© Studio Casagrande / Yetnebersh Nigussie
© Studio Casagrande / Yetnebersh Nigussie

Yetnebersh Nigussie von Licht für die Welt mit „Alternativen Nobelpreis“ ausgezeichnet

Yetnebersh Nigussie, Inklusionsexpertin der internationalen Fachorganisation Licht für die Welt, erhielt zusammen mit drei weiteren Preisträgern den Right Livelihood Award 2017.

Wien/Stockholm - Die als „Alternativer Nobelpreis“ bekannte international renommierte Auszeichnung wird Nigussie für ihre inspirierende Arbeit im Kampf für die Rechte und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und damit für eine Veränderung in unserer Gesellschaft“ im Stockholmer Vasa-Museum verliehen.

Die weltweit bekannte Menschenrechtsexpertin und Juristin ist Mitarbeiterin der in Österreich gegründeten internationalen NGO Licht für die Welt. Sie sprach bereits 2011 zum Welttag der Menschen mit Behinderungen im österreichischen Parlament. Nigussie engagierte sich auch mehrfach bei der Zero Project Konferenz, der weltgrößten Konferenz für Menschen mit Behinderung, die jährlich in Wien stattfindet. 2015 hielt sie die Eröffnungsrede am Europäischen Forum Alpbach.

Bei ihrer Rede vor 250 Gästen in Stockholm bedankte sich Nigussie bei ihren Mitstreitern für eine inklusive Welt, darunter auch beim ehemaligen österreichischen Nationalratsabgeordneten Franz-Joseph Huainigg und ihren KollegInnen in Äthiopien, Österreich und weltweit. „32 Millionen Kinder mit Behinderungen haben derzeit keine Möglichkeit zur Schule zu gehen und eine Ausbildung zu erhalten. Das ist nicht nur ein menschenrechtlicher Skandal, sondern auch ein Milliardenverlust für die Wirtschaft weltweit. Wenn wir die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen bis 2030 verwirklichen wollen, müssen alle Kinder das Recht auf Ausbildung haben und zusammen lernen können“, appelliert die Preisträgerin an Regierungen der Welt für echte Inklusion bei Ausbildung und Beschäftigung zu sorgen. Sie sprach dabei auch die Probleme von Mädchen und Frauen mit Behinderung an, die es besonders schwierig haben eine gute Ausbildung zu bekommen.

„Ich gratuliere sehr herzlich und freue mich ab heute eine Trägerin des Alternativen Nobelpreises in unseren Reihen im Kampf für eine bessere Welt zu haben. Für uns ist das eine riesige Motivation auf unserem Weg weiterzumachen. Kein Mensch soll erblinden, wenn es Hilfe gibt. Blinde und anders behinderte Menschen müssen dieselben Chancen haben wie alle anderen Menschen, in den reichen Ländern genauso wie in den armen Ländern des Globalen Südens. Die Verleihung des Right Livelihood Award an Yetnebersh Nigussie ist ein Zeichen der Hoffnung für eine zukünftige inklusive Welt“, sagte der Geschäftsführer von Licht für die Welt International, Rupert Roniger, vor der Verleihung des Preises in Stockholm.

Ein Leben für Menschen mit Behinderung

Yetnebersh Nigussie ist eine 35-jährige äthiopische Juristin, zweifache Mutter und herausragende Kämpferin für die Rechte von Menschen mit Behinderungen, wie sie in der UN-Behindertenrechtskonvention (UNCRPD) verankert sind. Nigussie wurde im Alter von fünf Jahren blind. Sie wuchs in einer ländlichen Gegend in Äthiopien auf und konnte einer dort üblichen frühen Ehe entfliehen, weil sie aufgrund ihrer Behinderung als ungeeignet für eine Heirat betrachtet wurde. Ihre Mutter schickte sie stattdessen in die Schule.

Bereits in ihren Schul- und Studienjahren engagiert sich die promovierte Juristin ehrenamtlich für gesellschaftliche Veränderung und Gerechtigkeit. Mit 24 Jahren gründet sie gemeinsam mit anderen Landsleuten das Äthiopische Zentrum für Behinderung und Entwicklung. Als Selbstvertreterin für Menschen mit Behinderungen nahm sie 2016 und 2017 am High Level Political Forum bei den Vereinten Nationen in New York teil und setzt sich mit Nachdruck für eine Welt für alle ein.

Nachdem sie Licht für die Welt schon als Botschafterin vertreten hatte, verantwortet sie seit 2016 den Bereich Inklusion und Rechte von Menschen mit Behinderungen und vertritt die Organisation damit auch international.

Yetnebersh Nigussie ist verheiratet und Mutter zweier Töchter, die für sie Freude und Inspiration sind. Durch ihre persönlichen Erfahrungen, ihre Arbeit und Ausbildung, wurde Yetnebersh Nigussie zu dem inspirierenden und authentischen Vorbild, das sie heute ist.

Yetnebersh Nigussie wird in den kommenden zwei Wochen bei renommierten Veranstaltungen in Berlin, Zürich, Winterthur und Genf sprechen und auch Wien besuchen.

Neben Yetnebersh Nigussie wurden auch ausgezeichnet: der Menschenrechtsanwalt Colin Gonsalves aus Indien und die investigative Journalistin Khadija Ismayilova aus Aserbeidschan. Der Ehrenpreis geht heuer an den amerikanischen Umweltanwalt Robert Bilott.

GastautorIn: LFDW für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /