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Biomasse-Verband: Papierindustrie trauert Monopolstellung hinterher

Verknappung wird als Problem stilisiert - es geht aber nur um Kostensenkung

"Die österreichische Papierindustrie ist in einem Markt groß geworden, in dem quasi ein Abnehmermonopol herrschte, das es in dieser Form nicht mehr gibt. Überzogen kommunizierte Wettbewerbsnachteile und herbeigeredete Holzversorgungslücken heizen die Preisspirale bei den Energieholz-Sortimenten zusätzlich an. Dies ist weder im Interesse der Papier- noch der Biomasse-Branche. Ein Lösungsansatz liegt nicht in einem 'Entweder-oder' sondern im 'Sowohl-als-auch'", erklärt Horst Jauschnegg, Vorsitzender des Österreichischen Biomasse-Verbandes (ÖBMV).

Holz vergammelt in den Wäldern

Die österreichische Papierindustrie ist am globalen Markt ein Musterbeispiel mit Vorbildfunktion. Die Unternehmen spielen technologisch gesehen in der Top-Liga. Die Produktionsmenge ist 2012 im Jahresvergleich um 2 % gestiegen, der Umsatz stagnierte zwar, jedoch werden von vielen Analysten auch heuer dreistellige Millionengewinne der Großkonzerne erwartet. Auch die Investitionssumme von 270 Millionen Euro im Vorjahr ist ein klares Bekenntnis der Branche für einen guten Produktionsstandort in Österreich. Aufgrund stärkerer Nachfrage nach sämtlichen Holzsortimenten sind zwar für alle Marktteilnehmer die Rohstoffkosten in den vergangenen Jahren gestiegen, jedoch hat jeder Kunde die benötigten Ressourcen bekommen. "Die Papierindustrie hat vor nicht allzu langer Zeit sogenannte 'Zulieferscheine' verteilt und damit die Anlieferung kontingentiert. Das haben viele Lieferanten bis heute nicht vergessen. Sie haben teilweise für lange Zeit keine Zufuhrscheine erhalten und mussten mitansehen, wie ihr Holz im Wald vergammelte", sagt Jauschnegg. "Es schlummern noch Holzreserven im Wald, die wir nachhaltig nutzen können."

Bekenntnis zur kaskadischen Holznutzung

Der Rohstoffkosten-Anteil am Umsatz liegt in der Papierindustrie bei nur rund 10 %. Sie kauft ihren Rohstoff nur zu rund 50 % direkt aus dem Wald, der Rest stammt aus Sägewerken. "Die Importe sind 2012 um 15 % gesunken und die hat es schon immer gegeben, je nach Preislage mehr oder weniger", informiert Jauschnegg. Negativ über drohende steigende Rundholz-Einfuhren aus Tschechien sowie der Slowakei (in Ober- und Niederösterreich), Slowenien und Kroatien (in Kärnten) zu sprechen, ist in Zeiten von Binnenmärkten in der Europäischen Union nicht mehr zeitgemäß und unseriös. Ferner ist dem ÖBMV ein zunehmender Import minderwertiger Rohstoffe und der Export hochwertiger Papiere lieber als umgekehrt. Neu an der heutigen Marktsituation ist, dass sowohl die gesamte Holz verarbeitende Industrie (auch Papier) europaweit durch neue Standorte genauso gewachsen ist wie auch die energetische Nutzung von minderwertigem Holz. Der ÖBMV bekennt sich zur kaskadischen Holznutzung, jedoch nicht zu einem monopolisierten Abnehmermarkt.

Alle Papierwege führen in den Ofen

"Die gesamte in den Markt gebrachte Holzmenge endet schlussendlich im Ofen - auch Papier", erinnert Jauschnegg. Ein Beispiel: "Werden 1.000 Festmeter Faserholz zur stofflichen Nutzung in die Papierfabrik gebracht, finden wir davon in kürzester Zeit 70 bis 80 % in unserer Energiebilanz. Dazu zählen die mitgelieferte, aber stofflich nicht verwendete Rinde, die als Lauge anfallende Hemicellulose samt Lignin und das Papier selbst, obwohl es die Recyclingschiene durchlaufen hat."

Auch Papierindustrie erhält Förderungen

"Wenn die Papierindustrie eine 'überzogene Biomasse-Förderpolitik' kritisiert, muss sie auch fairerweise ergänzen, dass sie zu den größten Ökostromproduzenten Österreichs gehört und hinter den Kulissen für die Förderung ihrer Anlagen kämpft", schildert Jauschnegg. Gleichzeitig ist die Industrie von den Kosten der Ökostromförderung befreit, genießt aber die Vorteile der Energiewende, die sich in billigerem Börsestrom manifestieren. Wie die Zahlen der E-Control belegen, sank der Strommarktpreis für die Industrie im II. Quartal 2013 auf vier Cent pro Kilowattstunde. Ein weiterer Punkt ist, dass der größte Biomasse-Einsatzbereich der Wärmemarkt ist, wo es keine Ökostromförderung gibt. Einmalige Investitionsförderungen sind aus volkswirtschaftlicher und ökologischer Sicht sinnvoll - für die Papier- aber auch für die Biomasse-Branche. Dies belegen die neuesten Zahlen des Infrastrukturministeriums. Ministerin Doris Bures wies kürzlich auf die Bedeutung der Bioenergie hin, die 12.700 heimische Beschäftigte samt einem Jahresumsatz von 1,3 Mrd. Euro aufweist. Insgesamt sind in der Erneuerbaren-Branche 28.000 Menschen beschäftigt. Die Papierindustrie nutzt zu 50 % fossile Energieträger für den Produktionsprozess und wird hier künftig mit stetig steigenden Kosten konfrontiert sein. Gleichzeitig wird seit Jahrzehnten oftmals die Abwärme der Industrie ungenutzt in die Atmosphäre entlassen. Erst kürzlich wurde mit der erfolgreichen Abwärmenutzung begonnen, wie z. B. bei Zellstoff Pöls. Diese Entwicklung begrüßt der ÖBMV ausdrücklich. Der Verband ist auch überzeugt, dass eine Energiewende in Richtung erneuerbare Energie auch der richtige Weg für die Papierindustrie wäre - die verzweifelte Anpreisung von Schiefergas kann nur als letzter argumentativer Rettungsanker für billigere Rohstoffpreise gewertet werden.



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Weitere Infos: Österreichischer Biomasse-Verband
GastautorIn: Forstassessor Peter Liptay für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /