© Catalania Catalino / pixabay.com
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Vor 10 Jahren bisher schwerster Störfall in der Gronauer Urananreicherungsanlage

Bürgerinitiativen und Umweltverbände warnen weiterhin vor den Gefahren der Atomfabrik nahe der niederländischen Grenze.

Damals, am 21.1.2010, wurde ein Arbeiter in der Anlage verstrahlt. Er hatte einen vermeintlich leeren Urancontainer geöffnet, in dem sich tatsächlich noch radioaktives Uranhexafluorid befand. Der Vorfall brachte zahlreiche Mängel beim Katastrophenschutz an das Tageslicht. Der Betroffene musste eine Irrfahrt zu vier Krankenhäusern durchstehen – griffiger Katastrophenschutz sieht anders aus.

Völlig unklar ist bis heute, was bei Störfällen mit massiven Uranfreisetzungen aus der Urananreicherungsanlage oder bei einem Transportunfall mit Uranhexafluorid passieren würde. Es könnten hunderte oder tausende Menschen betroffen sein und verseucht werden. Im Münsterland würden die Plätze in den Krankenhäusern für die vielen Menschen nicht ausreichen.

Der Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau, der Natur- und Umweltschutzverein Gronau (NUG), das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, das Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) fordern anlässlich des traurigen Jahrestages erneut die sofortige Stilllegung der umstrittenen Atomfabrik, damit solche unnötigen Gefahren vermieden werden.

Die Urananreicherungsanlage wird für die Energieversorgung in der Bundesrepublik Deutschland nicht benötigt, beliefert aber unsichere AKW weltweit, darunter belgische und französische Pannenreaktoren in der Nähe der deutschen Grenze. Zudem produziert sie bei der Anreicherung Unmengen von Atommüll, dessen Entsorgung ungeklärt ist. Zudem kann die Zentrifugentechnik, die in der Anlage zum Einsatz kommt, auch zum Bau von Atomwaffen genutzt werden.

Unverständlich ist, dass die gefährliche Anlage noch immer vom Atomausstieg in Deutschland ausgenommen ist; sie unterliegt keiner Laufzeitbegrenzung. Noch im letzten Jahr hat die Große Koalition im Bundestag Anträge zur Schließung der Anlage abgelehnt, obwohl Gutachten die Möglichkeiten der Stilllegung bestätigen. Der vielfältige Widerstand gegen die Anlage, der seit dem Störfall 2010 stark zugenommen hat, muss und wird also weiter gehen.

An jedem ersten Sonntag im Monat seit Ende 1986 findet ein Sonntagsspaziergang der Anti-Atomkraft- und Friedens-Bewegung an der UAA Gronau statt. Der Neujahrsspaziergang am 5. Januar 2020 war gleichzeitig der 400. Sonntags-spaziergang an der Urananreicherungsanlage. Nächster Termin: 2. Februar.

Mit der Entwicklung des Urenco-Konzerns an dem auch RWE und E.ON beteiligt sind, der neben der Gronauer Anlage zwei weitere Urananreicherungsanlagen in Europa und eine in den USA betreibt, befasst sich eine Anti-Atom-Konferenz am 29. Februar ab 13.30 Uhr im Theaterhotel im niederländischen Almelo. Auch der BBU und der AKU Gronau laden zur Teilnahme ein. Informationen unter www.laka.org.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /