© Gerhard Loidl (Land OÖ)
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Keine Betriebsbewilligung für Mochovce!

Wiener Umweltanwaltschaft warnt vor Betriebsbewilligung trotz gravierender Sicherheitsmängel

Auch wenn die Corona-Krise derzeit alles dominiert: Die Atomgefahr an Österreichs Grenzen bleibt und droht nun noch größer zu werden: Wiens Umweltstadträtin Ulli Sima warnt vor der kurz bevorstehenden Betriebsbewilligung für die Reaktoren 3 und 4 im grenznahen AKW Mochovce. "Die massiven Sicherheitsmängel sind nicht ausgeräumt, es gibt dramatische Warnungen von ehemaligen Kraftwerksmitarbeitern und Technikern. Die österreichische Bundesregierung muss umgehend aktiv werden, es wäre unverantwortlich, die Blöcke unweit der österreichischen Grenze in Betrieb zu nehmen", so Sima.

Die Stadt Wien kämpft seit Jahren gegen das AKW Mochovce und hat immer wieder auf die gravierenden Sicherheitsmängel hingewiesen. Sima konnte sich bei einem Besuch im AKW im Jahr 2008 von den dramatischen Zuständen der eingemotteten Kraftwerksteile überzeugen. Die Stadt Wien hat bei der grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung an die 200.000 Einwändungen übermittelt. Die Wiener Umweltanwaltschaft engagiert sich seit vielen Jahren und warnt vor den Sicherheitsmängeln in Mochovce. Das AKW stammt aus den 1970er Jahren, weder Technik noch Nachrüstungsmaßnahmen entsprechen den heutigen Standards. Sicherheitsrelevante Bauteile sind über Jahrzehnte auf der Baustelle eingemottet gewesen.

Aktuell - Kommt eine Betriebsbewilligung trotz dramatischer Sicherheitsmängel?

Jetzt steht die Bewilligung für den Betrieb an. Die Wiener Umweltanwaltschaft als Atomschutzbeauftragte der Stadt Wien hat sich wegen der besonderen Nähe der Anlage zu Wien und der Dringlichkeit entgegen der üblichen Praxis auch am innerstaatlichen Verfahren zur Betriebsgenehmigung der Anlage mit kritischen Stellungnahmen beteiligt. Kritikpunkte waren immer die mangelhafte Dokumentation, die mangelhafte Qualifikation der Bauausführenden, die mangelhafte Überprüfung der teils seit Jahrzehnten eingelagerten Bauteile und Maschinen und das völlig überalterte Design der Reaktoren. Umweltanwältin Andrea Schnattinger weist einmal mehr auf die Sicherheitsgefahren für Wien hin.

Die Hauptkritikpunkte bleiben auch heute noch aufrecht:

* Die Alterung der eingemotteten vor Ort befindlichen Anlagenteile sowie die problematische Dokumentation des Baus in Folge der langen Verzögerungen.

* Das fehlende Containment, das bei einem Unfall die Radioaktivität zurückhalten soll.

* Die Qualifikation des Ersatzsystems für das Containment (bubbler condensers) im Zusammenspiel mit externen Ereignissen oder bei maximaler Belastung im Notfall.

* Der unzureichende Schutz gegen Flugzeugabstürze.

* Der Standort und der Reaktor selbst ist in Bezug auf die Erdbebensicherheit weiterer Untersuchungen, beziehungsweise Ertüchtigungen, zu unterziehen.

* Die im Design dieses Reaktortyps (WWER-440/213) problematische Auslegung und Führung der elektrischen Leitungen.

* Mangelhafter Brandschutz

* Abschnittsweise Parallelführung von hochenergetischen Kühlmittelleitungen.

* Eine Lösung zur sicheren Entsorgung des anfallenden radioaktiven Mülls fehlt nach wie vor.

In der Vergangenheit hat sich konsequentes Vorgehen Österreich bereits einmal als sinnvoll erwiesen. Nach massiven Protesten wurden die bestehenden Blöcke 1 und 2 mit zahlreichen zusätzlichen Sicherheitseinrichtungen aufgerüstet. Alleine diese Maßnahmen werden bei den Blöcken 3 und 4 nicht mehr ausreichen, um eine halbwegs akzeptable Annäherung an den heutigen Stand der Technik zu erreichen. "Es ist also unerlässlich, dass die österreichische Bundesregierung aktiv wird und das Nachbarland Slowakei auffordert, die Inbetriebnahme zu verhindern. Corona darf keine Ausrede sein, die Atomgefahr an Österreichs Grenzen zu ignorieren. In Kürze jährt sich der traurige Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, spätestens seit 1986 weiß die Welt, welch todbringende Gefahr die Atomkraft ist", so Sima.


wien.gv.at



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /