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Milliardeneffekte durch erneuerbare Energien möglich

Eine Untersuchung der Österreichischen Energieagentur (AEA) zeigt: Investitionen in erneuerbaren Strom aus Wasser, Wind und Sonne können die Konjunktur in Gang bringen

"So viel sauberen Strom produzieren, dass wir unseren Energiebedarf aus eigener Kraft decken können, die Netzinfrastruktur verstärken und das Energiesystem flexibler gestalten - das sind die drei Handlungsfelder die wir im Zuge der Energiewende vor uns haben", fasst Michael Strugl, Präsident der Interessenvertretung Oesterreichs Energie, die Ergebnisse der Studie zusammen. "Wenn wir den Umbau jetzt angehen, könnten wir mitten in der Krise viele Milliarden Euro an inländischer Wertschöpfung in Bewegung setzen und damit tausende Arbeitsplätze im Land schaffen und sichern", so Strugl.

Die aktuelle Krise trifft auch die E-Wirtschaft. Das verdeutlichen die Szenarien, die im Zuge der Studie entwickelt wurden: Der Branche könnte heuer in der Erzeugung ein Rückgang des Marktvolumens von bis zu 970 Mio. Euro bevorstehen. Im Stromvertrieb könnte es Umsatzeinbußen von bis zu 580 Mio. Euro geben und auch im Bereich der Netze droht ein deutliches Minus bei den Einnahmen. "Die Unternehmen der E-Wirtschaft stehen dennoch relativ gut da und sind bereit zu investieren. Einige der dafür notwendigen Rahmenbedingungen finden sich im Regierungsprogramm und wir erwarte eine baldige Umsetzung. Viele Projekte, die nur auf diesen Startschuss warten, liegen bereits in den Schubladen. Mit deren Realisierung könnte der Konjunkturmotor angetrieben werden", so Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie.

Investitionen in die E-Wirtschaft machen sich bezahlt

"Die wirtschaftlichen Effekte von Investitionen in eine grüne Strominfrastruktur werden von Ökonomen für den Konjunkturaufschwung als besonders positiv bewertet", meint Studienautorin Karina Kaus, die das Center Volkswirtschaft, KonsumentInnen und Preise bei der Österreichischen Energieagentur leitet. "An erster Stelle stehen Infrastrukturinvestitionen in grüne Energie, gefolgt von Förderung von grüner Forschung und Entwicklung und Investitionen in die IKT und saubere Mobilität", so Knaus. Im Zuge der Studie wurden verschiedenen Zukunftsszenarien errechnet. Grund für dieses Vorgehen ist die volatile gesamtwirtschaftliche Situation, die keine aussagekräftigen langfristigen Prognosen zulässt. Ziel der Untersuchung war zudem die Entwicklung konkreter Handlungsempfehlungen.

Milliardeneffekte durch erneuerbare Energien

Michael Strugl: "Wenn es uns gelingt, dieses Projekt jetzt ins Rollen zu bringen, dann können wir ein Konjunkturpaket in Bewegung setzten, das in seiner Maximalvariante 43 Milliarden Euro an Investitionen bewirkt." Rund 25 Milliarden Euro davon sind für Projekte zum Ausbau der Erzeugung von sauberem Strom geplant, sie sichern bis zu 180.000 Arbeitsplätze und lösen inländische Wertschöpfung von 18 Mrd. Euro aus. Die Modernisierung und Digitalisierung der Netze erfordert Investitionen von etwa 18 Milliarden Euro und stößt inländische Nachfrage in der Höhe von 13 Mrd. Euro an.

Handlungsfeld 1: mehr Strom erzeugen und diesen effizienter nutzen

Um den Stromverbrauch bis 2030 zu 100% mit sauberem Strom aus Österreich zu decken, sieht das Regierungsprogramm 27 TWh mehr heimische Erzeugung aus Wasser, Wind und Sonne vor als heute. Dieses Ziel betrachtet Strugl als sehr ambitioniert, aber richtig. "Nur wenn wir genügend Strom produzieren, wird es möglich sein auf fossile Energieträger vollständig zu verzichten. Zwei Gesetze sind dafür entscheidend: das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz und die Novellierung des Energieeffizienzgesetzes", betont Strugl einmal mehr die Dringlichkeit der Rahmenbedingungen.

Für die Erhöhung der Energieeffizienz ist die Umstellung bestehender Prozesse auf Strom ein wichtiger Hebel - etwa in den Bereichen Raumwärme und Mobilität. Über Förderprogramme und steuerliche Erleichterungen können Anreize gesetzt werden, um Gebäude thermisch zu sanieren, die Heiztechnik zu erneuern und so den Gebäudebestand in Österreich zukunftsfit zu machen.

Handlungsfeld 2: Upgrade der Energieinfrastruktur

Der massive Ausbau stark schwankender Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen stellt auch die Netze vor eine Herausforderung. Investitionen in Übertragungs- und Verteilernetze - und künftig auch in Wasserstoff- und CO2-Infrastruktur - sind daher eine weitere wesentliche Säule der Energiewende. "Die Netze müssen moderner und digitaler werden, um damit die Kosten für Ausgleichsmaßnahmen zu reduzieren und die Sicherheit unserer Versorgung weiterhin zu garantieren", so Strugl.

Als weiteres wichtiges Thema nennt Strugl die Verlagerung des Individualverkehrs weg von der Zapfsäule hin zur Ladestation. Im Hinblick auf die Energieeffizienz wäre das ein Meilenstein - ein Elektroauto fährt mit demselben Energieaufwand etwa dreimal so weit wie ein Verbrenner.

Handlungsfeld 3: Flexibilisierung des Energiesystems

Wenn Österreich die Erzeugungskapazitäten wie geplant ausbaut, wird es künftig im Sommer eine Überproduktion von bis zu 11 TWh geben. Dieses Volumen wird wiederum im Winterhalbjahr fehlen - das ist deutlich mehr als zum Beispiel der Jahresbedarf von ganz Wien (8,4 TWh / Jahr). Zudem werden unsere Netze künftig einen immer größeren Anteil stark schwankender Erzeugung bewältigen müssen. Für diese Herausforderungen gibt es eine Reihe technischer Optionen, die in den nächsten Jahren realisiert werden müssen - von Batteriespeichern und Demand-Side-Management über Wärmekraftwerke bis hin zu Pumpspeicherkraftwerken. "Stromexporte und -importe werden in diesem Zusammenhang auf absehbare Zeit ihre Bedeutung nicht verlieren, denn Österreich ist keine Insel, sondern Teil Europas, auch beim Thema Strom", so Strugl abschließend.

Die vollständige Studie zum Download finden Sie hier



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /