© Efraimstochter /Pixabay.com
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Mehr als 850.000 Haushalte in Österreich sind ohne eigenes Auto mobil

In Wien sind vier von zehn Haushalten autofrei, am Land einer von zehn - VCÖ: Carsharing in Wohnhausanlagen forcieren - häufigere Bahn- und Bus-Verbindungen

Wien – Wer meint, alle Haushalte in Österreich hätten ein Auto, irrt: Rund 856.000 Haushalte in Österreich sind autofrei, wie eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Während in Wien der Anteil autofreier Haushalte mit 42 Prozent am höchsten ist, ist er in Oberösterreich mit zwölf Prozent am niedrigsten. Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist groß. Der VCÖ fordert eine bessere Anbindung der regionalen Zentren ans Öffentliche Verkehrsnetz sowie den Ausbau der Radfahrinfrastruktur. Zudem ist das Potenzial von Carsharing groß.

Die Zahl der autofreien Haushalte ist in Österreich größer als Vielfach angenommen. Fast jeder vierte Haushalt kommt ohne eigenes Auto aus. Die Zahl der autofreien Haushalte ist im Vergleich zum Jahr 2010 um 35.000 gestiegen. Der Anteil ist seit dem Jahr 2010 mit 23 Prozent konstant geblieben, da auch die Zahl der Haushalte insgesamt zugenommen hat.

Sowohl anteilsmäßig als auch in absoluten Zahlen weist Wien die meisten autofreien Haushalte auf. Rund 379.000 Wiener Haushalte sind ohne eigenes Auto mobil. Wien ist auch das einzige Bundesland, wo es mehr Haushalte mit Öffi-Jahreskarte als mit Pkw gibt. Bereits zwei Drittel der Wiener Haushalte haben eine Öffi-Jahreskarte. Entsprechend weisen die Wiener Haushalte auch die niedrigsten Mobilitätsausgaben auf.

Vor allem in Österreichs Städten mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner nimmt der Anteil der autofreien Haushalte zu. In Wien sind 42 Prozent der Haushalte autofrei, in Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck ist es im Schnitt jeder dritte Haushalt. Anders in den kleinen Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner: Nur jeder neunte Haushalt hat hier kein Auto.

‘Durch Zersiedelung und mangelnde öffentliche Verkehrsverbindungen ist die Abhängigkeit vom Auto am Land sehr hoch. Hier braucht es einerseits eine verbesserte Siedlungspolitik mit der Stärkung der Ortskerne und andererseits häufigere Bus- und Bahnverbindungen’, betont VCÖ-Experte Markus Gansterer. In den Ballungsräumen braucht es mehr Bahnverbindungen zwischen Umland und Stadt. Aufgrund der Flexibilisierung der Arbeitszeiten und der starken Zunahme von Teilzeitarbeit ist auch außerhalb der klassischen Pendlerzeiten ein gutes Öffentliches Verkehrsangebot nötig.

Auch das Potenzial für Carsharing ist groß, insbesondere bei Wohnhausanlagen. Ein für die Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam nutzbarer Pool an Autos, E-Mopeds und E-Fahrräder kann vielen die Kosten für ein eigenes Auto oder ein Zweitauto ersparen. Der VCÖ fordert daher eine umfassende Reform der Pkw-Stellplatzverpflichtung, die die Errichtung von Parkplätzen und teuren Tiefgaragen unabhängig vom tatsächlichen Bedarf vorschreibt.

Mehr als die Hälfte der Alltagswege in Österreich ist kürzer als fünf Kilometer und damit in Radfahrdistanz. Vielerorts hält die mangelnde Infrastruktur für den Radverkehr vom Umstieg vom Auto auf das Fahrrad um. Der VCÖ spricht sich für eine Investitionsoffensive in die Radinfrastrukturen aus. Damit erhöht sich für die Bevölkerung die Freiheit in der Verkehrsmittelwahl und zusätzlich werden durch den Bau vor allem regionale Arbeitsplätze geschaffen. Pro 100 Millionen Euro schaffen Investitionen in die Rad-Infrastruktur um mehr als 50 Prozent mehr Jobs als der Bau von Autobahnen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /