© seles / KW Dürnrohr
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"Historischer Tag" im Kraftwerk Dürnrohr

Letztes Kohlekraftwerk Niederösterreichs schließt

© NLK Burchhart /  Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz: Letztes Kohlefeuer am Standort Dürnrohr
© NLK Burchhart / Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz: Letztes Kohlefeuer am Standort Dürnrohr

Dürnrohr - Nach rund 33 Jahren ist am Freitag das letzte Kohlefeuer im EVN-Kraftwerk Dürnrohr erloschen. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz waren vor Ort und sprachen dabei von einem "historischen Tag" und einem "wichtigen Schritt".

"Wir schließen heute das letzte Kohlekraftwerk in Niederösterreich und setzen damit die Erfolgsgeschichte der blau-gelben Energiewende fort", betonte die Landeshauptfrau. Niederösterreich habe als erstes Bundesland den Klimaschutz in die Landesverfassung geschrieben und in diesem Zusammenhang "sehr viele konkrete Maßnahmen" gesetzt, so Mikl-Leitner. So werden in Niederösterreich zu Spitzenzeiten 100 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbarer Energie gewonnen, der Österreich-Durchschnitt liege bei 70 Prozent, in Deutschland seien es nur 30 Prozent. "Niederösterreich ist hier Vorbild und Vorreiter", zeigte sie sich überzeugt.

Mikl-Leitner wies außerdem auf den niederösterreichischen Klima- und Energiefahrplan 2020 bis 2030 hin, mit dem man sich Ziele wie etwa die Verdoppelung der Windenergie, die Verzehnfachung der Photovoltaik oder die Schaffung von 10.000 neuen Arbeitsplätzen im Bereich der "green technology" gesetzt habe.

In 24 EU-Mitgliedsstaaten werde noch Strom aus Kohle gewonnen, in Summe gebe es noch 260 Kohlekraftwerke in ganz Europa, so Mikl-Leitner. Sie sagt das ist "Eine Zahl, die es auf 0 zu bringen gilt." Stromerzeugung aus Kohle sei die CO2-schädlichste Erzeugungsform überhaupt. Durch den sofortigen Ausstieg aus der Kohleverstromung in Dürnrohr (statt 2025) werden in den Jahren 2019 bis 2025 pro Jahr rund 600.000 Tonnen CO2 eingespart, das entspricht rund einem Prozent der gesamtösterreichischen Produktion an CO2 pro Jahr.

Im Zusammenhang mit dem Thema Atomstrom sieht die Landeshauptfrau die neue EU-Kommission und das EU-Parlament "gefordert, den Ausstieg aus dem Atomstrom in den Focus zu nehmen".

Die Schließung der Kohleverstromung sei auch "der Startschuss für weitere Entwicklungen", verwies die Landeshauptfrau auf Investitionen von 20 Millionen Euro am Standort Dürnrohr.

Der heutige Tag sei "ein Stück niederösterreichischer Industriegeschichte", hielt EVN-Vorstandssprecher Szyszkowitz fest. Auf der Fläche, auf der die Kohle gelagert worden war, werde nun eine Photovoltaikanlage entstehen, die rund 6.000 Haushalte versorgen könne. Eine zentrale Rolle würden in Zukunft auch die Klärschlammverbrennung und die Müllbehandlung spielen: "Wir glauben an den Standort Dürnrohr als Energiestandort der Zukunft."

Das Kraftwerk Dürnrohr ist seit 1986 ein Eckpfeiler der Energieversorgung. Zu Spitzenzeiten war hier Steinkohle für bis zu einem Jahr Produktion gelagert, bei Volllast produzierte Dürnrohr Strom für rund 1,7 Millionen Haushalte. Nach der Stilllegung der Kohleverstromung wird Dürnrohr als innovativer Energiestandort weiterentwickelt. Die EVN nutzt hier 500.000 Tonnen Haus- und Gewerbemüll pro Jahr als Brennstoff zur Strom- und Wärmeerzeugung. Aus dem Müll wird Strom für 170.000 Haushalte und Fernwärme für die Landeshauptstadt St. Pölten erzeugt. Auch Industriebetriebe werden von Dürnrohr aus mit Energie versorgt.

Künftig soll in Dürnrohr auch Klärschlamm zur Strom- und Wärmeerzeugung verwendet werden. Zusätzlich wird derzeit von der EVN die Errichtung einer großen Photovoltaik-Anlage vorbereitet. Bei diesen Projekten können auch Mitarbeiter am Standort neue berufliche Aufgaben finden. Über 20 Millionen Euro werden seitens der EVN in den Standort Dürnrohr investiert.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /