© Lukas Pawek / Mein E-Bike mit Stromauskoppelung - zum Beispiel zum Betrieb von Lautsprechern
© Lukas Pawek / Mein E-Bike mit Stromauskoppelung - zum Beispiel zum Betrieb von Lautsprechern

Mit dem E-Bike Veranstaltungen mit Sound unterstützen

Auch eine Blackout-Prävention ist damit möglich. Eine schrittweise Umbau-Anleitung von Lukas Pawek von autarkie.at. Der Umbau erfolgt auf eigene Gefahr und sollte nur von technisch versierten Personen durchgeführt werden

© Lukas Pawek / Peter Ott beim Löten des Widerstands, der notwendig ist, um die Kondensatoren des Wechselrichters "sanft" zu laden, um die Batterie damit zu schützen
© Lukas Pawek / Peter Ott beim Löten des Widerstands, der notwendig ist, um die Kondensatoren des Wechselrichters "sanft" zu laden, um die Batterie damit zu schützen
© Lukas Pawek / Ein Powerpole-Anschluss mit - und einer ohne Widerstand.
© Lukas Pawek / Ein Powerpole-Anschluss mit - und einer ohne Widerstand.

E-Bikes bieten heutzutage eine enorm hohe Speicherkapazität. Die Akkus sind bereits mit bis zu einer Kilowattstunde erhältlich. Das ist soviel Strom, wie man für eine Stunde kochen benötigt! Oder für einige Stunden Musik/Ton bei Veranstaltungen. Aber mehr dazu später im Text. Da die Akkus auch schnell getauscht werden können, ist die Kapazität beliebig erweiterbar. Ein Zusatzvorteil der E-Bike-Akkus ist, dass diese im Regelfall wasserdicht sind und die Kapazität, mit wenigen Handgriffen, eben auch für andere Aufgaben als zur reinen Fortbewegung genutzt werden kann. Ideal sind 48 Volt Akkus, da diese ohne Umwandlung an einen 48 Volt Insel-Wechselrichter angeschlossen werden können.

Rechtlicher Hinweis

Diese Umbauten sollten nur von Menschen gemacht werden, die auch wissen, was sie tun. Lesen Sie bitte unbedingt den rechtlichen Hinweis zu solchen Tipps!! --> Hier steht der Hinweis (unter dem Impressum). Da das eine oder andere Kabel durchtrennt wird, ist auch zu beachten, dass zumindest die Akku-Garantie des Herstellers erlöschen wird. Auch sind Wechselrichter zum stationären Betrieb und nicht auf einen Fahrrad-Einsatz ausgelegt. Das sollte bedacht werden. Auch eine Erdung ist bei mobilem Betrieb naturgemäß nicht möglich!

Das brauchst Du - Ausrüstungsliste

* Einen 48 Volt (E-Bike-)Akku mit einem Batteriemanagement-System (BMS), das zum Beispiel vor zu hohen Strömen und einer Verpolung schützt. Üblicherweise ist ein BMS im Akku verbaut - notfalls: Nachfragen beim Akku-Hersteller/Verkäufer!

* Einen 48 Volt Wechselrichter, in unserem Fall ein Victron Phoenix Ve.Direct 48/250W. Dieser bietet eine Dauerleistung von 200 Watt, was für viele Lautspreicher ausreichend ist, denn die elektrische Leistungsaufnahme ist meist nur ein Bruchteil der am Lautsprecher angegebenen "Sound-Leistung".

* Idealerweise ein Hinterrad-gefederter Gepäckträger, um den Trafo zu schonen, zum Beispiel dieser hier, der auf einem (gefederten) Mountainbike-Sattelrohr mit wenigen Handgriffen montiert wird: Freerack-Gepäckträger.

* Eine Gepäcktasche, mit der der Wechselrichter transportiert wird, zB. diese von Rixen und Kaul. Durch das Klickfix-System kann die Tasche mit einem Handgriff entnommen werden.

* Zwei ca. 1m lange 2,5 mm2 dicke Kabel (am besten in rot und schwarz, um möglichst eine Verpolung zu vermeiden). Die Kabel müssen auf die Spannung und die Stromaufnahme dimensioniert sein. Die Spannung liegt in diesem Fall bei mindestens 48 Volt, also ein Kabel, das für 100 Volt gebaut ist, sollte reichen. Hinweise zur Stromaufnahme finden sich in der Betriebsanleitung des Wechselrichters. In diesem Fall gibt Victron (Stand: Jänner 2020) einen Kabelquerschnitt von 2,5 mm2 bis 1,5m Kabellänge an.

* Für die Kabelverbindungen ausreichend dimensionierte Powerpole-Stecker, in diesem Fall: 30 Ampere. Weiters: Schrumpfschläuche, zwei Aderendhülsen. Eine Powerpole-Crimpzange und eine Abisolierzange sollten sowieso in keinem guten Haushalt fehlen.

* Einen Widerstand. In diesem Fall hat Elektronik-Guru Peter Ott, der den Widerstand bereitgestellt und eingebaut hat, 27 Ohm vorgeschlagen.

Der Umbau

1. Wichtig! Die Batterie sollte aus Sicherheitsgründen vom Rad abgenommen werden. Nun wird das Batteriekabel zwischen Motor und Batterieversogung durchtrennt und abisoliert. Die getrennten Kabel werden entsprechend mit Powerpoles gecrimpt und - je nach Polung - mit dem entsprechend roten und schwarzen Powerpole-Stecker verbunden. Anleitungen dazu gibt es im Internet zahlreiche. Die Kabel sollten mit Schrumpfschläuchen geschützt werden. Die Verbindung sollte mit einem Powerpole-Verbindungsstecker fixiert werden, um ein Loslösen zu verhindern. Außerdem sollte die Verbindung wasserdicht geschützt werden, zB. in einer kleinen Radtasche, die sich nach unten öffnet.

2. Das ein Meter lange Verbindungskabel wird am Wechselrichter-Ende mit Aderendhülsen gecrimpt. Am anderen Ende wird es am Minus-Pol (schwarz) mit einem Powerpole-Stecker gecrimpt und verbunden.

3. Am roten Kabel (Plus-Pol) werden zwei Powerpole-Steckverbindungen angebracht. Eines für eine direkte Verbindung. Und eine weitere Powerpole-Steckverbindung (zB. mit einer anderen Farbe) für eine Verbindung über einen Widerstand (siehe Ausrüstungsliste).

4. Das Verbindungskabel sollte zB. mit Kabelbinder am Rad gesichert werden, damit dieses nicht in die Speichen gelangt. Die jeweiligen Enden sind wassergeschützt einzupacken.

5. Um die Anschlüsse zu schützen und zu verhindern, dass sich die Kabel leicht lösen, sollten diese sauber in Schrumpfschläuchen "eingepackt" werden.

6. Üblich ist zwar, dass der Akku mit diversen Sicherungen ausgestattet ist, zur Sicherheit kann allerdings noch eine Sicherung im Verbindungskabel eingebaut werden.

Das war's. Wie funktioniert jetzt der Echteinsatz?

Das Vorladen des Wechselrichters:
Jeder Wechselrichter hat zum Ausgleich von Stromspitzen am Gleichspannungseingang kräftige Kondensatoren. Verbindet man diese direkt mit der Batterie, kommt es zu sehr hohen Strömen, die zum Abschalten der Batterie oder sogar zu deren Beschädigung führen können. Es ist daher dringend zu empfehlen, vor jeder Inbetriebnahme für eine langsame Vorladung dieser Kondensatoren zu sorgen. Dies erfolgt durch einen Serienwiderstand in der Plus-Leitung. Dazu muss der Wechselrichter abgeschaltet sein. Der Minuspol kann verbunden bleiben. Der Pluspol hingegen wird zuerst für einige Sekunden über den Vorwiderstand mit der Batterie verbunden. Danach erfolgt das Umstecken auf den direkten Plus-Pol. Jetzt kann der Wechselrichter eingeschaltet werden! Nicht vergessen: Jedes Mal, wenn die Batterie ausgeschaltet wird, auch den Pluspol trennen! Achtung: Der Wechselrichter darf nur eingeschaltet werden, wenn der Pluspol direkt mit der Batterie verbunden ist! Bleibt der Widerstand in der Plusleitung, wird er sehr schnell heiss werden und durchbrennen! Also nicht vergessen: Immer einige Sekunden vorladen, dann umstecken, dann einschalten...

Der Betrieb des Wechselrichters sollte so erfolgen, dass eine Lüftung ermöglicht wird. Dazu ist dieser der Radtasche zu entnehmen. An einer mobileren Version arbeiten wir jedoch auch bereits.

Blackout-Prävention

Was hat dieses Rad nun mit einer Blackout-Prävention zu tun? Eine ganze Menge. Wir haben in unserem Autarkie-Buch Tipps für energieeffizientes Kochen zusammengestellt. Schon mit 400 Watt Leistung (bei einem entsprechend größeren Wechselrichter) können zahlreiche Reiskocher betrieben werden, die (auf eigene Gefahr) zum Kochen diverser Gerichte genützt werden können, wie wir das seit Jahren erfolgreich praktizieren. Eine Mahlzeit "kostet" damit pro Person nur 0,1 Kilowattstunde. Mit einem Akku können also bis zu zehn warme Mahlzeiten zubereitet werden, was für einige Tage reichen sollte. Und, wenn das Fahrrad mit einem guten Ladegerät und einem Solarmodul ausgerüstet wird, kann es auch den Strom selbst "produzieren". Selbst im Winter ist hier die Stromproduktion für ein paar Mahlzeiten täglich möglich. So ein komplett autarkes Rad-Upgrade wäre dann ein weiteres interessantes Projekt...

Für viele Anwendungsfälle, auch zum Beispiel zum Betrieb mancher Lautsprecher, ist ein Wechselrichter übrigens gar nicht notwendig. Umwandlungsverluste entfallen so komplett. Auch dazu gibt es Tipps in unserem Autarkie-Buch.

Fahr' nicht fort, kauf' im Ort

Die oben genannten Links sollen den Umbau erleichtern und enthalten Affiliate-Links zu Amazon. Besser ist es natürlich, bei einem lokalen Händler einzukaufen.
Exzellente autarke solare Produkte gibt es in Graz bei Peter Polz (www.polz.at), wo der oben beschriebene Wechselrichter gekauft wurde.
In Wien bietet Martin Köck von ElfkW tolle E-Bike-Umbausätze und Zubehör. Das oben beschriebene, umgebaute Fahrrad wurde mit seinem System umgerüstet. Und nein, wir erhalten kein Geld weder von Martin Köck, noch von Peter Polz für diese nette Erwähnung ;-)



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Buch: "Autarkie - Leben in Freiheit" - von Franz Spreitz und Lukas Pawek
Jetzt kaufen: www.autarkie.at

Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /