© Catalania Catalino / pixabay.com
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Tschechiens atomare Endlagerpläne zum Teil in unmittelbarer Grenznähe

Grenzüberschreitender Widerstand formiert sich

Seit dem Jahr 1985 wird in Tschechien Atomstrom erzeugt - und seither gibt es keine Lösung für den Umgang mit hochradioaktivem Atommüll, obwohl in jeder Produktionsstunde dieser hochgefährliche Abfall anfällt. "Dieser hochradioaktive Abfall muss für eine Million Jahre sicher aufbewahrt werden. Das ist aber völlig unmöglich, wie ein Blick zurück in die Geschichte unseres Planeten zeigt. Und somit hat die Atomlobby hunderten Generationen eine hochgiftige Hypothek hinterlassen. Völlig verantwortungslos, ein möglicher Supergau auf Raten," so LR Rudi Anschober. Nun kommt die Suche nach dem erforderlichen Endlager für rund 14.500 Tonnen hochradioaktiven Atommüll in Tschechien in eine vorentscheidende Phase: 9 mögliche Standorte wurden ausgewählt, diese sollen bis Jahresende auf 4 reduziert werden, bis 2020 auf 2, bis dann im Jahr 2025 der endgültige Standort fixiert sein soll. LR Anschober: "Es ist uns zwar durch grenzüberschreitenden Widerstand gelungen, den am nächsten zur oö. Grenze gelegenen Standort Boletice am Truppenübungsplatz unweit des Lipno-Stausees zu verhindern, es gibt aber zwei bedrohlich nahe der österreichischen Grenze gelegene Standorte: einer im Umfeld des AKW Temelin, der noch nicht genauer bestimmt ist, aber am nächsten an der oö. Grenze gelegen sein dürfte, sowie ein nun präzis festgelegter, rund 20km westlich des AKW Dukovany befindlicher möglicher Standort - nur 29km von der Grenze zu Niederösterreich rund 100 km von Oberösterreich entfernt." Zur Stärkung des grenzüberschreitenden Widerstandes laden die Atomgegner aus Tschechien und Oberösterreich gemeinsam mit Umweltlandesrat Rudi Anschober kommende Woche zu einer großen Fachveranstaltung nach Prag ein: Bei der Nuclear Energy Conference 2018 unter dem Titel "Atomarer Abfall - ungewolltes Erbe der Kernenergiewirtschaft" stellen Experten, wie Michael Sailer (Direktor Öko-Institut Deutschland), Roman Lahodynsky (Geologe) oder Johann Swahn (MKG, schwedische NGO für die Kontrolle im Umgang mit atomaren Abfällen) die Herausforderungen, Notwendigkeiten und Möglichkeiten bei der Endlagersuche dar. Teil dieser Fachveranstaltung wird auch die inhaltliche Kritik an der bisherigen Vorgangsweise der Prager Behörden bei der Suche nach einem Endlager sein, die auf Auftrag von OÖ und NÖ vom Öko-Institut Darmstadt erhoben wurde. Hauptkritikpunkt der Studie des deutschen Öko-Instituts: Im tschechischen Kriterien-Leitfaden fehlt ein klares Bekenntnis zum Primat der Sicherheit: Er lässt zu, dass an einem ggf. sicherheitstechnisch besser geeigneten Standort beispielsweise Anrainerwiderstände zu einem Ausschluss des Standorts führen, und dass in der Konsequenz ein weniger sicherer Standort ausgewählt wird. Anschober abschließend: "Wir alle sind uns einig: solange es keinen festgeschriebenen und verbindlichen Atomausstieg in Tschechien gibt, werden wir die Pläne für ein Endlager vehement bekämpfen. Denn jetzt zuzustimmen zu einem Endlager, würde die Türen weit öffnen für eine Fortsetzung der Ausbaupläne für neue AKW. Oder umgekehrt formuliert: jetzt die Endlagersuche scheitern zu lassen, vergrößert die Chancen auf ein Verhindern eines Ausbaus von Temelin. Es ist wie in Deutschland: erst nach der Festlegung eines Atomausstieges wird ein Endlager gesucht. Klar ist aber auch dann: in Grenznähe mit einer möglichen Gefährdung der Bevölkerung Oberösterreichs oder Niederösterreichs kommt ein Endlager grundsätzlich nicht in Frage, denn wir haben diesen Atommüll auch nicht erzeugt."



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /