© Gerhard Bögner pixabay.com / Wien
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Greenpeace, Fridays For Future und Klimavolksbegehren fordern "Klima-Koalition" für Wien

Klimaschutz muss für jede neue Wiener Stadtregierung oberste Priorität haben - Klimabewegung sieht Verkehrspolitik als wichtigsten Hebel um "Lebenswerteste Stadt der Welt" zu bleiben

Anlässlich der Koalitionsverhandlungen der SPÖ Wien fordern die Umweltschutzorganisation Greenpeace, das Klimavolksbegehren und Fridays for Future von Bürgermeister Michael Ludwig eine "Klima-Koalition" für Wien. Klimaschutz muss für die nächste Regierung der Bundeshauptstadt oberste Priorität haben - egal wie diese zusammengesetzt ist. Denn nur so könne Wien die Klimakrise meistern und auch in Zukunft "Lebenswerteste Stadt der Welt" bleiben. Als wichtigsten Hebel für effektiven Klimaschutz sehen die VertreterInnen der Klimabewegung den Verkehr. Greenpeace, Fridays for Future und Klimavolksbegehren fordern deshalb den Ausbau von Öffis, Rad- und Fußwegen, das Aus für den Lobau-Tunnel und die dritte Flughafenpiste sowie eine "Autofreie Innenstadt".

"Die Verkehrspolitik der kommenden fünf Jahre wird ausschlaggebend dafür sein, ob Wien eine der lebenswertesten Städte der Welt bleibt oder den Anschluss an die diesbezüglich innovativsten Metropolen Europas verlieren wird", meint Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace. "Paris, Barcelona, Kopenhagen und viele andere Großstädte Europas zeigen vor, welcher Weg eingeschlagen werden muss: Auch Wien braucht einen radikalen Umbau des öffentlichen Raumes zugunsten von Öffis, Radfahrerinnen und Radfahrern sowie Fußgängerinnen und Fußgängern. Wir müssen das Auto aus dem dicht verbauten Stadtraum zunehmend zurückdrängen und mehr Platz schaffen - für klimaverträgliche Verkehrsmittel genauso wie für Grünflächen. Nur so können wir die Stadt wirksam gegen die bevorstehenden Hitzesommer schützen. Wien hat mit den im internationalen Vergleich exzellent funktionierenden Wiener Linien die bestmöglichen Voraussetzungen dafür."

Greenpeace erwartet sich von der zukünftigen Stadtregierung ein engagiertes Ausbauprogramm für den öffentlichen Verkehr, die FußgeherInnen sowie den Radverkehr: "Wien muss aus seinem Dornröschenschlaf aufwachen und darf nicht mehr an längst überholten Infrastrukturplänen festhalten. Es kann nicht sein, dass Milliarden Euro in fossile Saurier-Projekte wie die Lobau-Autobahn oder eine dritte Piste am Flughafen Wien-Schwechat gesteckt werden. Das wären gewaltige Fehlinvestitionen. Stattdessen brauchen wir dieses Geld dringend für ein dichteres Öffi-Netz an der Donau, mit dessen Ausbau auch wesentlich mehr Arbeitsplätze geschaffen werden können", meint Egit. Auch Projekte wie die Autofreie Innenstadt, die City-Maut und weitere großflächige Verkehrsberuhigungen sollten zügig angegangen werden: "Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Wien im Bereich des sozialen Wohnbaus eine der innovativsten Städte der Welt. An diese Tradition muss die neue Stadtregierung jetzt mit Mut und Innovationsbereitschaft anschließen und auch im Klimaschutz sowie in der Verkehrspolitik beispielgebend vorangehen", so Egit.

Auch die Klimabewegung Fridays For Future appelliert an die zukünftige Stadtregierung und hat vor der Wahl drei Forderungen gestellt: "Raus aus Gas", "Stopp fossiler Großprojekte" und eine klimagerechte Verkehrspolitik unter dem Motto "Wien autofrei". Wenn die nächste Wiener Regierung das Pariser Abkommen einhalten soll, muss sich SPÖ-Chef Ludwig an die Forderungen halten und den Bau des Lobau-Tunnels verhindern. Denn die Zeit drängt: Die Verabschiedung des Pariser Abkommens ist fünf Jahre her und PolitikerInnen weltweit ignorieren vorgegebene Klimaziele. Wien muss als Stadt in einem der reichsten Länder der Welt vorangehen und zum Wohl junger Generationen mutige Klimapolitik umsetzen.

Aktivistin Mira Dolleschka betont: "Die Zeit für Ausreden und Aufschieben ist vorbei. Die nächste Wiener Regierung ist die letzte, die das Pariser Abkommen einhalten kann. Wir junge Menschen wollen trotz steigender Temperaturen auch in zehn Jahren in einem lebenswerten Wien leben. Jedes fossile Großprojekt, das am Ende zu mehr Emissionen führt, darf heute nicht mehr gebaut werden. Wenn Michael Ludwig glaubt, dass der Lobau-Tunnel beschlossene Sache ist, hat er die Rechnung ohne die Jugend gemacht. Wir werden es nicht zulassen, dass unsere Zukunft zubetoniert wird."

Das Klimavolksbegehren schließt sich dem Appell an die kommende Stadtregierung an und fordert einen klaren Klimakurs: "Die Klimakrise wird die Hitze in der Stadt unerträglich machen. Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden Sommer mit über 40°C Normalität", unterstreicht Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Klimavolksbegehrens, die Dringlichkeit. "Eine mutige Klimapolitik hingegen würde den öffentlichen Raum neu verteilen: mit Grünflächen als natürliche Klimaanlagen und zur Erholung, mit gut ausgebauten Rad- und breiten Fußgängerwegen und Raum für mehr Lebensqualität."

Die Klimawende bringe daneben aber auch Chancen für den Arbeitsmarkt: "Mit einer Sanierungsoffensive und dem Aus von Gasheizungen verbessern wir nicht nur die Klimabilanz, sondern schaffen auch zehntausende zukunftsfähige Arbeitsplätze. Genauso verhält es sich mit Erneuerbaren Energien und der Infrastruktur für aktive Mobilität", unterstreicht Rogenhofer die vielen Vorteile einer ambitionierten Klimapolitik. "Die kommende Stadtregierung hat es in der Hand: Wollen wir ein hitzegeplagtes, ungemütliches Wien, das die fossile Vergangenheit hochhält, oder eine lebenswerte Stadt voller Grünflächen, mit guten Öffis und vielen langfristigen Jobs?"


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /