© Kurt Hoerbst/ Das sanierte Projekt in der Mariahilferstraße
© Kurt Hoerbst/ Das sanierte Projekt in der Mariahilferstraße

Innovative Sanierung:Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2019 an Trimmel Wall Architekten

Vorreiter mit nachhaltigem Anspruch: E-Mobilität, innovative Materialien, Beschattung und Freiflächen geben dem Gründerzeitbau auch wirtschaftliche Zukunft

Bei einer Gasexplosion im Jahr 2014 wurde ein Großteil des Objekts Mariahilfer Straße 182 in Wiens 15. Bezirk schwer beschädigt. Doch statt es abzureißen setzten die Planer von Trimmel Wall Architekten auf eine nachhaltige Sanierung des Gebäudes. Mit Erfolg: Für die innovative Umsetzung bekam das Architekturbüro im Rahmen einer Preisverleihung im Odeon Theater nun den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2019 verliehen. Auch für andere Gründerzeithäuser könnte dieser Zugang zum Vorbild werden.

Architekt Günther Trimmel und Architektin Isabella Wall nahmen in Anwesenheit der Projektpartner die Auszeichnung für ihr Unternehmen entgegen: Die Verbindung von baukulturellem Anspruch und hoher Nachhaltigkeitsperformance begann bereits mit der Entscheidung der Eigentümer, das Gebäude nicht abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, sondern es bewusst zu erhalten. betont Architektin Isabella Wall. An der wiederaufgebauten Gründerzeitfassade lässt sich diese Verbindung besonders gut ablesen. Die Dämmung der Fassade mit den innovativen Materialien Aerogelputz und Hanf und der textile, auberginefarbene Sonnenschutz schaffen den Spagat zwischen Altbestand und Innovation.

Der hochwärmedämmende Aerogelputz kam in Wien erstmals auf einer gegliederten Fassade zum Einsatz. Die Planung und Ausführung wurde durch ein FFG-Forschungsprojekt begleitet, das Monitoring der Ergebnisse führte dabei die TU Wien durch. An den Straßenfassaden wurde süd- und westseitig ein textiler, auberginefarbener, ausrollbarer Sonnenschutz vorgesehen, der Bewegung in die klassische Altbaufassade bringt und einen starken Akzent im Stadtbild setzt.

Veränderte Lebensumstände und klimatische Bedingungen

Im Zentrum der Planung steht Lebensqualität und eine Anpassung an sich verändernde Klimabedingungen: Die Belichtungssituation im Innenhof wurde durch den teilweisen Abbruch der Seitentrakte und das Anheben des Hofniveaus stark verbessert. Der neu gestaltete Hauseingang in der Denglergasse öffnet sich nun zum Innenhof hin über ein begrüntes Belichtungs-Atrium, für rund ein Drittel der Altbauwohnungen konnten hochwertige Freiräume mit Dachgärten, Loggien und Balkonen geschaffen werden. Alle Wohnungen entsprechen dem Energiestandard eines Passivhauses.

Ein Standard der hier auch für sieben Maisonette-Wohnungen und zwei kleinen Einliegerwohnungen im ausgebauten Dachgeschoß gilt. Auf der flach geneigten, innenhofseitigen Dachfläche sind die Module einer Solaranlage aufgestellt. Die fixen Sonnenschutzlamellen an den Verglasungen schatten im Sommer die hoch stehende Sonne optimal ab, während sie im Winter solare Energiegewinne ermöglichen. Zudem wurden alle Stellplätze in der Garage für die neue Mobilität mit Elektroautos vorbereitet.

Projekt mit Vorbildwirkung

Architekt und Geschäftsführer Günther Trimmel kann sich vorstellen, dass das Vorzeigeprojekt Nachahmer findet: Ich freue mich, dass nach zahlreichen Stadterneuerungspreisen diesmal unsere langjährige Sanierungstätigkeit mit einem Staatspreis ausgezeichnet wird. Das Projekt zeigt, dass mit innovativen und nachhaltigen Ideen Gründerzeithäuser hochwertig und gleichzeitig wirtschaftlich sanierbar sind. Gerade in Wien wird der Erhalt solcher Häuser ja immer wieder intensiv diskutiert. Vielleicht kann unser Beitrag hier auch Vorbildfunktion für zukünftige Projekte haben.

Projektdetails


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /