© PID/Christian Fürthner / Spatenstich der Wien Kanal Außenstelle Wien Süd
© PID/Christian Fürthner / Spatenstich der Wien Kanal Außenstelle Wien Süd

Bauauftakt für neue Wien Kanal Zentrale in Liesing

Klimafreundlicher Standort mit Photovoltaik-Anlage, Dachbegrünung, Energiegewinnung aus Abwasser und viel Grünraum.

Zum Bauauftakt präsentierten Umweltstadträtin Ulli Sima, Liesings Bezirksvorsteher Gerald Bischof und Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer das zukünftige Gebäude am Standort in Inzersdorf. Wien Kanal, Österreichs größter Kanalnetzbetreiber, übersiedelt 2022 die Unternehmenszentrale vom 3. in den 23. Bezirk. Errichtet wird die neue Zentral auf dem Gelände der ehemaligen Kläranlage Blumental. Insgesamt werden rund 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am neuen Standort ihren Arbeitsplatz haben. Der Neubau steht dabei ganz im Zeichen des Klimaschutzes.

Intelligentes Bauen schont das Klima

In Zeiten von Hitzeinseln und versiegelten Betonflächen wurde bei der Planung des neuen Gebäudes großes Augenmerk auf klimaschonende Lösungen gelegt: "Eine Photovoltaikanlage liefert Strom aus Sonnenlicht. Die Energie zum Heizen und Kühlen wird dem Abwasser entzogen. Auf dem Dach wachsen wasserspeichernde Pflanzen, Kräuter und Gräser und kühlen damit die Decke. So baut die Klimamusterstadt Wien", erklärt Umweltstadträtin Ulli Sima die Highlights des Projektes. "Auch das Gebäudeumfeld wird großflächig mit Bäumen und Stauden bepflanzt, damit das Regenwasser versickern kann. Dadurch wird der natürliche Wasserkreislauf aufrechterhalten und das Mikroklima begünstigt", so Sima weiter.

Als wichtigen Impuls für die Wirtschaft und Investition in die Zukunft sieht Bezirksvorsteher Gerald Bischof das Projekt: "Unser Ansatz im Bezirk war immer schon dort zu sparen, wo es sinnvoll ist, und zu investieren wo es um die Zukunft geht". Wenn Wien Kanal durch diese Investition Kosten einspart, die Baufirmen Arbeit haben und am Ende das Klima geschont wird, ist das eine win-win-win-Situation".

Vorreiter bei Energie aus Abwasser

Gerade beim Einsatz der Wärmegewinnung aus dem Abwasser sind die Wiener Kanalprofis Vorreiter. Schon im Sommer 2006 wurde für den Betriebsstandort der Österreich-weit erste Kanalwärmetauscher im öffentlichen Abwassernetz in Betrieb genommen. Für den Neubau wurde die bestehende Anlage nun erweitert. Über einen 90 Meter langen Wärmetauscher im Kanal in der Großmarktstraße wird Energie in Form von Wärme oder Kälte entzogen, um das Gebäude im Sommer zu kühlen und im Winter zu heizen.

Eine Photovoltaikanlage wurde bereits in Kooperation mit Wien Energie auf einem bestehenden Werkstattgebäude errichtet und produziert jährlich bis zu 150.000 Kilowattstunden Strom. Das entspricht dem Verbrauch von ca. 40 Zweipersonen-Haushalten.

Auch das Bauwerk selbst trägt zur Energieoptimierung bei. Verstellbarer Sonnenschutz und wärmegedämmte Außenwände sind bekannte Maßnahmen um den Primärenergiebedarf zu senken. "Wir gehen einen Schritt weiter und aktivieren den Betonkern des Gebäudes" erläutert Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer eine weitere Maßnahme. Dabei werden Bauteile mit großer Masse, das sind üblicherweise Decken und Wände aus Stahlbeton, zur Temperaturregelung genutzt. Über ein Rohrleitungssystem wird Wärme oder Kälte in die Betonteile übertragen, gespeichert und langsam wieder an die Umgebung abgegeben. Das System ist so ausgelegt, dass insbesondere in den Übergangszeiten, sowohl geheizt als auch gekühlt werden kann. "Durch alle unsere Maßnahmen sind für die Kühlung und Heizung des neuen Gebäudes keine zusätzlichen Energiequellen erforderlich. Neben den ökologischen Vorteilen sparen wir uns dadurch bis zu 100.000 Euro an Energiekosten" so Ilmer weiter.

Standortstrategie für effiziente Dienstleistung

Der Neubau ist für Wien Kanal auch der Abschluss der in den 90er Jahren begonnenen Standortstrategie. Ziel war es, durch Standorte auf Eigengrund der Stadt Wien die laufenden Kosten zu reduzieren. Mit der Übersiedlung der Wien Kanal Zentrale sind aus den ursprünglich 12 Standorten drei, im 23., 19. Und 22. Bezirk, entstanden. Vor allem durch die Zusammenlegung von Werkstätten und Betriebsgebäuden können Synergien genutzt und Kosten eingespart werden.

Über Wien Kanal

Mit einer Leitungslänge von mehr als 2.500 Kilometer ist Wien Kanal Österreichs größter Kanalnetzbetreiber. Täglich wird etwa eine halbe Milliarde Liter Abwasser von 1,9 Millionen Menschen und 170.000 Gebäuden sicher und umweltgerecht zur ebswien hauptkläranlage in Simmering transportiert.

Rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, das Kanalnetz funktionsfähig und sauber zu halten. So werden zum Beispiel tägliche zwischen 15 und 20 Tonnen abgelagertes Material aus den Kanälen geräumt, um den Abfluss zur Kläranlage zu garantieren. 99,8 Prozent aller Haushalte in Wien sind an das städtische Kanalnetz angeschlossen. Trotzdem wächst das Wiener Kanalnetz jährlich um rund zehn Kilometer. Mehr als 700 Kanalbaustellen werden jedes Jahr zur Erhaltung und Reparatur des öffentlichen Kanalnetzes durchgeführt. Durchschnittlich fünf Kilometer Kanal werden unterirdisch, also nahezu aufgrabungsfrei saniert. Unterirdisch sind auch die Roboter von Wien Kanal unterwegs. Alleine im vergangenen Jahr haben sie mehr als 200 Kilometer im Abwasserlabyrinth zurückgelegt und die Rohre auf Beschädigungen untersucht.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /