© GLOBAL 2000 - AKW Mochovce
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GLOBAL 2000 fordert Entzug der Betriebserlaubnis für AKW Mochovce

Hohe Überschreitung von radioaktivem Wasserstoff im Fluss nahe des Atomkraftwerks

Im slowakischen Mochovce laufen derzeit zwei Atomreaktoren sowjetischen Bautyps, zwei weitere sind nach jahrzehntelanger Einmottung in Weiterbau. Schon jetzt stoßen die bestehenden Reaktoren große Mengen von radioaktiven Stoffen aus, viel mehr als baugleiche Reaktoren in Dukovany (Tschechien). Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 nahm mehrere Wasserproben, einer der Werte überschritt den Trinkwassergrenzwert von radioaktivem Wasserstoff (Tritium) um das 13-fache und sogar den maximal zulässigen Wert für die Betriebserlaubnis der Reaktoren.

"Durch einen einmaligen Test einer spendenfinanzierten Organisation stießen wir sofort auf etwas, was das regelmäßige Monitoring der Betreiberfirma Slovenské Elektrarne und Kontrollen der slowakischen Behörden verhindern sollen: eine Überschreitung des in der Betriebserlaubnis der Reaktoren festgelegten zulässigen Höchstwertes", erklärt Dr. Reinhard Uhrig, Atom-Sprecher von GLOBAL 2000. "Wir fordern den sofortigen Entzug der Betriebserlaubnis für das AKW Mochovce bis zur Klärung, ob diese Überschreitung dauerhaft der Fall ist, technische Kontrollen der Anlage durch unabhängige Dritte und eine transparente Offenlegung des Zustands der "neuen" Reaktoren 3 und 4."

Der Prüfbericht der Seibersdorf Laboratories ergibt einen Wert von 1.347 Becquerel (radioaktive Zerfälle pro Sekunde) pro Liter unterhalb des Stauwehrs Malé Kozmálovce, vier Kilometer vom AKW Mochovce entfernt. In den kleinen Fluss Hron wird das Abwasser des Atomkraftwerks mit 11.546 Litern pro Minute "entsorgt". Der zulässige Trinkwassergrenzwert beträgt 100 Becquerel pro Liter, der Messwert ist also 13-fach darüber. Der Jahres-Mittelwert des Flusses darf den ohnehin zu hoch angesetzten Wert von 1.000 Becquerel pro Liter nicht überschreiten, auch dies ist nach dem Test von GLOBAL 2000 in Frage gestellt: Jedes Jahr werden 10,8 Billionen (Millionen mal Millionen) Becquerel von radioaktivem Wasserstoff in den Fluss geleitet - das ist mehr als aus den vier baugleichen Reaktoren in Dukovany herauskommt (8,9 Billionen Becquerel), also mehr als doppelt so viel pro Reaktor.

Das Fluss-Wasser dient zwar nicht als Trinkwasserquelle für die Menschen in der Umgebung, aber im Staubecken sowie im Fluss wird geangelt und gebadet. Auch Kinder und Schwangere benützen die Gewässer im Sommer gerne zur Abkühlung bzw. essen den gefangen Fisch aus der Region.

Tritium: Radioaktiver Wasserstoff und Kinderkrebs

"Radioaktiver Wasserstoff ist nicht harmlos, neben Carbondioxid ist es der radioaktive Stoff, der am meisten im laufenden Betrieb von Atomkraftwerken ausgestoßen wird", sagt Dr. Winfrid Eisenberg, Kinderarzt im Ruhestand und Experte für die Strahlenempfindlichkeit von Kindern. "Tritium ist ein weicher Betastrahler mit 12,32 Jahren Halbwertszeit - nach zehn Halbwertszeiten oder 123 Jahren ist der Stoff erst unbedenklich - und bleibt lange im Ökosystem, gerade in Flüssen, die als Kühlwasser-Abläufe für die AKWs dienen."

Die Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken (KiKK-Studie) des deutschen Bundesamts für Strahlenschutz, durchgeführt vom Kinderkrebsregister in Mainz, stellte im Dezember 2007 fest: Für Kinder unter fünf Jahren steigt das Krebsrisiko in einem Fünf-Kilometer-Radius um Atomkraftwerke um sechzig Prozent, das Leukämie-Risiko um hundert Prozent. "Tritium ist einer der radioaktiven Gefahrstoffe, die diese Krankheitsfälle verursachen", erklärt Dr. Eisenberg. "Das Staubecken und der Fluss liegen genau im Fünf-Kilometer-Radius des AKW Mochovce."

GLOBAL 2000 fordert:

* Entzug der Betriebserlaubnis der Reaktoren bis zur Klärung, ob der Maximalwert von 1.000 Becquerel pro Liter an der Messstelle der GLOBAL 2000-Wasserprobe laufend überschritten wird
* Sofortige technische Kontrollen der bestehenden Anlagen (Reaktor 1 und 2) und der Betriebsführung durch unabhängige Inspektoren
* Verantwortlichen Umgang mit radioaktiven Stoffen - keine Kinder, Schwangere dürfen hier baden, Warnhinweise fehlen, Fische müssen von unabhängigen Stellen routinemäßig getestet werden
* Grenzüberschreitende Offenlegung des technischen Zustands der "neuen" Anlagen (Reaktor 3 und 4, die Ende 2018 / 2019 ans Netz gehen sollen) -- ohne geschwärzte Dokumente, wie in der gerade laufenden Farce von "Bürgerbeteiligung", die eine unwahrscheinlich geringe Abgabe von Tritium angeben

GLOBAL 2000 fordert Bundeskanzler Kern auf, sich für die Sicherheit Zentraleuropas einzusetzen und eine technische Prüfung der Anlage durchzusetzen.

Prüfbericht und Factsheets finden Sie hier



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /