© OEKONEWS- Oekonews-Chefredakteurin beim Test des Kia Soul EV
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Elektroautos sind auf der Siegerstraße

Warum die Zukunft nicht in Verbrennungsmotoren liegt- Eine Ansichtssache von Doris Holler-Bruckner

Jahrelang schon bin ich von der Idee des Elektroautos überzeugt. Aber nun ist es nicht mehr aufzuhalten, weil mehrere Fakten es eindeutig kommen lassen.

Seit Jahren bin ich ehrenamtlich die Präsidentin des Bundesverbands nachhaltige Mobilität und bin bereits -zig tausende Kilometer mit den unterschiedlichsten E-Fahrzeugen elektrisch unterwegs gewesen: quer durch Europa, z.B. Tallinn-Monte Carlo, bis in die Sahara, und mehr. Eine Verrückte für die einen, ein Visionärin für die anderen. Ich sehe mich selbst als optimistische Realistin, wenn es um das Elektroauto geht. Aber auch wenn ich schwarz sehe, bin ich zutiefst überzeugt, dass eine Verkehrswende nicht mehr aufzuhalten ist.

Schon in ein paar Jahren, und dass zeigt die Beobachtung aktueller Entwicklungen ebenfalls, wird es kaum mehr neue Benzin- und Dieselautos geben. Der Grund ist nicht, weil sie besonders ökologisch sind, sondern weil sie einfach nach und nach billiger werden und gleichzeitig mehr Fahrfreude liefern. Wenn man mit Elektromobilisten spricht, die schon einige Zeit elektrisch fahren, so eint sie eines: Sie würden nie mehr wieder auf einen Verbrenner umsteigen.


Was heute noch den Megadurchbruch bremst, ist der Batteriepreis. Schon in ein paar Jahren, ich schätze spätestens 2025, wird es Elektroautos geben, die um rund 10.000,-- Euro zu haben sind.

Warum ich das glaube? Zahlreiche Studien untermauern die Entwicklungen. Laut einer von Horvath und Partners im Vorjahr veröffentlichten Studie lagen 2010 die Batteriekosten noch bei rund 600 Euro pro Kilowattstunde (kWh), 2016 waren sie bereits auf 225 Euro pro kWh gesunken. Auch Mc Kinsey hat sich in einer Studie damit beschäftigt und stellte im Vorjahr fest: "Die Batteriepreise – der größte Kostenblock bei E-Fahrzeugen – sind zwischen 2010 und 2016 um rund 80 Prozent gefallen und liegen für das Gesamtbatteriepack aktuell bei rund 230 US-Dollar pro Kilowattstunde (kWh)." Im Vorjahr lag der Batteriepreis, je nach zugrunde liegender Statistik, bereits bei 188-190 ¤ pro kwh. Für 2020 wird nun ein Preis zwischen 108 und 110 ¤/kwh prognostiziert. Am chinesischen Markt sind in der Zwischenzeit noch günstigere Lithium-Ionen-Packs zu haben. Für ein Auto mit rund 500 km Reichweite, was derzeit noch eher wenige Elektrofahrzeuge haben, werden somit demnächst nur noch rund 5.000,- ¤ an reinen Batteriekosten zu zahlen sein. Der Rest des Autos kostet eigentlich nicht mehr, mit dem großen Vorteil, dass ein Elektroauto weit weniger Verschleissteile hat und damit generell weniger Service braucht. Freunde aus meinem Bekanntenkreis sind bereits 100-tausende Kilometer gefahren, ohne größere Leistungsverluste der Batterie meist rund 200-300.000 km. Die Fixkosten eines Elektroautos sind ebenfalls niedriger.

Bis wann wohl der große Umschwung kommt? Ich meine, dass bis 2025 das Elektrofahrzeug zum Mainstream geworden ist, da China schon heute 2 Prozent Anteil am Weltmarktanteil von Elektroautos hat und es geplant hat, diesen Anteil jedes Jahr zu verdoppeln. Im Vorjahr wurden schon 1,5 Millionen Elektroautos in China produziert. Europa hat da noch einiges zu tun.

Wer nun meint, dass vielleicht Wasserstofffahrzeuge Alternativen sind: Falls Wasserstoff rein mit erneuerbare Energie erzeugt wird, so ist zur Wasserstofferzeugung immer noch ein entsprechender Energieaufwand notwendig und das Elektroauto ist einfach Energieeffizienz pur, im Vergleich ähnlich effizient wie beispielsweise ein Passivhaus zum konventionellen Gebäude. Rund 90 Prozent der Energie eines fossil betriebenen Fahrzeugs wird heute in Wärme umgewandelt und geht verloren.

Der Strom für Elektroautos kommt für mich rein aus erneuerbaren Energiequellen, vorwiegend von der Sonne, direkt von einer Photovoltaikanlage. Mit dem Strom von ca. 14 m2 Photovoltaik am Dach kann ein Elektroauto ca. 15.000 km pro Jahr fahren. Oder, falls es kein geeignetes Dach gibt: Ein Windrad mit einer Leistung von 3 MW produziert lt. klimaaktiv in Österreich pro Jahr 6,6 bis 7,5 Mio. kWh Strom. Bei einem Verbrauch von 15 kWh pro 100 Kilometer können damit 3.350 Fahrzeuge jährlich 14.000 Kilometer emissionsfrei zurücklegen. Eine Verkehrswende ist jedoch gleichzeitig ein voller Schwenk zu nachhaltiger Mobilität, mit Öffi-Nutzung, Radfahren und zu Fußgehen. Darum heißt der Bundesverband nachhaltige Mobilität nicht nur Bundesverband für Elektrofahrzeuge oder für E-Mobilität.

Als Argument höre ich manchmal, dass es wohl nicht genügend Lademöglichkeiten gibt. Ich nehme an, dass bald sehr viele Plätze, wo wir das Auto abstellen, egal ob daheim oder am Arbeitsplatz, zumindest entsprechend abgesicherte Steckdosen haben werden, wenn schon nicht Ladestationen. Das heißt, z.B. während der Arbeitszeit oder in der Nacht wird geladen. Das reicht vollauf, weil wir im Schnitt derzeit nur rund 34 Kilometer pro Tag zurücklegen.

Es gibt noch viele Argumente für Elektromobilität. Eine Verkehrswende ist jedoch nicht mehr aufzuhalten, auch wenn sie momentan noch ein wenig Unterstützung aus der Politik und vor allem von engagierten und enthusiastischen E-Mobilisten notwendig hat. Elektroautos sind auf der Siegerstraße, das ist für mich fix.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /