© Markus Spiske - pixabay.com
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Verkommt der Dieselgipfel zu Lobbying-Termin?

Automobilindustrie und Politik verhandeln heute hinter verschlossenen Türen

Wien - Verkehrsminister Jörg Leichtfried berät sich heute mit der Automobilindustrie über den Umgang mit schmutzigen und gesundheitsschädlichen Dieselfahrzeugen. Greenpeace sieht zwar einen dringenden Handlungsbedarf bezüglich Diesel, wenn sich die Politik jedoch ausschließlich mit Industrievertretern bespricht, ist das nicht mehr, als ein öffentlich ausgetragener Lobbying-Termin. Themen wie Gesundheitsgefahren und Klimawandel werden hier nicht berücksichtigt.

‘Ohne die Stimmen von Umwelt- und Verbraucherschutz bleiben unsere Gesundheit, das Klima und die Umwelt auf der Strecke’, so Adam Pawloff, Mobilitätssprecher von Greenpeace in Österreich. Anfang des Monats hat es in Deutschland bereits einen ähnlichen ‘Gipfel’ gegeben. Das Ergebnis war enttäuschend: Es wurden lediglich Software-Updates auf freiwilliger Basis beschlossen. Dadurch erhofft sich die Autoindustrie die Abgaswerte um ein Viertel zu senken. Auch damit lägen die Autos auf der Straße noch weit über dem gesetzlichen Grenzwert. ‘Scheinlösungen, die bloß aus Software-Updates und verkaufsfördernde Abwrackprämien für alte Diesel-Fahrzeuge bestehen, lehnen wir entschieden ab’, so Pawloff. ‘Bundesminister Leichtfried darf bei seinen Gesprächen nicht dem Beispiel Deutschlands folgen und sich mit finanziellen Zuwendungen für österreichische Autofahrerinnen und Autofahrern zufrieden geben. Anstatt gemeinsam mit der Autoindustrie gegen die Wand zu fahren, muss die Regierung mit Expertinnen und Experten sowie der Zivilgesellschaft konkrete und verbindliche Lösungen erarbeiten.’

In kaum einem europäischen Land sind Diesel-Fahrzeuge so beliebt wie in Österreich. Dabei sind Dieselantriebe der Hauptverursacher von Stickoxiden: In vielen Städten Österreichs liegt die Luftverschmutzung weit über den gesetzlichen Grenzwerten. Die hohe Belastung steigert das Risiko für Asthma und Herz-Kreislauferkrankungen. Ein Forscherteam um Joshua Miller vom International Council on Clean Transportation in Washington DC hat erst kürzlich eine neue Studie zum Thema in der Fachzeitschrift ‘Nature’ veröffentlicht. Laut dieser sind im Jahr 2015 mehr als 100.000 Menschen an Stickoxiden gestorben. ‘Auch neue Dieselautos überschreiten die Grenzwerte im Straßentest, teilweise um mehr als das 17-fache. Wer soll da noch die Behauptungen vom sauberen Diesel und technischen Lösungen glauben’, fragt sich Pawloff.

‘Wir dürfen unsere Gesundheit nicht zu Gunsten einer veralteten und demnächst aussterbenden Industrie aufs Spiel setzen’, appelliert der Mobilitätssprecher. Die Autokonzerne sind die Verursacher dieses Skandals. Sie dürfen sich nicht mit günstiger Software-Kosmetik aus der Verantwortung stehlen. ‘Aber nur, wenn die Regierung dem Verbrennungsmotor jetzt ein klares Ablaufdatum setzt, lässt sich die dringend notwendige Mobilitätswende einleiten’, stellt Pawloff abschließend klar. ‘Es ist an der Zeit auf gesunde, moderne und klimaverträglich Mobilität zu setzen, die das Klima schont: Mit einem starken öffentlichen Verkehrsangebot, gut ausgebauten Radwegen und gemeinschaftlich genutzte E-Autos.’



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Weitere Infos: Greenpeace Österreich

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /