© automotive 2018 /   VR im Einsatz in Linz
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automotive.2018: Das Cockpit als Spielekonsole

Die Liaison zwischen Game-Entwicklern und Autoherstellern wird immer enger.

Davon konnten sich die fast 250 Besucher bei der automotive.2018 in der voestalpine Stahlwelt überzeugen. Bei seiner Jahrestagung in Linz feierte der Automobil-Cluster der oö. Standortagentur Business Upper Austria auch seinen 20. Geburtstag.

Um Themen wie automatisiertes Fahren, Connected Mobility, Gamification und internationale Marktchancen drehte sich die Jahrestagung des Automobil-Clusters der oö. Standortagentur Business Upper Austria am 7. November. 250 Gäste lokaler und internationaler Hersteller und deren Zulieferer waren der Einladung nach Linz gefolgt. Der Cluster feierte außerdem seinen 20. Geburtstag. SEAT Cupra, Continental und NVIDIA waren nur einige Branchengrößen, die hochkarätige Referenten entsandten. Unternehmen wie Siemens, voestalpine, Magna u.a. zeigten ihre Vorstellungen von der mobilen Zukunft sowie Produkte, die man wahrscheinlich demnächst in den Autos finden wird.

Spielend durch den Straßenverkehr

Am Vorabend der Konferenz stellte die gemeinsame Veranstaltung von IT- und Automobil-Cluster „nightSHFT“ das Thema Gamification in den Mittelpunkt. Elemente aus dem Gaming-Sektor werden von der Autoindustrie vermehrt dazu genützt, Lenker spielerisch zu optimaler Fahrweise zu animieren. Schon jetzt setzen CarSharing-Anbieter Spiele-Apps ein, die den Fahrer für besonders umweltbewusstes Fahren belohnen. Wie sich das Fahren in virtuellen Räumen anfühlt, konnten die Besucher mit VR-Brillen und Spielkonsolen hautnah erleben.

„Gehirn“ im Auto

Wie Künstliche Intelligenz künftig autonomes Fahren und Transportieren ermöglichen will, zeigte Serkan Arslan, Director of Automotive, NVIDIA EU. Sein Unternehmen hat Grafikprozessoren zu Gehirnen für Computer weiterentwickelt, die im Schnittbereich von Virtual Reality, High-Performance-Computing und künstlicher Intelligenz eingesetzt werden. Im Auto der Zukunft treffen seiner Meinung nach zwei Welten zusammen: „Die ‚alte Welt‘ weiß, wie man Autos entwickelt und die ‚neue Welt‘ weiß, wie man die KI-Systeme entwickelt, um Autos autonom fahren zu lassen.“ Die KI-Spezialisten verleihen Fahrzeugen sozusagen ein „Gehirn“, um autonomes Fahren zu ermöglichen. Beide Disziplinen in einem Fahrzeug zusammenzuführen, fordert ein gemeinsames Entwickeln. Allianzen zwischen IT- und Automobilsektor sind für den Zugang zu Daten, die für den Aufbau von KI-Systemen nötig sind, also ein unumgängliches Muss.

Zukunft der Mobilität

Wie wichtig das Auto künftig innerhalb smarter Mobilitätskonzepte sein wird, fragte sich der gebürtige Linzer und langjährige Entwicklungsleiter von Audi, Heinz Hollerweger, heute für SEAT Cupra tätig: „Die Emotionen, die wir mit dem Auto verbinden, werden zunehmend von anderen Industriesektoren als von den klassischen Autoherstellern dominiert, wie z.B. IT oder Entertainment. In Zukunft wird das Innenraumerlebnis als emotionale Komponente wichtiger.“ Im urbanen Bereich wird das Auto an Bedeutung verlieren. City-Maut, CO2-Steuern, Parkgebühren und Fahrverbote werden den urbanen Individualverkehr teurer und unattraktiver machen. Elektrifizierung und autonomes Fahren werden die Autos komplett verändern. Shared Mobility und Micromobility (Scooter, E-Bikes, etc.) werden dem öffentlichen Personentransportverkehr als Konkurrenz gegenüberstehen.

Faktor Mensch

Außerhalb der Städte wird man die Vorteile des Autonomen Fahrens noch lange Zeit nur eingeschränkt erleben können – vor allem, solange es noch gemischten Straßenverkehr mit sowohl von Menschen gelenkten als auch autonomen Fahrzeugen gibt. Denn das Verhalten des Menschen ist individuell und unberechenbar. Es lässt sich daher nur schwer in Daten fassen, mit denen man die künstlichen „Gehirne“ der Fahrzeuge „füttern“ müsste. Eine weitere Zukunftseinschätzung der Experten: Solange Lkw die Straßen verstopfen, wird der Güterverkehr die individuelle Personenmobilität weiter einschränken.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /