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Tirol-Wahl: GLOBAL 2000-Umfrage unter SpitzenkandidatInnen zu Klimaschutz und Energiewende

Klare Ziele für 2030 müssen noch erarbeitet werden, Parteien verfolgen beim Ausbau erneuerbarer Energien, Raumwärme und Mobilität unterschiedliche Konzepte

Am kommenden Sonntag wählt Tirol einen neuen Landtag. GLOBAL 2000 hat sich unter den SpitzenkandidatInnen von den Parteien mit guten Aussichten auf den Einzug in den Landtag umgehört, was sie zu den für Tirol besonders wichtigen Themen Klimaschutz und Energiewende vorhaben. Die FPÖ hat als einzige Partei keine Antwort abgegeben. Alle anderen Parteien haben ihre Vorstellungen zum Thema skizziert. Auf die Frage, wie hoch der Anteil erneuerbarer Energie im Jahr 2030 in Tirol sein soll, nannte allerdings keine Partei einen konkreten Wert. "Das ist ein starker Hinweis darauf, dass an klaren mittelfristigen Zielsetzungen noch stärker gearbeitet werden muss. Denn das Jahr 2030 ist nicht mehr weit weg und für das erklärte Ziel einer Energieautonomie in Tirol bis 2050 muss man bis dahin deutlich weiterkommen", erklärt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000.

Klimaschutz und Energiewende haben für Tirol als Tourismusland eine besondere Bedeutung. Die Effekte der Klimaveränderung sind im Alpenraum stark zu spüren. Hauptverantwortlich für klimaschädliche Emissionen sind in Tirol der Verkehr (37 Prozent), wo die Treibhausgasemissionen seit dem Basisjahr 1990 um 73 Prozent gestiegen sind, und der Raumwärmebereich (22 Prozent), wo vor allem die 98.000 Ölheizungen eine große Belastung für die Klimabilanz darstellen.* Etwa 500 Mio. Euro fließen pro Jahr aus Tirol für fossile Energieimporte ab.* "Gerade Tirol ist als Alpenland stark von den Folgen der Klimaveränderung betroffen. Eine wirksame Klima- und Energiepolitik ist entscheidend für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Weiterentwicklung und sollte von der kommenden Landesregierung als wichtige Aufgabe wahrgenommen werden. Wir möchten den WählerInnen eine Orientierungshilfe geben, wo die Parteien Schwerpunkte bei diesem zentralen Thema setzen", erklärt Wahlmüller.

Kurz zusammengefasst wird der Ausbau erneuerbarer Energie von den meisten SpitzenkandidatInnen als wichtig erwähnt, wobei VP und SP die Wasserkraft hervorheben, während die Grünen den Anteil der Solarenergie verdoppeln wollen und die Liste Fritz ebenso eine Solaroffensive fordert. Im Raumwärmebereich sehen alle Parteien Anreize zum Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme als notwendig an, wobei die VP ohne harte Gesetze auskommen will, sich die Liste Fritz gegen ein Verbot von Ölheizungen ausspricht und die SP langfristige Förderungen für den Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme will. Die NEOS sehen als große Herausforderung, dass alte Ölheizungen nicht durch neue Ölheizungen ersetzt werden und die Grünen sind für klare rechtliche Regeln, die sicherstellen, dass der Einbau von klimafreundlichen Heizsystemen zum Standard wird. Im Mobilitätsbereich bekennen sich alle Parteien zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die VP nennt die Korridormaut München-Verona als ein wichtiges Ziel, die SP will Ladesäulen für E-Mobile in Wohnhäusern vorsehen, die Liste Fritz Gratisparken für E-Fahrzeuge und die NEOS forcieren den Brenner-Basis-Tunnel. Die Grünen verweisen darauf, dass sich durch die Tarif-Reform die Anzahl der Jahreskartenbesitzer verzehnfacht hat, unter anderem mit Hilfe der Digitalisierung soll der öffentliche Verkehr weiter attraktiviert werden.

"Die Antworten verdeutlichen, dass sich die Parteien generell sehr stark auf Anreize verlassen und weiterführende Maßnahmen nur wenig vorkommen. Dabei hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass öffentliche Förderungen zwar wichtige Umstiegshilfen sind, oft aber nicht ausreichen, um ehrgeizige Ziele zu erreichen. Rechtliche Regelungen und das Setzen von klaren Standards, wie zum Beispiel beim Einbau klimafreundlicher Heizsysteme, erfordern mehr Entschlossenheit und sollten ebenso in den politischen Konzepten mitbedacht werden. Das ist insbesondere wichtig, weil die Mineralölwirtschaft eine eigene Förderinitiative für den Einbau von Ölheizungen gestartet hat und damit die Klimaschutzpläne der Tiroler Landesregierung konterkariert. Es ist einfach wichtig, dass man ehrgeizige Ziele auch mit den entsprechenden Maßnahmen hinterlegt", so Wahlmüller abschließend.

Die Antworten im Detail

*vgl. Umweltbundesamt (2017). Bundesländer Luftschadstoff-Inventur 1990-2015

* vgl. Tiroler Energiestrategie 2020, S. 5



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /