© NHM Wien, Heinz Wiesbauer / Halictus tectus, Männchen
© NHM Wien, Heinz Wiesbauer / Halictus tectus, Männchen

Verschollen gegoltene Wildbiene wieder entdeckt

NHM Wien-Forscherinnen und –Forscher entdecken eine in Österreich seit Jahrzehnten als verschollen gegoltene Wildbiene

Wien - Seit rund einem Jahr forscht das Naturhistorische Museum (NHM) Wien in Kooperation mit dem ARCOTEL im Rahmen der Aktion „Give Bees A Chance“. Nun kann ein sensationeller Fund vermeldet werden.

„Pannonische Sanddünen" zählen in Österreich zu den am stärksten gefährdeten Habitaten und beherbergen eine einzigartige Bienenfauna. Obwohl sich die Standorte in den letzten zwei Jahrzehnten verändert haben, konnten einige seltene, auf Sandlebensräume spezialisierte Wildbienenarten bereits im ersten Projektjahr erneut belegt werden.

Sensationell ist der Fund der in Österreich bereits seit Jahrzehnten als verschollen gegoltenen Kleinen Filzfurchenbiene (Halictus tectus), bei der es sich um eine eurasische Steppenart handelt.

Furchenbienen nisten im Boden und sind nicht auf eine bestimmte Pflanzenart spezialisiert. Ihr Name (Halictus tectus) kommt von „tectus“, was so viel bedeutet wie „bedeckt“ oder „bekleidet“, und bezieht sich auf den vollständig von filzartiger Behaarung bedeckten Hinterleib der Biene.

„Aktuell konnten mehrere Funde auf zwei der Untersuchungsflächen gemacht werden,“ erläutert NHM Wien-Bienenexpertin Dominique Zimmermann. „Das weist auf eine stabile Population hin.“ Das Wiederauftreten der Art, so spekuliert die Forscherin, könne durch die warmen Temperaturen in unseren Gegenden in den letzten Jahren begünstigt worden sein.

Eine weitere Wildbienenart, die im Zuge der Forschungsarbeiten belegt werden konnte ist die Große Sandgängerbiene (Ammobates punctatus): Diese Art zählt zu den Brutparasiten oder Kucksbienen, das heißt, sie baut selbst kein Nest, sondern schmuggelt ihre Eier in die Brutzellen der Dünen-Pelzbiene (Anthophora bimaculata). Auch letztgenannte ist auf Sandlebensräume spezialisiert und konnte in großer Zahl nachgewiesen werden.

Im weiteren Verlauf des Projekts wird das aktuelle Artenspektrum der auf den Flugsandgebieten vorkommenden Wildbienen noch genauer evaluiert und mit Daten einer Untersuchung aus dem Jahr 1997 verglichen. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass einige der untersuchten Flächen nach wie vor eine bemerkenswerte Wildbienenfauna beherbergen, unter ihnen einige in Österreich sehr seltene oder sogar als verschollen gegoltene Arten.

Zum Projekt:

Das von ARCOTEL im Zuge der Aktion „Give Bees A Chance“ finanzierte und vom Naturhistorischen Museum Wien durchgeführte Projekt über die Wildbienenfauna der Flugsandgebiete im östlichen Weinviertel hat im Frühling dieses Jahres gestartet. Untersucht werden die Naturschutzgebiete Sandberge Oberweiden, Erdpresshöhe bei Lassee, Sandberge bei Drösing und Weikendorfer Remise. Im Mittelpunkt der Evaluierung stehen Flugsandspezialisten, von denen viele in Österreich am Rande des Aussterbens stehen.

Ziel ist es festzustellen, ob sich die Bienenfauna in den letzten Jahrzehnten qualitativ oder quantitativ verändert hat, inwiefern sich der Klimawandel auf die Artenzusammensetzung auswirkt und welchen Effekt durchgeführte Naturschutzmaßnahmen zeigen. Als Referenz dient eine Untersuchung der gleichen Standorte vor 21 Jahren.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /