© Elionas- Pixabay.com
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Will Regierung das Aus für Abgasmessungen?

Novelle der Prüfverordnung sieht vor, Endrohrmessungen für Pkw und Lkw abzuschaffen

Wien – Die Umweltschutzorganisation Greenpeace schlägt Alarm: Die Bundesregierung will künftig bei der Abgasuntersuchung von Pkw, Lkw und Motorrädern auf die sogenannte Endrohrmessung verzichten. Voraussetzung ist, dass die Diagnose-Software eines Fahrzeugs keine Fehler meldet. Das steht in dem vom Verkehrsministerium vorgelegten Entwurf zur Novelle der Prüf- und Begutachtungsstellenverordnung. Statt wirksame Maßnahmen zu beschließen, torpediert die Regierung Umweltschutz und Klimaziele: Tempo 140 auf österreichischen Autobahnen, das Festhalten an der steuerlichen Begünstigung von Diesel sowie der fehlende Ausstiegsplan für das Aus von Verbrennungsmotoren sind dafür weitere Beispiele, kritisiert Greenpeace.

„Der Dieselskandal hat gezeigt, dass Autokonzerne belügen und betrügen, um ihre Profite zu maximieren. Aber auch nachträglich wird die Software von Fahrzeugen oft manipuliert und so die Abgaswerte gefälscht. Wenn Verkehrsminister Hofer jetzt die Messung der Abgase abschafft, gibt er die Kontrolle völlig aus der Hand. Damit steigt die Luftverschmutzung, Umwelt und Klima bleiben auf der Strecke“, sagt Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster.

Mit 2018 hat Deutschland bei allen Kraftfahrzeugen die Endrohrmessung wieder eingeführt. „Deutschland hat aus dem Dieselskandal gelernt: Nur wer die realen Abgase misst, kann die Software-Manipulationen überhaupt entdecken. Es ist höchste Zeit, dass auch die österreichische Bundesregierung für strengere Regeln und harte Strafen bei Abgasmanipulationen sorgt, anstatt die Standards für Abgasuntersuchungen aufzuweichen. Nur so können wir Umwelt und Klima schützen und damit auch die Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher“, betont Schuster.

Laut dem Verordnungsentwurf ist eine Endrohrmessung bei Pkw und Lkw jüngeren Baujahrs nicht verpflichtend und kann durch die Auslese der Online-Board-Diagnose-Daten ersetzt werden. In mehreren Studien wurde jedoch darauf hingewiesen, dass die Software-Daten allein nicht dafür geeignet sind, die tatsächlichen Abgaswerte zu prüfen. Bei bestimmten Defekten können Kraftfahrzeuge etwa wesentlich mehr Schadstoffe ausstoßen, obwohl die Software-Analyse keinen Fehler anzeigt. Zuletzt hat die Verbreitung von sogenannten „AdBlue-Emulatoren“, Geräte zur Abgasmanipulation bei Lkw, für Aufregung gesorgt.

Verkehrsminister Ing. Norbert Hofer sieht sich mit "Fake News" konfrontiert, da der Entwurf zur Novellierung der Prüf- und Begutachtungsstellenverordnung bereits am 7. Dezember 2017 - also elf Tage vor der Angelobung der neuen Regierung - in Begutachtung geschickt wurde.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace weist die geäußerte Kritik von Verkehrsminister Norbert Hofer zurück und mahnt eine Rückkehr zur Sachlichkeit ein, da die Verantwortung nun bei Minister Hofer liegt.

Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, stellt klar: "Bei der §57a-Überprüfung wurden bisher mittels Endrohrmessung lediglich Feinstaubwerte, jedoch keine NOx-Werte gemessen. Bei dieser Form der Überprüfung ist technisch auch nicht mehr möglich. Und für die Überprüfung des Abgassystems ist die Onboard-Diagnose bei modernen Fahrzeugen wesentlich genauer." on einem Rückschritt bei der Überwachung der Einhaltung von Abgasnormen kann also nicht die Rede sein. "Bei neueren Fahrzeugen ist die Überwachung der Motorelektronik und der Abgasnachbehandlung so weit entwickelt, dass mögliche Fehler durch eine Computer-Diagnose bereits erkannt werden können, bevor sie bei einer Abgasprüfung auffallen."

Der Entwurf zur 9. Novelle der Prüf- und Begutachtungsstellenverordnung ist online hier veröffentlicht.

Die Stellungnahme der Niederösterreichischen Umweltanwaltschaft finden Sie hier online


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /