© Biomasseverband / Eröffnung der Mitteleuropäischen Biomassekonferenz CEBC 2020
© Biomasseverband / Eröffnung der Mitteleuropäischen Biomassekonferenz CEBC 2020

Fossilausstieg mit Bioenergie als wesentlichem Faktor

Beeindruckende Konferenz mit 260 Vortragenden stellt Bioenergie in allen Facetten in den Mittelpunkt

Graz - „Die nachhaltige und regionale Nutzung des vielseitig verwendbaren Rohstoffes Holz ist ein internationales Erfolgsmodell und hat uns im Bereich der Bioenergie zum Weltmarktführer gemacht. Der österreichische Wald ist ein unglaublicher Schatz, den wir weiter nutzen müssen. Die heimische Bioenergie-Technologieführerschaft der Betriebe und die renommierte Forschungstätigkeit führen dazu, dass wir anlässlich der 6. Mitteleuropäischen Biomassekonferenz CEBC 2020 260 Vortragende aus allen Kontinenten und über 1.000 Besucher in Graz begrüßen dürfen“, so eröffnete Franz Titschenbacher, der Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, eine der wichtigsten Veranstaltungen der Bioenergie-Branche aus ganz Europa. „Bioenergie ist nicht nur ein wertvoller Beitrag bei der Bewältigung von Schadereignissen wie Windwürfen, Borkenkäferschäden sowie Klimawandelanpassungen im Wald, sondern auch der bedeutendste erneuerbare Energieträger und damit der wichtigste Baustein beim Ausstieg aus der fossilen Energie. Gemeinsam mit unseren Partnern Windkraft, Solarenergie und Wasserkraft können wir ein kostengünstiges, nachhaltiges und umweltschonendes Energiesystem sicherstellen. Das vorliegende Regierungsprogramm, das wir außerordentlich positiv bewerten, ist ein sehr guter Start in das Energiewende-Jahrzehnt bis 2030. Was wir jetzt brauchen sind stabile gesetzliche Rahmenbedingungen für den Ausbau der Erneuerbaren im Wärme-, Strom-, Gas- und Treibstoffbereich und einen konsistenten Ausstiegsplan für fossile Energien.“

European Green Deal mit großem Potential

Eu-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat im Dezember die wesentlichen Fakten des „Europäischen Green Deal“ vorgestellt. Vorgesehen ist ein umfassendes Maßnahmenpaket im Kampf gegen den Klimawandel. Erfasst werden damit vor allem die Bereiche Umwelt, Klima, Landwirtschaft, Mobilität, Energie, Kreislaufwirtschaft und Biodiversität. „Das Ziel ist klar: Europa soll bis 2050 klimaneutral werden. In Österreich sind wir meinem Ansehen nach bereits Klimaschutzvorreiter und haben die besten Voraussetzungen. Der Green Deal bietet jetzt immenses Potential, fossile Ressourcen durch erneuerbare Ressourcen zu ersetzen, Bioökonomie zu leben, zum Wohle unserer zukünftigen Generationen. Nutzen wir dieses Potential auch“, erklärt Simone Schmiedtbauer, EU-Parlamentsabgeordnete und Agrarsprecherin der ÖVP-Fraktion im Europaparlament. „Wir, österreichische Land-, Forst- und Energiewirte, leben Klimaschutz auf unseren kleinstrukturierten Familienbetrieben an 365 Tagen im Jahr. Nirgends wird so umweltbewusst und nachhaltig gewirtschaftet wie in der heimischen Land- und Forstwirtschaft. Unser ökosozialer Weg hat sich bewährt und kann richtungsweisend für ganz Europa sein“, ist Schmiedtbauer überzeugt.

Österreich ist in der Bioenergie-Forschung weltweit an der Spitze

„International wettbewerbsfähige Spitzenforschung und ein hohes Maß an Kundenorientierung in der anwendungsorientierten Forschung sind die Ansprüche der heimischen Bioenergie-Forschung. Unsere Kernkompetenz ist die saubere und effiziente energetische Nutzung von Biomasse. Wir bearbeiten aber auch die Themenfelder wie die Verwertung von Reststoffen, die Entwicklung von Energiemanagementsystemen und die Planung und Regelung von Mikronetzen“, meint Walter Haslinger, Geschäftsführer des Forschungsinstitutes BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH. Die Analysen von BEST zeigen z.B. auf, dass sich bis 2050 trotz deutlich erhöhtem Einsatz von Biomassekesseln (bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung und Gebäudedämmung), die Staubemissionen aus Kleinfeuerungen bis dahin um rund 90% verringern werden. Möglich wird diese durch den Ersatz veralteter Feuerungsanlagen (Allesbrenner verursachen 68% der Feinstaubemissionen aus Holzheizungen) durch moderne, elektronisch geregelte, emissionsarme Feuerungen. Die neueste BEST-Studie hat die Kosten von CO2-Einsparungsmaßnahmen im NON-ETS-Bereich analysiert und kommt zum Schluss, dass Bioenergie-Technologien die günstigste Lösung zur Energiewende im Raumwärme- und Verkehrsbereich darstellen. Besonders vielversprechend ist laut Haslinger die in Österreich entwickelte Vergasungstechnologie. Von ihr ausgehend ist auch die Produktion von Wasserstoff, synthetischem Erdgas, Diesel, Kerosin, aber auch Strom und Wärme möglich. „Rohstoffe sind bei entsprechenden Mobilisierungsmaßnahmen und effizientem Umgang mit dem Rohstoff Biomasse und Energie im Allgemeinen ausreichend vorhanden“, meint Haslinger.

Biomasse und Bioenergie sind die wichtigsten Erneuerbaren Energieträger und mit einem Anteil von 55,7 Prozent an der Gesamtenergiegewinnung nicht aus dem österreichischen Erneuerbaren-Mix weg zu denken. Knapp 80 Prozent der Bioenergie basiert auf Holz. „Österreich ist mit 47,9 Prozent mit Wald bedeckt und steckt somit voller nachwachsender Energie“, sagt Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. „Energiegewinnung aus Biomasse und die damit einhergehende nachhaltige Waldbewirtschaftung sind wichtige Säulen in unseren Regionen. Die Biomasse wird einen wichtigen Platz in unserem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus haben“, so Köstinger bei der Eröffnung der Konferenz und ergänzte: „Mit der Nutzung von Bioenergie schaffen wir Wertschöpfung in den Regionen und sichern nachhaltige Arbeitsplätze. Biomasse ist für den ländlichen Raum und die bäuerlichen Familienbetriebe ein unverzichtbares Standbein.“

Über die Konferenz


Die 6. Mitteleuropäische Biomassekonferenz kann an die Erfolge ihrer Vorgängerinnen anschließen. Die Veranstalter begrüßen heuer 1.500 TagesteilnehmerInnen aus 35 Nationen. Die Mitteleuropäische Biomassekonferenz in Graz hat sich zu einer der weltweit bedeutendsten und größten Bioenergie-Veranstaltungen entwickelt. Heuer werden den BesucherInnen über 200 Fachvorträge in 28 Themenblöcken zu Wärme, Strom und Kraftstoffen aus Biomasse angeboten. Mehr als 50 Medienpartner, Partnerverbände, Bildungs- und Messepartner begleiten die Konferenz. „Greening the Strategies“ ist das Leitthema der im Dreijahresrhythmus stattfindenden, bereits mehrmals ausgezeichneten Konferenz. Die CEBC 2020 vernetzt EntscheidungsträgerInnen aus den Bereichen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft und setzt durch das Aufzeigen von technologischen Entwicklungen und Praxisberichten neue Impulse für die Energiewende. Als Impulsgeber für die gesamte Branche ist es den Veranstaltern Österreichischer Biomasse-Verband, Landwirtschaftskammer Steiermark und BEST – Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH besonders wichtig, durch ein umfangreiches Rahmenprogramm möglichst viele VertreterInnen der Wissenschaft und Praxis zu vereinen. Auf der Website www.cebc.at sind weitere Informationen ersichtlich.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /