© SES / Prof. Hermann Knoflacher bei der Fachtagung
© SES / Prof. Hermann Knoflacher bei der Fachtagung

Schweiz; Die Mobilität der Zukunft lässt auf sich warten

ExpertInnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik diskutierten vor kurzem mit über 200 Teilnehmenden an der SES-Fachtagung «Mobilität der Zukunft» über die Verkehrswende.

Zürich Die vielfältigen Beiträge zeigen: Eine ökologische, sozialverträgliche und zukunftsweisende Mobilität ist möglich. Sie muss aber rasch aufgegleist werden. Für die Verkehrs- und Energiepolitik gilt es, die Weichen richtig zu stellen, um mobil zu bleiben.

Verkehr als grösster Energieverbraucher

Digitalisierung, autonomes Fahren, Elektrofahrzeuge und smarte Verkehrskonzepte – auf den technologischen Wandel werden grosse Hoffnungen gesetzt, die «Mobilität der Zukunft» scheint greifbar nah. Doch es gibt noch viele Hürden zu überwinden, damit übermotorisierte Autos, Stau, Lärm, hoher CO2-Ausstoss und Energieverbrauch wirklich der Vergangenheit angehören. Der Verkehr ist heute einer der grössten Energieverbraucher und basiert fast vollständig auf fossilen Energieträgern. Nur mit einer Verkehrswende lässt sich die Energiewende vollenden. Und diese besteht sowohl aus einer Antriebswende als auch einer Mobilitätswende.

Die Mobilitätswende in unseren Köpfen

In unseren Köpfen hat sich das Auto eingenistet, wir leben in einer von (Auto-)Verkehr geprägten Gesellschaft. «Die Verkehrswende beginnt im Kopf, nicht auf der Strasse», so Prof. Hermann Knoflacher (TU Wien). Unser Mobilitätsverhalten muss neu gedacht werden. Der Zugang zum eigenen Unterwegssein muss und wird sich in den nächsten Jahren wandeln. Was das bedeuten könnte, erläuterte Marta Kwiatkowski vom Gottlieb Duttweiler Institut.

Von Mobilitätskosten und -Lösungen

Zwei dominierende Themen der Veranstaltung waren die Kosten unserer heutigen Mobilität und potenzielle Lösungswege. Stéphanie Penher vom VCS wies darauf hin, dass der Verkehr neben Energie und Ressourcen auch viel Raum und Zeit «frisst». Um unsere heutige Vorstellung von Mobilität erhalten zu können, sind wir auf zu viel Verkehrsleistung angewiesen. Das schmälert unsere Lebensqualität. Erforderlich ist eine eigentliche Mobilitätsrevolution. Als wichtige Hebel hierfür wurden einerseits Technologie, Software und Kostenwahrheit (Dr. Daniel Müller-Jentsch, Avenir Suisse) genannt, aber auch Verhaltensänderungen (Marcel Hänggi, Umweltjournalist), neue Dienstleistungsangebote bei der Mobilität (Dr. Sven Kohoutek, PostAuto), moderne und multimodale Mobilitätssysteme (Dr. Merja Hoppe, ZHAW) sowie eine Entschleunigung der Mobilität (Denise Belloli, Metron Verkehrsplanung).

Keine Energiewende ohne Verkehrswende

Das abschliessende Podium mit Energie- und Mobilitätsexperten aus vier Parteien zeigte: Mobilität ist ein vielschichtiges Thema. Neben der Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse ist ein Gesamtblick nötig. SES-Präsident und Nationalrat Beat Jans wies darauf hin, dass das Parlament demnächst über die Revision des CO2-Gesetzes debattieren wird und es damit in der Hand hat, ob in diesem Bereich etwas passiert oder ein zahnloser Papiertiger resultiert. Jans schloss die Veranstaltung mit dem Appell, die schweizerische Mobilitätspolitik aus der Sackgasse herauszuführen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /