© Weihs/ Hans Peter Aubauer
© Weihs/ Hans Peter Aubauer

Hans Peter Aubauer - unvergesslich in vielerlei Hinsicht

Mit Traurigkeit und DANK blicken wir zurück - Ein Nachruf auf einen großen Vordenker in der österreichischen Umweltbewegung

Die betrübliche Nachricht vom Hinscheiden eines großen Alten Herren und Vordenkers der österreichischen Umweltbewegung veranlasst uns den Nachruf seines Freundes, Dr. PETER WEISH, in Dankbarkeit und großem Respekt vor der Persönlichkeit HANS PETER AUBAUERs und seines Einsatzes zu publizieren. Die österreichische Umweltgemeinde trauert um einen weisen und vorausblickenden Geist!

Nachruf auf Hans Peter Aubauer

Hans war ein brillanter Physiker und ein früher Kritiker der Atomkraft, zu einer Zeit, als nur wenige Wissenschafter der Atompropaganda entgegen traten.

Unvergesslich bleibt mir eine Podiumsdiskussion 1974, an der auch E.F. Schumacher teilnahm. Im Publikum saß die versammelte pronukleare Prominenz, vom Leiter des Reaktorzentrums Hans Grümm bis zur Wissenschaftsministerin Herta Firnberg.

In der Diskussion stand Hans auf und brachte die Problematik auf den Punkt: ‘Wenn ich die zu erwartende Strahlenbelastung aus der Kernindustrie hernehme, und meinen Rechenschieber, dann kommen mir dabei zu viele Tote heraus!’ Das veranlasste Grümm zu dem unqualifizierten Zwischenruf: ‘Kaufen´s Ihnen einen neuen Rechenschieber!’

In jener Zeit nuklearer Fortschrittseuphorie waren klare Worte, mutig in der Öffentlichkeit ausgesprochen, von höchster Bedeutung, weil sie andere zu kritischem Denken ermutigten.
Hans Aubauer war – im Gegensatz zu den heute den Wissenschaftsbetrieb dominierenden Reduktionisten – ein tiefer ökologischer Denker, der große Systemzusammenhänge und einen weite Zeithorizont im Auge hatte. Immer wieder betonte er, dass wir uns in der ‘Halbzeit’ der Evolution der Biosphäre befinden und dass in Zukunft eine vielmals größere Zahl an Menschen leben wird als in der Vergangenheit und dass wir gegenüber dieser erdrückenden Mehrheit Verantwortung tragen. Sein mitgeschöpfliches Denken im Sinne einer Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben betrachtete die gesamte Ökosphäre als Schicksalsgemeinschaft.

Er erkannte sehr früh, dass die Spielregeln der heute praktizierten Wirtschaft eine der Wurzeln der Umweltzerstörung sind und er setzte sich profund mit den klassischen und modernen Konzepten der Ökonomie auseinander.

Als guter Freund und Gleichgesinnter besprach Hans seine Ideen stets ausführlich mit mir und so sind mir seine Grundüberzeugungen wohl vertraut. Dort, wo er als hochkarätiger Naturwissenschafter seine zukunftsweisenden Ideen mathematisch formulierte, konnte ich ihm zwar meist nicht mehr folgen, er tröstete mich aber immer wieder damit, dass die komplizierten Formeln und Rechenmodelle zum Verständnis nicht zwingend erforderlich sind.
Seine wichtigste Idee, die er jahrelang durchdachte und weiter entwickelte (1), ist wohl die Einführung einer Ressourcenwährung.

Der Grundgedanke ist einfach: Jeder Mensch hat das gleiche Recht, die begrenzten Ressourcen unseres Planeten zu nutzen. Wer mehr in Anspruch nimmt, als ihm zusteht, muß es denen vergüten, die weniger als ihren Anteil beanspruchen. Die vielen praktischen Fragen, die sich bei einer Umsetzung in die Praxis ergeben, wurden in aller Ausführlichkeit oftmals diskutiert und es zeigte sich eine Vielfalt positiver Aspekte.

Vielleicht der wichtigste: Die schöne Idealvorstellung, die Jean Jaques Rousseau zugeschrieben wird, dass die Erde niemandem gehört, ihre Früchte aber allen, war bisher an der ‘Tragödie der Allmende’ (2) gescheitert, an der Übernutzung der Gemeinschaftsgüter. Mit Aubauers Konzept einer Ressourcenwährung kommt in der Ökonomie ein wesentliches Element der Gerechtigkeit ins Spiel, das Dilemma der Übernutzung der Gemeingüter wird überwunden und nebenbei entsteht ein wichtiger Beitrag zu einem Grundeinkommen der Menschen.

Hans Aubauer war ein hervorragender Universitätslehrer und gesuchter Vortragender, er verfasste neben seinen zahlreichen physikalischen Arbeiten umweltpolitische Schriften, in denen er sich kompromisslos für eine lebensfreundliche Welt mit Zukunft einsetzte.

Als klarer, tiefer Denker und Wissenschafter mit sozialer Verantwortung vertrat er stets mutig seine Überzeugung, musste aber oft zu seinem Leidwesen erleben, dass Viele, die nur an hier und jetzt denken, ihn und seine Lösungsvorschläge nicht verstanden haben.
Am 21. April ist Hans nach schwerem Leiden im Alter von 74 Jahren verstorben.

Die Verabschiedung sowie die Beisetzung der Urne in der von ihm geliebten Prein erfolgen auf seinen Wunsch im engsten Familienkreis.

In unseren Herzen bleibt er lebendig und wir werden dafür eintreten, dass seine richtungweisenden Konzepte Früchte tragen.


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(1) Mit Recht war er stolz darauf, dass seine fundamentale Arbeit: ‘A just and efficient reduction of resource throughput to optimum’ in der renommierten Fachzeitschrift Ecological Economics veröffentlicht wurde: www.sciencedirect.com/science/article/pii/S092180090500368X

(2) HARDIN, G.: The Tragedy of the Commons. Science 13 December 1968.
Vol. 162 no. 3859 pp. 1243-1248

GastautorIn: Peter Weish für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /