© WWF Christian Lendl/ Sikpistenbau in Zürs
© WWF Christian Lendl/ Sikpistenbau in Zürs

Weltcup ohne Rücksicht auf die Natur?

Alles Weltcup?? Oder nicht? Zürs zeigt, wie es schief hängen kann: Massivste Eingriffe in die Natur, wachsende Kosten und illegaler Baubeginn

Endlich wieder ein Weltcuprennen in Vorarlberg. Ein Highlight für den Tourismus? Es gibt auch massive Schattenseiten, denn das Rennen wurde nur mit massiven Eingriffen in die Landschaft möglich . Insgesamt fast 17.000 m² Gelände wurden für die neue Piste umgegraben, entlang der Strecke wurden 20 Flutlichtmasten aufgestellt, die die Landschaft extrem ausleuchten, außerdem wurde für ein Ganzzjahres-Schneedepot ein riesiger Schneehaufen mit 35.000 m³ angelegt, der 4.500 m² Vegetation zerstört hat.

Mit Bescheid vom 28. 8. 2020 wurde das Projekt bewilligt, weil in der Abwägung andere Interessen höher bewertet wurden als der Natur- und Landschaftsschutz.

Die Vorarlberger Naturschutzanwältin Katharina Lins stellt fest, dass noch mehr nicht passt:

• Das „Snowfarming-Depot“ wurde schon im Winter 2020 ohne Bewilligung angelegt.
• Ende August haben die Bauarbeiten für die Geländeveränderungen schon ohne Bewilligung begonnen.
• Eine Zufahrt zur Liftstation wurde ohne Bewilligung gebaut (und nachträglich anscheinend als „Viehtriebweg“ beantragt)
• Nach dem Bescheid sind Beschneiungen ab dem 1.11. jeden Jahres erlaubt – die laufen aber, wie auf den Webcams sichtbar ist, offensichtlich schon.

Ein Schirennen ist für Sportinteressierte sicher spannend und hat für eine Region wirtschaftliche Bedeutung.
"Uns fehlt aber jedes Verständnis dafür, dass die Organisatoren so einer Veranstaltung offenbar meinen, über dem Gesetz zu stehen. Da wird sich zu Recht mancher „normale“ Bürger empören, von dem die genaue Umsetzung von allen Vorschreibungen erwartet wird." meint die Naturschutzanwältin.

„Zu den schweren Eingriffen in die Landschaft und den Ausgaben von 1,3 Mio. Euro Steuergeldern zu Corona-Zeiten gesellt sich nun auch der Vorwurf fehlender Bewilligungen für die Bauarbeiten rund um das Skiweltcuprennen in Zürs!“, schließt sich die Grüne Tourismussprecherin der Kritik von Naturschutzanwältin Katharina Lins an. Man könne nicht einfach ein paar Tore auslassen, um schneller ans Ziel zu kommen, denn auch jeder Einzelne sonst muss sich an Gesetze halten.

Es scheint logisch, dass die Lage der Branche angespannt ist. Nicht nur Corona-Reisewarnungen sind ein immenses Problem. Die Klimaerwärmung bringt den Wintertourismus ordentlich ins Schwitzen. "Es braucht jedoch neue Konzepte und Ansätze, nicht immer höhere Investitionen in Beschneiungsanlagen und massivere Eingriffe in die natürliche Bergwelt", so Kasper. So zerstöre der Wintertourismus eine intakte Natur und damit seine eigene Grundlage.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /