© congerdesign auf Pixabay  / Ostereier
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Dalai Lama: "Trotz Corona das Klima nicht vergessen"

Auch in Corona-Zeiten ist Ostern das Fest der Hoffnung. Der Karfreitag hat nicht das letzte Wort. - Von Franz Alt

Es ist eine Frau, die am Ostermorgen das entscheidende Wort für die gesamte Geschichte des Christentums spricht. Während die Männer um Jesus noch verängstigt, verzweifelt und traurig sind, sagt Maria Magdalena: „Er lebt“. Ostern heißt für mich: Wir feiern das Leben.
Mitten in der Corona-Krise schreibt der Dalai Lama in einer „Sonderbotschaft an die Welt“: „Neben Corona dürfen wir Probleme wie den Klimawandel nicht vergessen. Ich finde großen Trost in dem folgenden weisen Rat: Wenn man eine Situation verändern kann, warum sich Sorgen machen? Und wenn man sie nicht verändern kann, was nutzt es dann, sich zu sorgen?“ Der Dalai Lama – ein Mann der Hoffnung.

„Schützt unsere Umwelt“ heißt der soeben publizierte „Klima-Appell“, den ich zusammen mit ihm geschrieben habe. Langfristig, so sagen uns die Klimawissenschaftler, ist die Klimaerhitzung das weit größere Problem als das Corona-Virus. Es wird sehr wahrscheinlich bald eine Zeit nach Corona geben.

Aber der Klimawandel kann den gesamten Planeten für Jahrtausende unbewohnbar machen. Im Januar 2020 war es auf unserem Planeten schon um drei Grad wärmer als in allen Januar-Monaten seit 1880, in Moskau schon um sechs Grad und in der Arktis um neun Grad.
In unserem neuen „Klima-Appell an die Welt“ warnt der Dalai Lama vor einer Wasser-Katastrophe durch die dramatische Eisschmelze in der gesamten Himalaya-Region. Zwei Milliarden Inder und Chinesen könnten dadurch bald keinen Zugang mehr zu Trinkwasser haben, das bisher aus dem Gletscherwasser der Himalaya-Berge kam. Doch diese Gletscher schmelzen inzwischen dreimal schneller als es die Wissenschaftler noch vor zehn Jahren befürchtet hatten.

Der Dalai Lama weist besorgt darauf hin, dass beide Großmächte beim künftigen Streit ums lebensnotwendige Wasser über Atombomben verfügen: „Ein Atomkrieg wäre wohl der letzte Krieg der Menschheit, weil es danach keine Menschen mehr gäbe, die noch einen Krieg führen könnten“.

Zwei Ereignisse haben Den Dalai Lama und mich veranlasst, jetzt dieses Buch zu schreiben.
Erstens die aufrüttelnde Umwelt-Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus und ihre positive Wirkung auf die Politik. Und zweitens das Phänomen Greta Thunberg, das in wenigen Monaten Millionen junger Menschen zu Protestaktionen für besseren Klimaschutz auf die Straßen trieb. Diese junge Frau sprach vor der UNO, sie wurde vom Papst empfangen, trat auf Weltklima-Konferenzen und dem Weltwirtschaftsforum auf und redete vor Zehntausenden in Hamburg und Berlin über die Gefahren des Klimawandels.
Der Dalai Lama hat Greta Thunberg in einem persönlichen Brief ermuntert, weiter zu machen. Ihr habt zwei unwiderlegbare Argumente auf eurer Seite, ließ er die junge Schwedin wissen: Eure Jugend, also euer ganzes Leben und die gesamte Wissenschaft.
In den letzten vier Jahrzehnten habe ich meinen Freund, den Dalai Lama, den Papst des Ostens, 40mal getroffen. Wir haben zusammen 15 Fernsehsendungen produziert. In unseren letzten Gesprächen haben wir den „Klima-Appell“ formuliert, der jetzt als Buch vorliegt. Der Dalai Lama dazu: „Es geht um das Überleben der Menschheit“.

Die sieben Weisheiten des Dalai Lama:

1. Verantwortung und Gemeinschaft

Mit heute 7,7 Milliarden Menschen sind die Zeiten endgültig vorbei, bei denen wir sagen konnten „Unser Land zuerst“ oder „America first“; oder „Meine Zukunft ist wichtiger als deine“. Die Zukunft unserer Welt beruht auf der Erkenntnis der Abhängigkeit voneinander. Alles hängt mit allem zusammen. Es gibt nur ein Leben, auf einer Erde, unter einer Sonne. „In der Tiefe ist alles eins. Die Klimaerhitzung können wir nur gemeinsam stoppen“.

2. Der Dalai Lama sagt: „Ohne Menschen ginge es der Erde besser“

Aber er fügt auch hinzu: Alle Probleme, die von Menschen geschaffen sind, sind auch von Menschen lösbar. Es gibt immer Alternativen.

3. Der Dalai Lama fordert eine „Weltrevolution des Mitgefühls“

Es ist unverantwortlich, dass wir heute an einem Tag so viel Kohle, Gas, Benzin und Öl verbrennen wie die Natur in einer Million Tagen angesammelt hat. Wir können und müssen in den nächsten zehn Jahren zu hundert Prozent auf erneuerbare Energien umsteigen. Nur so schaffen wir ein Gleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie. Allein die Sonne schickt uns 15.000mal mehr Energie als die gesamte Menschheit heute verbraucht. Sonne, Wind, Wasserkraft, Bioenergie, Erdwärme sowie Strömungs- und Wellenenergie der Ozeane sind die Energieträger der Zukunft. Die Natur hat alles bereit, was die Menschheit in Zukunft braucht. Soeben wurde bekannt, dass Deutschland in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 bereits 52% seines Stromverbrauchs erneuerbar erzeugt hat.

4. Wir sollten Bäume pflanzen und die Wüsten begrünen

„Das ist mein großer Traum. Wir brauchen viel mehr grüne Wälder“. Äthiopien habe es vorgemacht: Dort wurden 2019 an einem Tag mehr als 300 Millionen Bäume gepflanzt.

5. Der Dalai Lama fordert ein globales, neues Bildungssystem -
mit mehr Umweltbildung und vor allem mehr Herzensbildung.


6. Er sagt auch: „Buddha wäre heute ein Grüner“

Und:“ Wenn ich in Europa leben würde, würde ich die Grünen wählen“.

7. Wir brauchen, um die Probleme der Zukunft zu lösen, viel mehr Frauen in politischen und wirtschaftlichen Spitzenpositionen

Frauen seien dem wirklichen Leben näher als Männer.

Schließlich bittet der Dalai Lama die Älteren um mehr Solidarität mit der jungen „Fridays-for Future“-Bewegung. „Lasst die Jungen nicht allein beim Kampf um ihre Zukunft“, fordert er. Und die Politik bittet er, nach der Corona-Krise die Vorschläge der Wissenschaftler so ernst zu nehmen wie sie das bei der Corona-Krise gerade weltweit tut.

Das heißt: So wie in diesen Tagen die Bundesregierung auf die Vorschläge des Robert-Koch-Instituts hört, sollte sie künftig auf die Vorschläge der Klimawissenschaftler hören. Das ist eine österliche Forderung. Der Dalai Lama ist ein Mann der Hoffnung, ein großer Visionär.



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Quelle: © Dr. Franz und Bigi Alt / Sonnenseite.com

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /