Greenpeace und WissenschafterInnen fordern Mehrweg-Ausbau und Pfand
Offener Brief an Ministerin Gewessler und Staatssekretär Brunner bei Verpackungsgipfel überreicht
In einem offenen Brief fordern die Umweltschutzorganisation Greenpeace und WissenschafterInnen die Bundesregierung dazu auf, Einwegverpackungen zu reduzieren und Mehrwegsysteme stark auszubauen. Anlass ist die erforderliche Umsetzung des EU Kreislaufwirtschaftspakets im Abfallwirtschaftsgesetz (AWG). Beim heutigen Verpackungsgipfel des Klimaministeriums zur Reduktion von Getränkeverpackungen überreicht Greenpeace den Brief an Ministerin Leonore Gewessler und Staatssekretär Magnus Brunner. Die Regierung müsse die AWG-Novelle als Chance begreifen, Österreichs Abfallpolitik endlich auf Klima- und Umweltkurs zu bringen, so die Allianz aus Wissenschaft und Umweltschutz. Derzeit fehle es an verbindlichen Zielen zur Vermeidung von Müll und Wiederverwendung von Verpackungen, etwa bei Getränken.
"Die Mehrzahl der Verpackungen in Österreich wird nur einmal benutzt und dann weggeworfen. So wachsen die Müllberge weiter mit verheerenden Folgen für Klima, Umwelt und uns Menschen. Im Regierungsprogramm hat sich Grün-Türkis zur Förderung von Mehrwegsystemen bekannt - jetzt müssen den Ankündigungen Taten folgenâ, sagt Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace in Österreich. Gemeinsam mit österreichischen WissenschafterInnen aus den Bereichen Abfallwirtschaft, Ressourcennutzung und Umwelttechnik fordert Greenpeace die Bundesregierung dazu auf, Kunststoff-Verpackungsmüll bis 2025 um mindestens 20 bis 25 Prozent zu reduzieren, Mehrwegsysteme im Lebensmittelhandel auszubauen und ein Pfandsystem für alle Getränkeverpackungen einzuführen.
Anke Bockreis, Universitätsprofessorin für Abfall- und Ressourcenmanagement an der Universität Innsbruck erklärt: "Eine effektive Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiger Baustein, um Ressourcen zu schonen, gefährliche Abfälle zu vermeiden und Treibhausgasemissionen zu senken. Vermeidung und Wiederverwendung müssen dabei an oberster Stelle stehen."
Bockreis und zahlreiche österreichische WissenschafterInnen weisen darauf hin, dass eine effektive Kreislaufwirtschaft Ressourcen und das Klima schont. Erst im Jänner 2020 hat das Klimaschutzministerium eine Studie von BOKU, Montanuniversität Leoben und Technisches Büro Hauer veröffentlicht, die die Förderung von Mehrwegsystemen und Einführung von Pfand auf Getränkeverpackungen in Österreich empfiehlt. Jüngste Umfragen zeigen, dass über 80 Prozent der Menschen in Österreich mehr Mehrwegverpackungen und ein Pfandsystem wollen.
In OÌsterreich fallen pro Jahr 900.000 Tonnen Plastikabfall an - 30 Prozent sind Verpackungen, etwa von Getränken. Im Abfallwirtschaftsgesetz wird festgelegt, wie in Österreich Abfälle vermieden, erfasst, verwertet und entsorgt werden müssen. Schon jetzt ist die Abfallvermeidung als Grundsatz verankert, doch es fehlen konkrete Zielvorgaben und Umsetzungsmaßnahmen. Das hat dazu geführt, dass sich beispielsweise die Menge an Kunststoffverpackungsmüll in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt hat. Die Regierung muss in diesem Jahr das EU-Kreislaufwirtschaftspaket im österreichischen Gesetz verankern. Diese Gelegenheit müsse die Regierung nutzen, um Abfälle in Österreich verbindlich zu reduzieren und die Wiederverwendung von Verpackungen festzulegen, so Greenpeace und die WissenschafterInnnen.
Verwandte Artikel:
- Greenpeace-Beschwerde zu Molln: Verfassungsgerichtshof ist jetzt involviert
- Greenpeace zum Ski Weltcup Finale: Nur ambitionierter Klimaschutz kann unsere Winter retten
- Offener Brief an OMV und ÖBAG: 76 Wissenschaftler:innen fordern Absage der Gasbohrungen im Schwarzen Meer
- Greenpeace: OMV bedroht Klima und Delfine im Schwarzen Meer
- Gasbohrungen in Molln: Greenpeace-Beschwerde liegt nun vor Gericht
- ZEIGE ALLE BERICHTE ZU DIESEM THEMA
_____
Weitere Infos: Greenpeace Österreich
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /