© GRAPHICAL BRAIN  - pixabay.com
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Allianz Klimagerechtigkeit: Hochriskantes Geoengineering muss von Vereinten Nationen kontrolliert werden

Umweltkonferenz der Vereinten Nationen muss sich für die globale Kontrolle von Geoengineering-Technologien aussprechen, um globale Bedrohung auf Jahrhunderte abzuwenden. Bestehendes Moratorium muss Ausgangspunkt weiterer Verhandlungen sein.

Wien – Als Geoengineering wird der großräumige Eingriff in globale Umweltsysteme bezeichnet, welcher die Folgen der Erderhitzung vermindern sollte. Darunter fallen hoch riskante und oft wenig erforschte Technologien zur Entfernung von CO2 und anderer Treibhausgase aus der Atmosphäre sowie zur Verminderung der Sonneneinstrahlung auf die Erde, zum Beispiel durch die Ausbringung von Aerosolen in der Atmosphäre. „Geoengineering Technologien sind ein hoch riskanter und absolut unverantwortlicher Eingriff in natürliche globale Systeme. Sie bieten keine Lösung für die Herausforderungen der Klimakrise und bedrohen Ökosysteme und Biodiversität ebenso wie Ernährungssicherheit, Gesundheit, Menschenrechte und Demokratie. Daher benötigt es eine weltweite Kontrolle dieser Technologien durch die Vereinten Nationen“, fassen Martin Krenn von der Allianz für Klimagerechtigkeit und Karl Schellmann vom WWF Österreich die Gefahr durch Geoengineering zusammen. Aus diesem Grund gibt es aktuell zwei Moratorien auf Ebene der Vereinten Nationen, welche den Einsatz von Geoengineering de-facto verbieten.

Derzeit findet in Nairobi die höchste Umweltkonferenz der Vereinten Nationen (UNEA) statt. Dabei wird über einen Vorschlag zur zukünftigen Kontrolle von Geoengineering debattiert. Die Allianz für Klimagerechtigkeit, eine Plattform von 25 Umwelt-, Entwicklungs- und sozialen Organisationen, sieht diese Debatte als wichtigen Impuls um das Thema Geoengineering als globale Herausforderung anzuerkennen. „Geoengineering ist nicht nur unter den UN Konventionen zum Klimawandel, zur Meeresverschmutzung oder zur Biodiversität zu verhandeln. Es müssen auf der übergeordneten Ebene der UN Umweltkonferenz umsichtige und richtungsweisende Entscheidungen getroffen werden, welche die bisherigen Beschlüsse zum Bann von Geoengineering berücksichtigen“, erklärt Schellmann die Bedeutung der Verhandlungen.

Klarer Einsatz zur weltweiten Kontrolle von Österreichischer Regierung gefordert

„Geoengineering stellt eine Gefahr für globalen Frieden und Sicherheit dar und kann zu einer Verschleppung des rasch notwendigen Ausstiegs aus fossilen Treibstoffen führen. Technologien wie Solar Radiation Management, also ein großtechnischer Eingriff in die Sonneneinstrahlung auf die Erde, können ebenso als großräumige Waffensysteme für provozierte Ernteausfälle und ähnliche Katastrophenszenarien eingesetzt werden“, zeigt Krenn die weit über die Klimakrise hinaus reichenden Nebenwirkungen von Geoengineering auf. Daher fordert die Allianz für Klimagerechtigkeit die Österreichische Regierung auf, sich in Nairobi für ein klares Mandat zur weltweiten Kontrolle von Geoengineering einzusetzen, welches folgenden Kriterien entspricht:

· Die Entscheidungen anderer UN Institutionen, wie der Biodiversitätskonvention und der Londoner Konvention zum Schutz der Meeresumwelt müssen als Ausgangspunkt für weitere Verhandlungen über Kontroll-Mechanismen für Geoengineering dienen und dürfen nicht übergangen werden.

· Das Vorsorgeprinzip muss als zentrale Leitlinie für den Umgang mit Unsicherheiten und potentiellen Auswirkungen dieser Technologien dienen, um zukünftige Schäden zu verhindern.

· Es müssen in die Prüfung der weitreichenden und vielschichtigen Auswirkungen der Tests und Anwendungen von Geoengineering-Technologien auch das Risiko für die Gesellschaft – insbesondere in Entwicklungsländern – in Bezug auf Ernährungssicherheit, Frieden und Sicherheit, Demokratie und besonders gefährdete Gruppen wie Frauen, Indigene und Kinder inkludiert werden.

· Das zuständige Expert/innen-Gremium muss frei von Interessenskonflikten sein. Eine Teilnahme von Vertreter/innen der Fossilen Energie Industrie, Investor/innen oder anderen Beteiligten an Geoengineering-Unternehmen und Wissenschaftler/innen mit Patenten auf Geoengineering oder anderen wirtschaftlichen Interessen an der Verbreitung dieser Technologien müssen über eine klare Interessenskonflikt-Bestimmung ausgeschlossen werden.

· Über einen mehrstufigen Überprüfungs-Prozess müssen Regierungen und Zivilgesellschaft Kommentare zu den Entwürfen des Analyseberichts zu Geoengineering abgeben können.

„Im Kontext von bereits anlaufenden großflächigen Experimenten, wollen wir vehement daran erinnern, dass eine Einhaltung des aktuell gültigen globalen Moratoriums auf Geoengineering für alle Staaten oberste Priorität haben muss“, appelliert Krenn an die Konferenzteilnehmer.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /