfallbehandlung und Ressourcenmanagement an der Universität Innsbruck, plädiert für die Umsetzung des 3-Punkte-Plans und fordert rasch weitere Maßnahmen wie den Umstieg auf Mehrwegverpackungen bei Lieferdiensten sowie ein Gesamtkonzept für verstärkte getrennte Sammlung und Recycling von allen Kunststoffverpackungen.

Österreich hinkt beim Sammeln und Verwerten von Plastik seit Jahren hinterher. In Österreich werden nur 25 Prozent des jährlich pro Kopf anfallenden Plastikverpackungsmülls recycelt. Panhuber: „Das schadet nicht nur der Umwelt, sondern könnte für Österreich hohe Kosten verursachen: Wird bis 2029 die EU-Sammelquote für PET-Flaschen von 90 Prozent nicht erfüllt, droht Österreich ein Vertragsverletzungsverfahren.” Pfand ist laut einer unabhängigen Studie von WissenschafterInnen der BOKU, Montanuniversität Leoben und vom Technischen Büro Hauer die günstige Variante, um die EU-Sammelquote zu erreichen. In allen anderen Varianten ist es notwendig große Mengen an Restmüll zu sortieren, was bis zu 30 Millionen Euro jährlich Mehrkosten verursachen würde. Pfand ermöglicht, dass Einweg-Getränkeverpackungen sauber getrennt gesammelt und recycelt werden können. Noch wichtiger ist jedoch, dass der Umstieg auf wiederverwendbare Mehrwegflaschen gelingt und so Einwegmüll gar nicht erst anfällt.

„Die WKO und der Handelsverband vertreten die ökonomischen Interessen der Entsorgungsbetriebe und der großen Supermarktketten, die vom Status Quo profitieren. Noch bevor Details zum 3-Punkte-Plans feststehen, betreiben die VertreterInnen mit Annahmen und Scheinargumenten Angstmache in der Öffentlichkeit. Seit Wochen legt die WKO nicht offen, wie sie auf diese scheinbar hohen Kosten kommt. Doch in dieser Debatte müssen die Interessen der SteuerzahlerInnen und BürgerInnen berücksichtigt werden. Langfristig sind Vermeiden von Müll und Wiederverwenden von Verpackungen für Umwelt, SteuerzahlerInnen und Unternehmen ein Gewinn”, so Panhuber.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /