© Gerd Altmann / Gehen geht
© Gerd Altmann / Gehen geht

Anteil des Gehens ist beim Einkaufen und am Weg zu Freizeitaktivitäten am höchsten

Kinder und ältere Menschen gehen am meisten zu Fuß, Frauen gehen mehr als Männer

Wien - Die europäische Mobilitätswoche steht heuer unter dem Motto "Geh mit!" . Die Österreicherinnen und Österreicher gehen jeden Werktag mehr als 5,5 Millionen Kilometer zu Fuß, um Alltagswege zu erreichen. Am höchsten ist der Anteil des Gehens auf den Wegen zu Freizeitaktivitäten, gefolgt von Einkaufs- und Schulweg. Am häufigsten sind übrigens Kinder sowie die Seniorinnen und Seniorinnen zu Fuß unterwegs. Der VCÖ fordert eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung in den Gemeinden und Städten mit mehr Begegnungszonen und Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet sowie den Ausbau der Gehwege in den Regionen.

"Gehen ist die gesündeste, umweltfreundlichste und kostengünstigste Form der Mobilität. Aber es ist auch die am meisten unterschätzte Mobilitätsform. Dabei spielt zu Fuß gehen beim Erreichen der Klimaziele eine zentrale Rolle. Immerhin ist jede zehnte Autofahrt der Österreicherinnen und Österreicher in Gehdistanz", macht VCÖ-Expertin Valentina Kofler aufmerksam.

Frauen gehen mehr zu Fuß als Männer. Während Männer rund 14 Prozent ihrer Alltagswege zur Gänze zu Fuß zurücklegen, ist der Anteil der Fußwege bei Frauen mit 21 Prozent um die Hälfte höher, wie die Mobilitätserhebung des bmvit zeigt. Pro Werktag legen die Österreicherinnen und Österreicher mehr als 5,5 Millionen Kilometer zu Fuß zurück, das entspricht der Distanz von rund 140 Mal um die Erde, verdeutlicht der VCÖ. Nicht inkludiert sind darin die Wege etwa zur Bus- oder Straßenbahnhaltestelle oder zum Bahnhof.

Am häufigsten gehen Kinder und ältere Menschen zu Fuß. Die 6- bis 14-Jährigen legen 28 Prozent ihrer Alltagswege zu Fuß zurück, bei der Generation 65 Plus sind es 25 Prozent. Am niedrigsten ist der Anteil bei den 20- bis 24-Jährigen, die nur neun Prozent ihrer Alltagswege zu Fuß gehen.

Den höchsten Geh-Anteil haben unter der Woche die Wege zu Freizeitaktivitäten, drei von zehn dieser Strecken werden zu Fuß gegangen. An zweiter Stelle folgen Einkaufswege. Jeder vierte Einkauf in Österreich wird zu Fuß erledigt. Und ein Fünftel der Wege zur Schule, Fachhochschule oder Universität werden per Pedes zurückgelegt. Sehr niedrig ist der Anteil des Gehens bei den Arbeitswegen mit acht Prozent.

Das Potenzial, dass mehr zu Fuß gegangen wird, ist in Österreich sehr groß. Täglich gibt es rund 1,1 Millionen Autofahrten in Gehdistanz von rund eineinhalb Kilometern. Eine repräsentative Umfrage des Instituts GfK hat gezeigt, dass 80 Prozent der Autofahrerinnen und Autofahrer bereit wären, mehr Alltagserledigungen zu Fuß zu machen. Als Voraussetzung dafür nannten die Befragten am häufigsten eine bessere Nahversorgung, mehr und bessere Gehwege und auch weniger Auto-Verkehr.

Der VCÖ fordert eine verkehrssparende Siedlungsentwicklung. Die Zersiedelung ist zu stoppen, stattdessen sind Ortskerne zu stärken und die Nahversorgung zu fördern. Und der VCÖ setzt sich für eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung im Ortsgebiet ein. "Die Verkehrsplanung der Vergangenheit hat die Fußgängerinnen und Fußgänger sehr vernachlässigt. Es ist wichtig, dem Gehen wieder deutlich mehr Platz einzuräumen", stellt Kofler fest. Neben einem dichten Netz an ausreichend breiten Gehwegen, mehr Begegnungszonen und Fußgängerzonen soll im Ortsgebiet das Tempolimit von 50 auf 30 gesenkt werden. Tempo 50 soll nur dort erlaubt sein, wo es aus Sicht der Verkehrssicherheit zulässig ist.

Großen Aufholbedarf gibt es zudem bei der Infrastruktur für Fußgängerinnen und Fußgänger in den Regionen. Vielerorts fehlen von Siedlungen in den nächstgelegenen Ort Gehwege, als einzige Verbindung gibt es oft nur eine - stark befahrene - Freilandstraße.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /