© Elias Schäfer pixabay.com
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AKW-Ausbau in Grenznähe vor der Entscheidung: Oberösterreich sagt Nein gegen AKW-Ausbau Dukovany

Die Landes-Stellungnahme liegt vor, Finanzierung völlig unklar, Vorentscheidung in wenigen Wochen durch Europäisches Gericht

Linz- Die tschechischen Atom-Pläne stehen vor der Entscheidung: Die grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung für den Ausbau des nur wenige Kilometer von Österreich entfernten AKW Dukovany wurde gestartet. Nach eingehender Überprüfung durch den oö. Antiatombeauftragten hat Oberösterreich eine detaillierte Stellungnahme erarbeitet mit einem klaren Nein zu dieser Gefahr.

Die Kritikpunkte: fehlende Notwendigkeit des Projekts, gravierend negative Auswirkungen auf die Umwelt, fehlende Wirtschaftlichkeit.
Eine weitere Stellungnahme gegen den AKW-Dukovany-Ausbau wurde zusätzlich gemeinsam von den Bundesländern eingebracht. Bürger/innen und Organisationen können bis 15. Jänner u.a. Muster-Stellungnahmen des Antiatom-Komitees nutzen und so ihren Widerstand kundtun.

Neben den Stellungnahmen kommt starke Kritik an AKW-Neubauten in Europa von der von LR Anschober gegründeten „Allianz der Regionen für einen europaweiten Atomausstieg“ – mit aktuell schon 15 Mitgliedern. Ziel ist es, eine starke Stimme gegen die Atomlobby zu sein – gegen AKW-Neubauten und gegen AKWLaufzeitverlängerungen.

Die zentrale Weichenstellung beim tschechischen Atomausbau ist aber das Urteil des Europäischen Gerichts über Milliardensubventionen beim AKW Hinkley Point, das in der ersten Jahreshälfte 2018 erwartet wird. Denn auch die Finanzierung für einen weiteren AKW-Block in Dukovany ist völlig unklar. „Entscheidet das Europäische Gericht inhaltlich im Sinne der Wettbewerbsregeln, kann es nur zu einer Ablehnung von staatlichen Milliardensubventionen für Atomkraft kommen. Damit wären die AKW-Pläne
in England und Tschechien Geschichte, denn Atomkraft ist wirtschaftlich nicht mehr darstellbar, kein Unternehmen wird dieses Milliardengrab ohne Subventionen und Garantien auf sich nehmen“, so LR Anschober.
Denn alle Erneuerbaren Energieträger sind mittlerweile deutlich wirtschaftlicher als Atomstrom, gerade der in Hinkley Point geplante derzeit mordernste EPR-Reaktor weist bei allen drei aktuellen weltweiten Baustellen in Frankreich (Flamanville), Finnland (Olkiluoto) und China (Taishan) dramatische Bauzeitverlängerungen und eine Vervielfachung der Kosten auf. Die Atomenergie ist ein wirtschaftlicher Megaflop und ein laufendes Sicherheitsrisiko. LR Anschober: „Daher wird Oberösterreich mit aller Kraft gegen weitere AKW-Ausbauten an der Landesgrenze in Temelin oder Dukovany kämpfen - gemeinsam mit immer mehr Verbündeten und mit allen politischen und
rechtlichen Handlungsmöglichkeiten.“

Geplanter AKW-Ausbau in Tschechien: Hintergrund

Das AKW Dukovany besteht derzeit aus vier Reaktorblöcken, die ab 1979 errichtet und von 1985-87 in Betrieb genommen wurden. Es liegt nur 120 km von der oö. Landesgrenze entfernt. Im Fall eines Unfalls in Dukovany ist daher von einer unmittelbaren Akutgefährdung Oberösterreichs auszugehen.
Das Tschechische Umweltministerium hat der Republik Österreich die Umweltverträglichkeitserklärung für das Vorhaben „Neue Kernkraftanlage am Standort Dukovany, Tschechien“ übermittelt – bis 15. Jänner können nun schriftliche Stellungnahmen im Verfahren abgegeben werden.

Aufgrund des definitiven Laufzeitendes der vier Reaktoren im AKW Dukovany zwischen 2035 und 2037, war das Ziel der tschechischen Regierung, den neuen Block spätestens 2035 ans Netz zu nehmen. Aktuell gesteht das zuständige Regierungsteam ein, frühestens 2039 starten zu können. Also schon 4 Jahre Verspätung - unter Expert/innen wird auch diese Einschätzung noch bezweifelt.
Die Finanzierung eines neuen Reaktorblocks ist nach wie vor völlig offen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /