© photoshopper24 Bela Geletneky - pixabay.com
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Vizekanzler Strache schockt mit Klimawandelaussagen

Der Vizekanzler leugnet Klimawandel, gerade während der UN-Klimakonferenz in Katowice.

"In Österreich ist die Durchschnittstemperatur seit dem Beginn der Industrialisierung um rund 2 °C gestiegen (ZAMG). Diese Temperaturerhöhung liegt deutlich über dem weltweit verzeichneten Temperaturanstieg von 0,9°C (IPCC 2014). Die Folgen des Klimawandels sind bereits spürbar: zunehmende Hitzetage, Starkregen oder Trockenheit sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Zusätzlich zu den extremen Wetterereignissen sind aufgrund steigender Durchschnittstemperaturen auch schleichende Veränderungen zu beobachten, wie etwa ein vorzeitiger Vegetationsbeginn oder der Rückgang der Gletscher- und Permafrostflächen." so das Umweltbundesamt. Dennoch meint Vizekanzler Strache in einem Interview mit der Tageszeitung "Standard", dass es eine offene Frage sei, inwieweit der Mensch das Klima beeinflussen könnte und dass auch die Wissenschaft nicht wisse, wohin wir uns entwickeln.

SPÖ-Umweltsprecher Klaus Feichtinger zeigt sich deswegen irritiert: "Während die internationale Staatengemeinschaft in Katowice die Klimakonferenz abhält, leugnet der österreichische Vizekanzler den Klimawandel. Das ist gerade so, als würde man wieder behaupten, die Erde ist eine Scheibe", so Feichtinger.

Die Aussagen Straches sind die Spitze an "Verfehlungen der Regierung in Sachen Klima- und Umweltschutz". Das könne man auch an der Kritik am vorgelegten Nationalen Energie- und Klimaplan erkennen. "Ich schließe mich der Kritik der NGOs am Nationalen Energie- und Klimaplan an. Das vorgelegte Dokument ist keine wissenschaftlich fundierte Grundlage, um die Zielsetzungen des Pariser Klimaschutzabkommens erreichen zu können", so Feichtinger.

Kritik äußert er auch am Nationalen Energie- und Klimaplan. "Der vorgelegte "Plan€˜ ist inhaltlich und strukturell schwach und nicht zufriedenstellend", meint Feichtinger, der in diesem Zusammenhang eine Warnung ausspricht: "Weil die österreichische Regierung hier keine (verpflichtenden) Klimaschutzziele vorlegt, sind Strafzahlungen in Milliardenhöhe zu befürchten." Er empfiehlt der Bundesregierung, insgesamt mehr Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen: "Und für den Vizekanzler vielleicht ein Privatissimum in Sachen Klimawandel, ansonsten wäre er ein potentieller Anwärter auf den goldenen Aluhut."

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda übt ebenfalls Kritik an den aktuellen Aussagen von FPÖ-Vizekanzler Strache, er im „Standard“-Interview den menschengemachten Klimawandel verharmlost und in Frage stellt. „Wer so wie Strache gegen jede wissenschaftliche Evidenz die Klimaerhitzung leugnet, gefährdet die Gesundheit und die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung“, betonte Drozda. „Gerade die letzten Wochen haben bitter gezeigt, welche Folgen der Klimawandel haben kann: Dutzende Tote bei Waldbränden in Kalifornien. Aber neben dem US-Präsidenten glaubt wohl auch der Vizekanzler, dass dort nur der Waldboden nicht ordentlich zusammengekehrt wurde.“

Der Klubobmann und Umweltsprecher von JETZT, Bruno Rossmann, erklärt: „Kein ernsthafter Wissenschaftler zweifelt mehr daran, dass der Mensch schuld an der Erderhitzung ist, doch Vizekanzler Strache folgt dem Vorbild Trumps und erfindet seine eigene Realität.“ Und weiter: „Der FPÖ-Chef soll nur einen renommierten Klimawissenschaftler nennen, der seine Aussagen stützt – das wird ihm nicht gelingen. Es gibt mittlerweile eine kaum mehr überschaubare Zahl an Studien, die den vom Menschen verursachten Klimawandel eindeutig belegen. Vizekanzler Strache hat nicht begriffen, dass dieses Thema viel zu wichtig ist, als dass man es für politisches Kleingeld und Kalkül zum Machterhalt missbrauchen sollte. Außerdem geht es um viel Geld: Weltweit wird der ungebremste Klimawandel pro Jahr 3.500 Mrd. US-Dollar kosten – 5 % des weltweiten BIP. Um einen Klimakollaps abzuwenden, sind Investitionen allerdings „nur“ in Höhe von 500 Mrd. pro Jahr notwendig. Die Regierung steuert mit Ihrer Politik auf einen ungebremsten und damit extrem teuren Klimawandel zu - offenbar gewollt, wie die Aussagen des Vizekanzlers zeigen.“ Rossmann abschließend: „Ich fordere daher den Vizekanzler auf, endlich zur Vernunft zu kommen und die in jeder Hinsicht gesellschafts-, sozial- und klimafeindliche Politik zu beenden."

"Dass Vizekanzler Strache sich in einem Zeitungsinterview als Klimaleugner präsentiert, wäre eigentlich in Zeiten der dramatisch zunehmenden Klimakrise und der laufenden Weltklimakonferenz in Katowice ein Rücktrittsgrund," reagiert auch der Grüne Bundessprecher Werner Kogler scharf. Damit werde die die Zukunft im doppelten Sinn verspielt: "Viele wirtschaftliche Chancen für innovative österreichische Betriebe werden mit dieser Retro-Politik liegengelassen oder zumindest behindert.“

Bereits im 4. Sachstandsbericht des IPCC, der im Jahr 2007 publiziert wurde, wird mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90 % „sehr wahrscheinlich“ angenommen, dass die von den Menschen verursachten Emissionen von Treibhausgasen die Hauptursache der Erderwärmung sind. Ab dem 5. Sachstandsbericht wird diese wissenschaftlich fundierte Erkenntnis des IPCC auf "extrem wahrscheinlich" erhöht, in den Berichten der letzten Jahre ist nachzulesen, dass sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschen Verursacher des Klimawandels sind, bei rund 95% liegt. Es besteht 95-100% Sicherheit der Wissenschaft, dass menschliches Handeln für den Großteil des Klimawandels seit 1950 verantwortlich ist.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /