© SiLNoRF / Das Recht der Gemeinden muss gewährt bleiben
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Landnahme mit österreichischer Beteiligung in Sierra Leone

Leidtragender ist die lokale Bevölkerung, deren Zugang zu Wasser und agrarisch nutzbaren Flächen massiv eingeschränkt wurde.

Mit dem Ziel, großflächig Zuckerrohr für die Produktion von Bioethanol anzubauen, pachtete das Schweizer Unternehmen Addax BioEnergy 2010 großflächig Land im Norden Sierra Leones. Das Projekt wurde dabei zu über 50 Prozent von Entwicklungsbanken finanziert – darunter die österreichische OeEB und deren deutsches Pendant KfW. Der Ertrag des Projekts war vor allem für den europäischen Markt gedacht: Bioethanol ist hierzulande seit einigen Jahren als „grüne“ Beimischung zu Treibstoffen gefragt.

Leidtragender der Landnahme war und ist die lokale Bevölkerung, deren Zugang zu Wasser und agrarisch nutzbaren Flächen massiv eingeschränkt wurde. Weil das Projekt sich nach Angabe des Unternehmens als nicht profitabel herausstellte, verkaufte Addax die Flächen 2016 an den britisch-chinesischen Konzern Sunbird BioEnergy. Die langfristigen Pachtverträge blieben dabei bestehen, der Zugang der lokalen Bevölkerung zu Land und Wasser ist folglich weiterhin eingeschränkt.

Vielmehr hat sich die problematische Lage der Menschen seit der Übernahme noch weiter verschärft: Weil die Arbeit am Projekt bis heute still steht, verloren viele der Arbeiter*innen ihre Beschäftigung und stehen nun ohne jede Erwerbsmöglichkeit da. Das angeblich zur Entwicklungsförderung gestartete Projekt hat den Menschen vor Ort folglich bis heute keineswegs geholfen, sondern vielmehr geschadet.

Die Zukunft des stillgelegten Projekts steht in den Sternen. Offenbar plant Sunbird, bei der
Bewirtschaftung der Flächen auf ein System der Vertragslandwirtschaft zu setzen, bei dem die lokalen Bäuerinnen und Bauern beim Konzern Saatgut für eine Cassava-Sorte ersteht und den Ertrag dann an das Unternehmen zurückverkauft. Eine zufriedenstellende Lösung für die Menschen vor Ort wäre das nicht.

Das Risiko von Ernteausfällen durch Wetterextreme oder Marktschwankungen läge in diesem Modell schließlich auf den Schultern der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. FIAN Österreich begleitet den Fall in Sierra Leone seit den Anfängen in intensiver Zusammenarbeit mit
der sierra-leonischen Partnerorganisation SiLNoRF und sucht das Gespräch mit den beteiligten Akteuren in Europa. Unter anderem gelang es FIAN, bei der Stadt Wien finanzielle Mittel einzuwerben, mit denen SiLNoRF Schulungen und Workshops in von Landnahmen betroffenen Gemeinden durchführt, in denen die Betroffenen über ihre Rechte aufgeklärt werden.


Artikel Online geschaltet von: / stevanov /