© Kai Festo / Aktivsten und Aktivistinnen von System Change not Climate Change  kame im Pyjama
© Kai Festo / Aktivsten und Aktivistinnen von System Change not Climate Change kame im Pyjama

ÖBB Nachtzug ab sofort von Wien nach Brüssel

Österreichische EU-Abgeordnete sind äußerst erfreut über die Verbindung

© ÖBB/Harald Eisenberger / Nightjet
© ÖBB/Harald Eisenberger / Nightjet

Wien - Heute Abend fuhr der erste ÖBB Nightjet von Wien nach Brüssel ab. Unter dem Motto »Love Your Planet« wurde der Nachtzug Wien – Brüssel am Hauptbahnhof Wien verabschiedet, dabei war nicht nur Andreas Matthä, CEO, ÖBB-Holding AG, sondern auch Verkehrsministerin Leonore Gewessler und Ghislain D’hoop, der belgische Botschafter in Österreich sowie Alexander Egit, der Geschäftsführer von Greenpeace.

Auf die Reise nach Brüssel machten sich EU-Parlamentsvizepräsident Othmar Karas und die Mehrheit der Europaabgeordneten aus Österreich, darunter Angelika Winzig, Simone Schmiedtbauer, Lukas Mandl und Barbara Thaler von der ÖVP, Andreas Schieder, Günther Sidl und Hannes Heide von der SPÖ, Roman Haider von der FPÖ und von den Grünen Monika Vana, Sarah Wiener und der Co-Vorsitzenden der europäischen Grünen, Thomas Waitz sowie die Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr und Tourismus des Europäischen Parlaments (TRAN), Karima Delli (Frankreich, Grüne/EFA).

Ebenfalls an Bord Martin Selmayr, Vertreter der Europäischen Kommission in Österreich. Er sagte: „Ein Viertel der Treibhausgasemissionen in der EU entfällt auf den Verkehrssektor. Im Zuge des Grünen Deals, den die Europäische Kommission im Dezember vorgestellt hat, soll Europa bis 2050 klimaneutral werden. Um das zu bewerkstelligen, müssen wir die verkehrsbedingten Emissionen um 90 % senken. Dafür brauchen wir dringend Initiativen wie diese. Es ist höchste Eisenbahn für Klimaschutz.“ Laut Greenpeace verursacht ein Flugpassagier auf der rund 1000 Kilometer langen Strecke von Wien nach Brüssel 410 kg CO2, ein Fahrgast des Nightjet hingegen nur 40 kg. „Der Nightjet ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Um Dienstreisenden die nötige Flexibilität zu bieten, wäre es allerdings vorteilhaft, den Fahrplan noch deutlich auszuweiten und die Zugtaktung zu erhöhen“, ergänzte Selmayr.

Othmar Karas begrüßte die neue Zugverbindung: "Das ist ein innovativer Schritt, der den Zugang für Jugendliche nach Brüssel zu den EU-Institutionen erleichtert und zugleich einen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Ich freue mich, den Zug gemeinsam mit ÖBB-Generaldirektor Andreas Matthä verabschieden zu können. Gratulation an die ÖBB."

Andreas Schieder freute sich ebenfalls über die Premiere: „Nachtzüge sind eine attraktive Alternative zum Kurzstreckenflug, denn man kommt entspannt und umweltfreundlich ans Ziel. Mit einer direkten Nachtzugverbindung Wien-Brüssel rückt die europäische Hauptstadt auch näher an Österreich. Gerade für Strecken bis 1000 Kilometer ist die Bahn im Sinne des Klimaschutzes ohnehin das sinnvollste Verkehrsmittel. Die ÖBB setzen mit ihrem europaweiten Engagement für den Nachtzug genau die richtigen Akzente und gehen mit gutem Beispiel voran."

Unter der Führung von Karima Delli ist es dem TRAN-Ausschuss des EU-Parlaments gelungen, Mittel für ein Pilotprojekt zur Wiederbelebung der grenzüberschreitenden Nachtzüge aus dem EU-Haushalt für 2020 zu mobilisieren. „Im Kontext des Green Deals und dem Ziel, CO2-Emissionen bis 2030 um mindestens 55% zu reduzieren, sind Nachtzüge eine großartige Alternative zu Flugzeugen. Die ÖBB sind seit Jahren führend in diesem Gebiet und sollten eine Inspiration für andere Eisenbahngesellschaften in Europa sein“ erklärt Delli. „Als Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr und Tourismus werde ich mich für stärkeren politischen Rückhalt für Nachtzüge und für die stärkere Besteuerung des Flugverkehrs einsetzen. Nachtzüge sind die Zukunft. Unser Planet braucht eine Beschränkung des Flugverkehrs und die Nachfrage nach solchen Zügen ist in ganz Europa groß“, so Delli.


Aktivist*innen der Klimaaktionsgruppe „System Change, not Climate Change!“ kamen mit Schlafsäcken und im Pyjama um diesen Schritt in Richtung eines zukunftsfähigen Transportsystems zu feiern. „Wir begrüßen die Initiative der ÖBB. Der Ausbau von Nachtzugverbindungen ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt, um klimaschädliche Kurzstreckenflüge in Europa durch attraktive Nachtzüge zu ersetzen! Züge statt Flüge!“, so Nino Gamsjäger von „System Change!“.

„In Zeiten der Klimakrise braucht es statt der 3. Piste am Flughafen Wien, dem klimaschädlichsten Megaprojekt Österreichs, eine rasche Reduktion von Flügen. Die von der neuen Regierung vorgeschlagene pauschale Flugticketabgabe ist angesichts der Klimakrise weniger als ein Tropfen auf dem heißen Stein“, so Mira Kapfinger von „System Change!“. Für Langstreckenflüge, die aufgrund der weiten Distanzen insgesamt klimaschädlicher sind als Kurzstreckenflüge, würde die vorgeschlagene Pauschale die Abgabe sogar verringern.
Um klimaschonende Mobilität flächendeckend zu ermöglichen, muss internationales Reisen mit dem Zug für alle Menschen leistbar werden – was durch die Abschaffung der ungerechten Steuerprivilegien für den Flugverkehr und eine zweckgebundene Verwendung der dadurch gewonnenen Mittel finanzierbar wäre. „Neben einer längst fälligen Steuer auf Kerosin müssen zusätzliche Schritte gesetzt werden, um zu verhindern, dass Fliegen noch stärker zu einem Privileg für einige wenige reiche Vielflieger*innen wird. So wäre eine Steuer auf Vielfliegen eine sozial gerechte Maßnahme: Je mehr jemand fliegt, desto höher wird die Steuer“, so Kapfinger.


Zweimal wöchentlich von Wien nach Brüssel mit den Nightjet

Ab sofort fährt der ÖBB-Nightjet zweimal wöchentlich von Wien nach Brüssel, und zwar Sonntagabend und Mittwochabend, jeweils am nächsten Tag geht der Zug retour. Die Züge sind mit Sitz-, Liege- und Schlafwägen ausgestattet und starten am Wiener Hauptbahnhof, die Fahrt bis nach Brüssel-Nord dauert 14 Stunden und sieben Minuten.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /