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Die Wärmeenergie der Zukunft ist erneuerbar

Wärmeenergie ist ein wichtiger Schlüssel zur Energiewende

Wien - Bei der gestrigen Veranstaltung "Erneuerbare Wärme: Schlüssel zur Energiewende" des Österreichischen Biomasse-Verbandes (ÖBMV) war man sich einig. die Wärmenergie der Zukunft stammt aus erneuerbaren Energien. Das rege Interesse am Thema zeigten auch die rund 200 Teilnehmer im randvoll gefüllten Dachsaal der Wiener Urania. "Für die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien spielt der Wärmesektor eine besondere Rolle", betont Umweltminister Nikolaus Berlakovich anlässlich seiner Eröffnungsrede. "Die Förderoffensive für Heizsysteme mit nachhaltigen Rohstoffen verstärkt unsere Unabhängigkeit gegenüber klimabelastenden, fossilen Heizmaterialien. Wer auf erneuerbare Energien setzt, ist Teil einer sicheren, unabhängigen und sauberen Zukunft. Mein Ziel ist die hundertprozentige Selbstversorgung mit heimischer, erneuerbarer Energie bis 2050."

Mehr Marktanteile für Biomasse mit sinkendem Ressourceneinsatz

Die steigende thermische Gebäudequalität sowie die höhere Effizienz moderner Biomasse-Heizkessel und -öfen ermöglicht künftig die Deckung deutlich höherer Marktanteile bei sinkendem oder konstantem Biomasse-Einsatz, berichtet Dr. Lukas Kranzl von der TU Wien. Kranzl erwartet, dass sich der Energiebedarf für Raumwärme und Warmwasserbereitstellung selbst bei einem Business-as-usual-Szenario ohne umfassende Klimaschutzanstrengungen - in Form von Sanierung des Gebäudebestandes sowie effizienteren Neubau - von 100 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2006 bis zum Jahr 2050 auf rund 65 TWh reduziert. Bei stärkeren Sanierungsmaßnahmen und der Einführung von ordnungspolitischen Instrumenten seien auch 35 TWh möglich. "Biomasse-Heizsystemen kommt in der Übergangszeit der kommenden Jahrzehnte hin zu einem Niedrigstenergie-Gebäudebestand eine wichtige Rolle zu", unterstreicht Kranzl. Des weiteren sei damit zu rechnen, dass ein relevanter Anteil der Gebäude aus Denkmalschutz-Gründen oder aufgrund ihrer Größe einen nennenswerten Wärmebedarf aufweist, der sinnvollerweise über Biomasse gedeckt werden kann.

Alle Holzwege führen in den Ofen

Über die Rohstoffpotenziale und die Wertschöpfungskette Holz referiert Kasimir Nemestothy, Referatsleiter Energie der Landwirtschaftskammer Österreich. Im österreichischen Ertragswald stockt ein gewaltiger Holzvorrat von rund 1,1 Mrd. Festmetern (fm) Stammholz. Der jährliche Holzzuwachs beläuft sich im Schnitt auf 30 Mio. fm, die Holznutzung liegt bei etwa 26 Mio. fm pro Jahr. Bei der Gewinnung von 14 Mio. fm an den Hauptsortimenten Sägerundholz und Industrieholz fielen im Jahr als Koppelprodukte "automatisch" rund 8 Mio. fm verschiedener Energieholzsortimente an. "Beinahe 100% des in den Markt gebrachten Holzes werden, nach unterschiedlichstem Durchlauf durch die Wertschöpfungskette, energetisch genutzt", sagt Nemestothy.

"Prinzipiell hat die energetische Holznutzung für jeden Teilbereich der Wertschöpfungskette einen positiven Effekt", erklärt Nemestothy. "Die Lösungsansätze liegen nicht im 'Entweder-oder' sondern im 'Sowohl-als-auch' der stofflichen und energetischen Nutzung." Werden zum Beispiel 1.000 fm Faserholz zur stofflichen Nutzung in die Papierindustrie gebracht, findet man davon in kürzester Zeit 70% bis 80% in der Energiebilanz vor. "Holz bleibt die wichtigste erneuerbare Ressource", hebt Nemestothy hervor. "Während mit Wasser und Wind nur Strom erzeugt werden kann, sind biogene Energieträger in allen Anwendungsbereichen, wie Strom, Wärme und Transport, vielfältig einsetzbar."

Biomassekessel: Hoher Wirkungsgrad und geringe Emissionen

"Seit der Einführung der Prüfnorm EN 303-5 'Heizkessel für feste Brennstoffe' und der Umsetzung der in Österreich geltenden strengen gesetzlichen Vorgaben zu Wirkungsgraden und Emissionen zeigt sich eine signifikante Verbesserung der geprüften Biomasse-Technologien", informiert Dr. Walter Haslinger, Bionenergy 2020+ GmbH. Heute werden sowohl von automatischen Feuerungen (Pellets, Hackgut) als auch von modernen Scheitholzkesseln durchwegs Wirkungsgrade von über 90% erreicht. Die Kohlenstoff (CO)-Emissionen - als Leitemissionen für die Qualität der Verbrennung sind signifikant und kontinuierlich gesunken. "Moderne Biomassefeuerungen können auch im Feld Nutzungsgrade bis zu 80% erreichen und sind zugleich in der Lage, die Emissionsfaktoren des Anlagenbestandes für die meisten Emissionen um eine Größenordnung zu reduzieren", lautet das Fazit des Wissenschaftlers.

Anteil der Investitionskosten steigt bei sinkendem Heizwärmebedarf

Einen Heizkostenvergleich zwischen einem unsanierten und einem sanierten Einfamilienhaus präsentiert Dr. Günter Simader von der Österreichischen Energieagentur. Im unsanierten Einfamilienhaus (Heizwärmebedarf: 170 kWh/m2/J) machen die verbrauchsgebundenen Kosten gegenüber kapital- und betriebsgebundenen Kosten den Großteil der Ausgaben für die Raumwärme aus. Werden Förderungen berücksichtigt, liegen die Kosten von neuen Pellets-Zentralheizungen mit 0,13 Euro/kWh im Bereich von Gas-Brennwertsystemen. Ältere Öl-Zentralheizungen schneiden mit fast 0,22 Euro/kWh besonders schlecht ab. Im sanierten Einfamilienhaus (Heizwärmebedarf: 70 kWh/m2/J) steigt der Anteil der kapitalgebundenen gegenüber den verbrauchsgebundenen Kosten stark an. "Knapp 0,15 Euro kostet die Kilowattstunde mit einer Scheitholzzentralheizung, während eine alte Öl-Zentralheizung mehr als die doppelten Kosten verursacht", sagt Simader. Moderne Pelletszentralheizungen liegen bei Berücksichtigung der Förderungen kostenmäßig im Bereich von Gas-Brennwertsystemen. Während sich Biomasseheizungen im großen Leistungsbereich in relativ kurzer Zeit amortisieren, dauert dies im kleineren Leistungsbereich länger, weil die Investitionskosten im Vergleich zu Heizsystemen mit fossilen Energien höher sind. Dies macht Förderungen gerade für sozial schwache Haushalte weiterhin unbedingt notwendig.

Raumwärme im Fokus

"Mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs wird in Österreich für die Erzeugung von Wärme zur Beheizung von Gebäuden sowie für industrielle Prozesse eingesetzt", analysiert Dr. Horst Jauschnegg, Vorsitzender des ÖBMV. Knapp 60% der in Österreich genutzten Wärmeenergie werden für die Produktion von Raumwärme bzw. -kälte verwendet, das waren im Jahr 2011 330,5 Petajoule (PJ). Gemeinsam mit dem Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) haben der ÖBMV und Austria Solar sieben Maßnahmen ausgearbeitet, um den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2020 von derzeit 41% auf 55 % zu steigern. "Das Verbot von neuen Ölheizungen in Neubau und Sanierung verbunden mit einem Kesseltauschprogramm für alte Ölheizungen und Festbrennstoffkessel sind zentrale Stellschrauben für die Umgestaltung des Wärmemarktes", hebt Jauschnegg hervor. Vom Ausbaupotenzial der erneuerbaren Energien in Höhe von 47 PJ bis 2020 entfallen 60 % auf die Biomasse. Dieser Biomasse-Beitrag teilt sich zu knapp zwei Drittel auf Einzelfeuerungen und zu einem Drittel auf den Fernwärmebereich auf.

Sieben notwendige Maßnahmen zu erneuerbarer Wärme auf einen Blick

1. Verbot der Installation neuer Ölheizungen
2. Kesseltauschprämie
3. Steuerliche Abschreibung der Investition in erneuerbare Wärme
4. Anhebung des Förderzinses auf inländische Öl- und Gasförderung
5. CO2-Steuer
6. Informationsoffensive und Vorbildwirkung der öffentlichen Hand
7. Abbau von Barrieren für erneuerbare Wärme




Biomasseverband stellt neue Broschüre vor

Anlässlich der Veranstaltung überreichte Jauschnegg die neue ÖBMV-Broschüre "Erneuerbare Wärme: Schlüssel zur Energiewende"an Bundesminister Berlakovich. Auf 108 Seiten beinhaltet diese Bröschüre die ausführlichen Versionen aller Vorträge der Veranstaltung. Die neue Broschüre kann unter der Verbandshomepage (www.biomasseverband.at) bestellt werden.



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Weitere Infos: Österreichischer Biomasse-Verband

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /