Morgen wird still und heimlich im Umweltausschuss des Europaparlaments über unsere Zukunft entschieden
Gesellschaftlicher Wandel und Verantwortung für die Zukunft sind notwendig
Wien / Brüssel - Morgen, am 10. September, stimmt der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments ab, um wieviel Prozent die Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zu 1990 gesenkt werden sollen. Im gesellschaftlichen Diskurs ist das weitestgehend kein Thema, dabei geht um nichts Geringeres als um unsere Zukunft und die der nächsten Generationen, so die Fridays For Future.
Mit dem “European Climate Law” des “Green Deals” schlägt die EU-Kommission eine Treibhausgas-Reduktion von 50-55% vor. Das Gesetz liegt jetzt beim EU-Parlament und anschließend dem Rat der europäischen Umweltminister*innen vor.
Ein Abänderungsantrag im Umweltausschuss des EU-Parlaments bringt nun -65% in den politischen Diskurs ein. Wie Wissenschaftler*innen von der Universität Graz und der IIASA eindrucksvoll zeigen, reichen die -65% nur aus, um mit 50%-iger Wahrscheinlichkeit das Pariser 1.5°C Ziel einzuhalten.
“Wer würde sich auf ein Kletterseil verlassen, das nur in einem von zwei Fällen einen Sturz abfängt? Wer will eine so geringe Sicherheit für die eigene Zukunft haben? Für uns Klimastreikende, von denen viele den Großteil ihrer Zukunft noch vor sich haben, ist eine nur 50%-ige Wahrscheinlichkeit auf eine lebenswerte Zukunft inakzeptabel.” meint Mascha, Aktivistin bei Fridays For Future Austria
"Mit einer Treibhausgas-Reduktion von 50-55% ignorieren wir den Klimanotstand. Die Wissenschaft gibt für das 1.5°C Ziel ein klares CO2-Budget vor, mit dem die Weltgemeinschaft nun gerecht haushalten muss. Es braucht eine ehrliche Debatte darüber, welches Land wie viel dieses Budgets in Anspruch nehmen darf. Der “Green Deal” hat falsche Ziel-Koordinaten, die EU-Kommission veranschlagt mit ihrem Vorschlag doppelt so viel vom CO2-Budget für sich als mit dem 1.5°C Ziel (66% Wahrscheinlichkeit) vereinbar wäre."
"Entscheidungsträger*innen vergessen ebenso, dass wir in der EU seit dem 19. Jahrhundert CO2 emittieren und deswegen eine historische Verantwortung tragen. Gleichzeitig lagern wir Produktionsstätten und so Emissionsquellen aus, weshalb die CO2-Emissionen der EU niedriger ausfallen."
Dieselben Entscheidungsträger*innen äußern sich oft in der Manier: ”Ich weiß nicht, wie wir 55% Treibhausgas-Reduktion schaffen sollen, geschweige denn 65% “. “Es ist erschreckend, dass sich unsere Entscheidungsträger*innen die nötige gesellschaftliche Transformationen zur Abschwächung der Klimakrise nicht vorstellen können, aber bereit sind, es zu verantworten, Klimakippunkte wie z.B. das Abschmelzen von riesigen Eisschilden oder das Auftauen des Permafrostbodens auszulösen und die Konsequenzen kommenden Gesellschaften zuzumuten” sagt Klara, Aktivistin bei Fridays For Future Austria.
Wir müssen es schaffen, dass wie in der Coronakrise alle Menschen die wichtigsten und aktuellen Zahlen zur Klimakrise kennen und verstehen. Das CO2-Budget und Klimakippunkte gehören dabei zum Klima Einmaleins. “ Die Unkenntnis von Entscheidungsträger*innen über die Basics jahrzehntelanger Klimaforschung ist eines der größten Probleme unserer Zeit und vermutlich der Grund, weshalb die Klimakrise nicht als Krise behandelt wird.”, meint Leo, Aktivist bei Fridays for Future.
Wir rufen die Mitglieder des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments auf, der Klimakrise ins Gesicht zu schauen und am 10. September für das höchste zur Abstimmung stehende Reduktionsziel von 65% zu stimmen und es anschließend entsprechende der wissenschaftlichen Erkenntnisse weiter zu erhöhen. “Mit der Physik des Erdsystems können wir keine Kompromisse schließen”, fasst Klara die Kontroverse zusammen.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /