© marietavasileva0 pixabay.com / Turmfalke
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Lichtblick für die Vogelwelt?

BirdLife Österreich präsentiert aktuelle Bestandsentwicklungen heimischer Feldvögel Die Zahl der Vögel geht dramatisch zurück. Seit 1980 verschwand europaweit mit rund 300 Millionen Brutpaaren die Hälfte der Vögel in ländlichen Regionen.

Wien –In Österreich ging die heimische Vogelpopulation auf Wiesen und Äckern in den letzten 20 Jahren im Schnitt um rund 40 Prozent zurück, bei einzelnen Arten gar um bis zu 90 Prozent. Es gibt nun einen Lichtblick für die heimische Vogelwelt, denn zum ersten Mal seit Ende der 1990er Jahre dürfte ihr Rückgang aufgehalten worden sein, wie aktuelle Forschungsergebnisse im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums zeigen.

Besonders hart getroffen hat es die Grauammer, dessen Bestand um 91 Prozent sank, gefolgt von Girlitz mit einem Minus von 85 Prozent und dem einst allerorts angetroffenen Rebhuhn mit einem Minus von 84 Prozent. Das ist die traurige Bestandsentwicklung heimischer Agrarlandvögel seit 1998. Auch die Turteltaube, Vogel des Jahres 2020, kämpft ums Überleben: minus 62 Prozent seit 1998 und minus 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Unsere ländlichen Regionen haben in den letzten Jahrzehnten stark an Strukturvielfalt verloren, wodurch es zum Sterben der Vögel kam!“, sagt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. „Nach einer langen Phase des Rückgangs haben wir seit einigen Jahren eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Jetzt müssen wir handeln! Erhöhen wir den Anteil strukturreicher Flächen auf Wiesen und Äckern, dann haben wir den starken Rückgang hoffentlich hinter uns!“, fordert Wichmann.

Bestandstrend der heimischen Brutvögel erstmals stabil

„Wir haben den Eindruck, die Bestände würde sich auf sehr niedrigem Niveau stabilisieren“, erklärt Wichmann. „Wobei dies immer in Relation zum gesamten Beobachtungszeitraum (1998 bis 2019) gesehen werden muss, indem eine markante Abnahme der Bestände der österreichischen Kulturlandschaftsvögel stattgefunden hat. Insgesamt sind in diesem Zeitraum im Schnitt rund 40 Prozent der Vögel verschwunden!“

Lichtblick für die Vogelwelt sind 10-14 Prozent ökologisch wertvolle Flächen

Zwei Gründe erscheinen für die derzeitige Stabilisierung der heimischen Kulturlandvögel auf sehr niedrigem Niveau wesentlich. Einerseits profitieren manche Vogelarten von der zunehmend trockenen Witterung und andererseits haben Biodiversitätsflächen insbesondere Brachen im Ackerland eine positive Wirkung auf die Anzahl und das Vorkommen heimischer Brutvögel (* ). Bei Feldlerche und Rebhuhn ist der Bestandrückgang vorerst gestoppt, Wendehals- und Schwarzkehlchenreviere nehmen sogar zu. „Wir empfehlen daher, den ehemals vorhandenen Strukturreichtum im Ackerland durch Brachen, Büsche, Feldgehölze oder Raine weiter zu erhöhen, sowie im Grünland ein- oder zweimähdige Wiesen wiederherzustellen. Wir benötigen österreichweit zehn bis 14 Prozent ökologisch wertvolle Flächen damit unsere Vogelwelt sich wieder erholen kann“, betont Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. „So können wir positiv auf das Überleben unserer heimischen Vogelwelt einwirken! Nun liegt es an der Politik, die richtigen Maßnahmen zu setzen, damit die Stabilisierung nachhaltig wirksam wird und es auch mit den Beständen der heimischen Vögel wieder aufwärtsgeht!“


Der Langzeittrend (1998 bis 2019) zeigt: Rund 40 Prozent der Vogelarten haben seit 1998 in ihren Beständen abgenommen (darunter etwa Grauammer, Girlitz, Rebhuhn), ein Achtel zeigt in diesem Zeitraum stabile Bestände (Turmfalke, Wendehals, Star) und bei einem weiteren Achtel kommt es zu einer Bestandszunahme (Feldsperling, Stieglitz).

Beim Kurzzeittrend (2014-2019) überwiegen bei 70 Prozent der Vogelarten die Trends mit unklarer Einstufung. Ein Fünftel der Arten kann als stabil eingestuft werden, während bei jeweils einer Art eine signifikante Zunahme (Neuntöter) bzw. Abnahme (Braunkehlchen) festgestellt werden kann.

Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, dass etwa drei Viertel der Vogelarten höhere Bestandszahlen als für das Jahr 2018 zeigten, bei einem Fünftel waren niedrigere (Turteltaube).



Der Farmland Bird Index

Seit 1998 erfasst die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich alljährlich den Bestand häufiger heimischer Vogelarten und berechnet daraus den sogenannten Farmland Bird Index (FBI). In Österreich wird der FBI jährlich im Auftrag des BMLRT aus den Daten des Brutvogel-Monitorings erstellt, das mit Unterstützung von Freiwilligen (Citizen Science) ausgeführt wird. Der FBI wird seit 2007 von der EU zur Evaluierung der Maßnahmen für die Entwicklung des ländlichen Raumes verwendet. Er stellt die Bestandssituation von Vögeln der Agrarlandschaft (vor allem Ackerland, Grünland, Obstbau, Weinbau) dar. Der Farmland Bird Index setzt sich aus den Bestandstrends 23 typischer, überwiegend im Kulturland vorkommender Vogelarten zusammen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /