© IFE - wikipedia.org / Reaktor Halden
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Radioaktive Wolke: Ursache nun bekannt

Bereits Ende Jänner und im Februar gab es eine radioaktive Wolke über Europa. die für Verwunderung sorgte. Nun wurde bekannt: Norwegischer Forschungsreaktor ist der Grund dafür.

An mehreren Messpunkten wurde Jod 131 in geringer Konzentration nachgewiesen. Mysteriös, Ursache nicht bekannt, ungefährlich.. so die Rückmeldungen dazu.

Dann passierte gar nichts, bis am 3. März die norwegische Umweltorganisation Bellona über einen Störfall im Forschungsreaktor Halden berichtete, in Norwegen, nicht weit von der Grenze. Die Umwelt-NGO wirft darin Bedenken auf, ob die Sicherheit in Norwegens einzige Atomforschungsreaktor ernst genommen wird- von dort kam die radioaktive Wolke nach Europa.

Am 25. Oktober hat es ein Problem und daher eine Freisetzung von radioaktivem Jod aus dem Reaktor Halde. Die norwegische Strahlenschutzbehörde NRPA hat anschließend die Betriebsgenehmigung des Reaktors an das Institut für Energietechnik zurückgezogen. Die Behörde hat auf einige Fragen hingewiesen, die das Institut lösen muss, bevor der Reaktor wieder online geht.

Es ist nicht das erste Mal, dass die NRPA die IFE rügt. Die NRPA hatte die IFE bereits seit 2014 zu ihrem Mangel an Sicherheitskultur beaufsichtigt. Der Zwischenfall im Oktober zeigt, dass dieser Geist anhält.

Reaktorkühlung blockiert

Was ist nun in Norwegen im Oktober passiert? Die Jodemission begann, als das IFE mit einer beschädigten Füllung in der Reaktorhalle hantierte. Diese Tätigkeit führte zu einer Freisetzung radioaktiver Stoffe über das Lüftungssystem. Die Freilassung begann am Montag, den 24. Oktober um 13:45 Uhr, wurde aber erst am nächsten Morgen an die NRPA gemeldet.

Am nächsten Tag führte die NRPA eine unangemeldete Inspektion des IFE durch. Die Situation war noch ungelöst und es gab immer noch radioaktiven Freigaben aus der Reaktorhalle. Das Belüftungssystem wurde dann abgeschaltet, um weitere Freisetzungen in die Umwelt zu begrenzen.

Dies wiederum hat ernsthafte Probleme verursacht. Wenn die Lüftung geschlossen wurde, sollte auch die aus dem Prozess kommende Luft ausgeschaltet werden. Die Druckluft hielt die Ventile im Kühlsystem des Reaktors auf, was wiederum die Zirkulation von Kühlwasser stoppte.

"Eine ganz besondere Bedingung"

In den folgenden Tagen beobachtete die NRPA weiterhin die Sicherheit des Reaktors und stellte viele wiederholte Fragen über die Schließung des primären Kühlkreislaufs. Die IFE berichtete zunächst, dass die Situation im Reaktor nicht "abnormal" sei. Am 1. November forderte die NRPA schriftliche Unterlagen von den zuständigen Betriebs- und Sicherheitsmanagern an. Ein paar Stunden später erhielt die NRPA von der IFE die Nachricht, dass im Reaktor ganz besondere Bedingungen herrschten

Es bedeutete, dass das IFE Temperaturschwankungen im Reaktorgefäß entdeckt hatte, was auf einen erhöhten Neutronenfluss im Kern hindeutet und damit die Gefahr der Wasserstoffbildung. Bellona merkt dazu an, dass es eine Wasserstoffbildung im Reaktorkern war, die im März 2011 im Kernkraftwerk Fukushimazu einer Reihe von Explosionen führte.

Die IFE musste daher die NRPA um die Erlaubnis bitten, die Ventile wieder zu öffnen, auch wenn dies die Freisetzung von Strahlung für die Öffentlichkeit bedeutete. Die Freigabe, die folgte, war nach den Daten der NRPA innerhalb der in der Betriebserlaubnis angegebenen Emissionsgrenzwerte.

Die IFE stand unter besonderer Aufsicht durch die NRPA, aber Bellona ist der Auffassung, die IFE hat die Anforderung für eine erhöhte Berichterstattung nicht ernst genug genommen. Es scheint, dass sie die Ernsthaftigkeit der Situation, die im Oktober entstand, nicht verstanden hat.

Bellona ist besorgt, dass der Reaktorkern instabil werden kann, nur durch das Schließen der Lüftungsschlitze. Eine Wasserstoffbildung im Reaktorkern ist sehr ernst, wie Fukushima zeigte. Der IFE hat zuvor die Zirkulation im Primärkühlkreislauf gestoppt, um unter anderem um eine Wartung durchzuführen, der Reaktor wurde abgeschaltet.

Diejenigen, die um Halden wohnten, waren zuvor mit Garantien zufrieden gewesen, dass die Schlucht, in der der Reaktor steht, hermetisch abdichten könnte. Wie der Zwischenfall im Oktober zeigt, gilt diese Garantie nun nicht mehr.

Europa hat anscheinend nochmals Glück gehabt. Weitere größere, darunter auch entsprechend ältere Reaktoren sind in Europa noch immer am Laufen. Ein schockierendes Wissen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /