© Ralf Wessels/ Dukovany bedroht im Ernstfall auch Wien
© Ralf Wessels/ Dukovany bedroht im Ernstfall auch Wien

Aktueller Dukovany-Zwischenfall zeigt: Weiterbetrieb der Uralt-Reaktoren ist keine Lösung für Unfinanzierbarkeit

Zweifel an Sicherheit des Atomkraftwerks

Tschechien Medienberichten zufolge überlegt der tschechische Ministerpräsident Andrej Babi¨, den Neubau zweier AWK-Reaktoren in Dukovany abzusagen und stattdessen die Laufzeit für die bestehenden Reaktoren noch weiter zu verlängern. Ein aktueller Zwischenfall in Reaktor 4 der Anlage zeigt aber, dass das Risiko des Weiterbetriebs mit dem Alter noch weiter steigt.

Dazu der niederösterreichische LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf: „Es ist sehr erfreulich, wenn der Dukovany-Ausbau nun auch in Tschechien kritisch betrachtet wird, er muss endlich komplett abgesagt werden. Denn die tschechischen Bedenken zeigen nur klar, was wir immer schon gesagt haben: Die Atomkraft ist eine gefährliche Technologie, die noch dazu auch finanziell nur mit Milliarden-Subventionen überleben kann. Die bloße künstliche Laufzeitverlängerung der bestehenden Uralt-Reaktoren kann darauf jedoch auch nicht die Antwort sein – das zeigt der heute bekannt gewordene Verlust einer Not-Abdeckung des Dampferzeugers im Primärkreislauf von Reaktor 4. Mit jedem Jahr Weiterbetrieb steigt das Risiko für Unfälle weiter an,“ drängt Pernkopf auf den Komplett-Ausstieg aus der Atomkraft und den Umstieg auf Erneuerbare Energie.

„Die angedachte Laufzeitverlängerung der Dukovany-Reaktoren um dreißig Jahre wäre einzigartig und ein völliger Wahnsinn: nicht nur verfügen diese alten sowjetischen Reaktoren über kein Volldruck-Containment, auch gibt es keine ausreichende Notfall-Kühlwasserversorgung, falls der kleine Fluss Jihlava durch Muren oder Stürme ausfällt,“ so GLOBAL 2000-Anti-Atom-Sprecher Dr. Reinhard Uhrig. „Wir begrüßen, dass Niederösterreich keine Laufzeitverlängerung akzeptiert und die fatale Unsicherheit dieser Generation II-Reaktoren immer wieder thematisiert.“

Das in den Jahren 1985 bis 1987 in Betrieb genommene AKW Dukovany liegt gerade einmal 32 Kilometer von der niederösterreichischen Landesgrenze entfernt und gefährdet Österreich und ganz Mitteleuropa bei einem Unfall. Im Jahr 2016 wurden die Ausbaupläne um zwei weitere Reaktoren vorgestellt und eine grenzüberschreitendes UVP-Verfahren von den tschechischen Behörden eingeleitet. Innerhalb weniger Wochen haben sich damals 64.000 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher in das Verfahren eingebracht und gegen den Neubau ausgesprochen.

Die Laufzeitverlängerungen der vier bestehenden Druckwasserreaktoren sowjetischer Bauart sind in den letzten Jahren bereits bis 2035 bewilligt worden und ermöglichen so schon eine Gesamtlebensdauer von 50 Jahren. Bereits dieser geplante Langzeitbetrieb stellt Wissenschaft wie Technik vor noch nicht abschätzbare Probleme und Risiken, da Erfahrungswerte über solch lange Betriebszeiträume für AKWs schlichtweg so gut wie fehlen. Die mutmaßlich gefälschten Prüfprotokolle von Leitungen und die unklaren Sicherheitsauslegungen des AKWs haben noch zusätzlich in den letzten Jahren immer wieder Zweifel an der Sicherheit des am nächsten gelegenen Atomkraftwerks zu Niederösterreich aufkommen lassen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /