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Niederösterreich Wahl: Die Antworten der SPÖ

Gemeinsam mit der bundesweiten Plattform Zukunft statt Autobahn u.a. hat OEKONEWS die wahlwerbenden Parteien in Niederösterreich befragt

Haben PolitikerInnen eine wichtige Vorbildfunktion in den Bereich Umwelt- und Klimaschutz und nachhaltige Mobilität?

Die Politik trifft in vielen Lebensbereichen wesentliche Entscheidungen. Die Bereiche Umwelt- und Klimaschutz sowie nachhaltige Mobilität gehören zu den Zukunftsfeldern, die in unserer Gesellschaft einen immer größeren Platz einnehmen. Es ist daher die Aufgabe der Politik, in diesen Bereichen die entsprechenden Rahmenbedingungen festzulegen bzw. zu schaffen.

Wo steht Niederösterreich auf dem Weg in die Zukunft

In welchen Bereichen besteht für Niederösterreich in den nächsten 10 Jahren aus Ihrer Sicht allgemein der wesentlichste Veränderungsbedarf?

Wir wollen den Menschen in Niederösterreich ein leistbares sichern, unseren SeniorInnen die beste Versorgung vor Ort ermöglichen und Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder übernehmen. Faires Sparen in der Verwaltung, ein Ende der Spekulation mit Steuergeld sowie ein zielgenaues Investieren in die Zukunft: Es braucht ein neues Pflegesystem mit mehr kleinen, dezentralen SeniorInnenzentren in unseren Gemeinden ("Umsorgt vor Ort"). Mehr Krabbelstuben für unsere Kleinsten (insgesamt fehlen rund 5.000 Betreuungsplätze), mehr Ganztagsschulen (Investitionsoffensive für Schulausbau), mehr Investitionen in Ausbildung (im Sinne zeitgemäßer Unterrichtsmittel sollen alle PflichtschülerInnen vom Land NÖ einen Laptop zur Verfügung gestellt bekommen) und mehr Arbeitsplätze für unsere Jungen (Lehrwerkstätten ausbauen, Ausbildungs- und Beschäftigungsgarantie für junge Menschen bis 24 Jahr; zusätzlich: eine Beschäftigungsoffensive für ältere ArbeitnehmerInnen der Generation 50+ sowie den flächendeckenden Ausbau der Arbeitsassistenz für behinderte Menschen und die Schaffung integrativer Arbeitsplätze), sowie mehr Unterstützung für die niederösterreichischen PendlerInnen (derzeit bekommen ArbeitnehmerInnen für den gleiche Weg unterschiedliche Pendlerförderungen vom Bund. Im Sinne der Gerechtigkeit muss die NÖ-Pendlerhilfe in ein sozial ausgewogenes Pendlergeld umgewandelt werden: Jede/r ArbeitnehmerIn mit einem Bruttoeinkommen von bis zu 3.000 Euro pro Monat bekommt zur Pendlerpauschale zusätzlich das NÖ Pendlergeld ausbezahlt, sodass sich ein Öffi-Jahresticket ausgeht. Wenn eine Öffi-Benutzung nicht möglich ist, dann fällt das NÖ Pendlergeld so hoch aus, dass mit der Pendlerpauschale jeder gefahrene Kilometer mit zehn Cent bis zu einer Strecke von 30.000 Kilometer im Jahr unterstützt wird).

Was bedeutet für Sie der Begriff „Zukunftsfähigkeit“?

Vor dem Hintergrund vergangener und aktueller Krisen sowie laufender gesellschaftlicher Veränderungen bedeutet Zukunftsfähigkeit für mich neue Antworten für unsere Zukunft bieten zu können und dringende Reformen anzugehen - im Interesse unserer Kinder und deren Enkelkinder.

Wie kann die niederösterreichische Landespolitik in der nächsten Legislaturperiode verstärkt in die Zukunftsfähigkeit des Bundeslandes investieren?

MOBILITÄT

Wollen Sie Niederösterreich mehr in Richtung ökologische Mobilität bewegen?

Ja.

Wenn ja, welche Investitionen wollen Sie in der kommenden Legislaturperiode tätigen?

Einrichtung und Bestellung eines Schnellbahnsystems aus dem Umland von Wien in das Zentrum Wien und wieder hinaus. Stärkung der Region Wien Mitte durch Schaffung eines Schnellbahnsystems zur besseren Erreichbarkeit der Landeshauptstadt St. Pölten. * In Österreich wird mehr mit dem Auto gefahren und mit dem Flugzeug geflogen als je zuvor. Welche Maßnahmen setzen oder fordern Sie, um diesen Trend zu stoppen?
Ein verstärkter Ausbau des öffentlichen Verkehrs wird den motorisierten Individualverkehr automatisch ersetzen. Die Bahn ist nur auf kürzeren Strecken ins Ausland tatsächlich konkurrenzfähig; dies kann durch eine kostengünstige Tarifpolitik positiv beeinflusst werden. Auf langen Distanzen ist das Flugzeug einem öffentlichen Verkehrsmittel gleichzusetzen.

In Österreich wird mehr mit dem Auto gefahren und mit dem Flugzeug geflogen als je zuvor. Welche Maßnahmen setzen oder fordern Sie, um diesen Trend zu stoppen?

ÖFFENTLICHER VERKEHR ALLGEMEIN

Welche ÖV-Projekte wollen Sie gemeinsam mit der Stadt Wien konkret umsetzen und wann?

Schnellbahnnetz aus dem gesamten Wiener Umland ins Zentrum der Stadt Wien und wieder hinaus, allenfalls gemeinsam mit den Wiener Linien nach dem Vorbild der Badner-Bahn.

Wann wollen Sie den Ausbau des Marchegger Asts (2gleisig, Elektrifizierung) abschließen?

Der zweigleisige Ausbau und die Elektrifizierung des Marchegger Astes ist im Ausbauprogramm des Bundes 2025 enthalten. Ein Vorziehen des Ausbaus könnte den Modal Split zugunsten des öffentlichen Verkehrs positiv beeinflussen (Überbelastung auf der A4, starkes Bevölkerungswachstum in dieser Region prognostiziert).

Wie sieht Ihr Park&Ride-Konzept für den niederösterreichischen Nordosten aus?

Eine systematische Entwicklung von Knotenpunkten im gesamten Umland Wiens ist dringend erforderlich. Diese Pendlergates sollten gut nach Wien und mit Wien-Umgebung durch den öffentlichen Personennahverkehr angebunden und für den Nutzer komfortabel sein. Diese Pendlergates sollten mehr sein als Park&Ride-Plätze. Sie sollten mit komfortablen Warteräumen (z.B. Cafés) und vor allem Nahversorger (z.B. Supermärkte) ausgestattet sein, bei denen die PendlerInnen die Dinge des täglichen Bedarfes kaufen können.

STRASSENBAU

S1/S8

Welche Vorteile/Nachteile erwarten Sie durch den Bau der S1/S8?

Die Bundeshauptstadt Wien und damit auch das Wiener Umland benötigen eine großzügige Straßenumfahrung, wie dies in vielen Großstädten Europas bereits umgesetzt wurde. Wien, das Wiener Umland und die Region Nordburgenland werden zusammenwachsen. In dieser Region werden in den nächsten Jahrzehnten über 500.000 Menschen mehr wohnen und arbeiten.

Werden Sie lokale Verkehrsmaßnahmen (Umfahrungen, Verkehrsberuhigung) auch dann durchführen, wenn S1/S8 nicht gebaut werden?

Der starke Verkehrszuwachs wird Maßnahmen aller Art erfordern. Wir können die Menschen hiermit nicht alleine lassen. Eine Kombination mit dem Ausbau von S1/S8 macht es allerdings leichter.

S34

Die ASFINAG plant eine Schnellstraße (S34) bei St. Pölten. Laut Umweltbericht der SPV hat diese Strecke enorme Bedeutung für die Transitroute Graz–Znaim und ist daher in Bundeskompetenz (ASFINAG).

Der Ausbau der S34 erfolgt als Westumfahrung für die Landeshauptstadt St. Pölten. Die 9 km lange Strecke beginnt bei der Raststätte Völlerndorf, führt entlang der B20 zwischen St. Pölten und Obergrafendorf Richtung Süden und geht dann in die Mariazellerstraße über. Eine Transitroute ist nicht geplant.

Wenn das nicht der Fall ist, sondern "nur" eine Umfahrung von St. Pölten gebaut wird, warum wird die S34 durch die ASFINAG geplant?

Die Gründe für die Planung durch die ASFINAG sind mir nicht bekannt.

Braucht Niederösterreich tatsächlich eine Transitroute (Achse St. Pölten–Graz), so wie in der strategischen Prüfung begründet?

Wenn das nicht der Fall ist, sondern "nur" eine Umfahrung von St. Pölten gebaut wird, warum wird die S34 durch die ASFINAG geplant?

Wie stehen Sie zur Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs im Traisental anstelle der S34?

Ich trete für die Schaffung eines Taktverkehrs für das Traisental ein. Gleichzeitig muss das Traisental aber auch über ein ausgebautes Straßensystem verfügen, um die wirtschaftliche Entwicklung der Region NÖ Mitte weiterhin zu gewährleisten.

REGIONALBAHNEN

Die Erhaltung von Bahnlinien hat sich rückblickend betrachtet oft als sinnvoll erwiesen. Welchen Wert haben für Ihre Partei Regionalbahnen für die Wirtschaft und die Mobilität im Allgemeinen?

Das Land NÖ hat im Jahr 2010 zahlreiche Nebenbahnen übernommen, aber ausgenommen auf der Mariazellerbahn nur einige touristische Initiativen gesetzt. Zahlreiche Strecken wurden eingestellt. Die Regionalbahnen stellen die Infrastruktur der Mobilität für zukünftige Generationen dar. Daher ist die SPÖ NÖ immer dafür eingetreten, die Bahntrassen selbst bei stillgelegten Bahnverbindungen zu erhalten, um gegebenenfalls auf diese Infrastruktur zurückgreifen zu können.

Über die Thayatalbahn könnten jährlich 600.000 Tonnen Holz transportiert werden, die derzeit Großteils mit Lkw transportiert werden.

Wie kann die Bevölkerung der durchfahrenen Orte entlastet werden, ohne dass dabei Kosten für Umfahrungsstraßen entstehen, die jene für eine Rekonstruktion der Thayatalbahn übersteigen?

Der Lückenschluss der Thayatalbahn nach Slavonice war eine jahrzehntealte Forderung des Landes NÖ. Eine Reaktivierung würde eine attraktive Verbindung darstellen, welche ein hohes Potenzial
aufweist und der Hauptstrecke der Franz-Josefs-Bahn eine bessere Auslastung ermöglichen könnte. Aus meiner Sicht würde dies auch die Lösung für eine Entlastung der Bevölkerung vom Schwerverkehr bedeuten.

Auf der Wachaubahn gibt es nur mehr einen durchaus attraktiven touristischen Verkehr. Werden Sie sich dafür einsetzen, dass diese Strecke täglich betrieben wird?

Die Wachaubahn hatte ursprünglich auch die Funktion als Reservestrecke für die Westbahn über. Deshalb halte ich die Renovierung der Strecke zwischen Emmersdorf und der OÖ-Landesgrenze für sehr wesentlich. Gleichzeitig sollte auch der Personen- und Güterverkehr auf Sicht zwischen Linz und Krems wieder aktiviert werden.

UMWELTSCHUTZ / KLIMASSCHUTZ UND ENERGIE

Wollen Sie Sie Niederösterreich mehr in Richtung Umweltschutz/Klimaschutz bewegen?

Ja

Wenn ja, welche Investitionen wollen Sie in der kommenden Legislaturperiode tätigen?

Unsere Umwelt zu schützen und für kommende Generationen zu erhalten ist eine unserer bedeutendsten Aufgaben. Früher war man der Meinung, dass fossile Brennstoffe unbeschränkt und unbegrenzt zur Verfügung stehen, mittlerweile ist es teuer geworden, wenn man den ungebremsten "Energiehunger" stillen will. Es ist daher eine Energiewende, wenn nicht sogar eine Energierevolution nötig. Gefordert sind in diesem Bereich die Politik, die Wirtschaft und auch die Menschen. Niederösterreich hat dank seiner vielen Wasserkraftwerke einen gewissen Vorteil, doch für die Zukunft muss man einerseits die alternative Energie ausbauen und andererseits Energiesparen forcieren. NÖ kann bis 2015 seinen gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energien beziehen - dieses Ziel ist erreichbar. Probleme der Netze müssen aber hier noch gelöst werden, beispielsweise Strom aus Windkraftanlagen dem Bedarf entsprechend über das Bundesland verteilen zu können. Wir müssen von fossilen Energieträgern unabhängiger werden und angesichts der Weiterentwicklung in Forschung und Technik haben wir die Chance dazu. Wichtig ist es auch, die Ressourcen, wie wir in NÖ ausreichend haben, zu nutzen. Auch der Ausbau der Kleinwasserkraftwerke ist, wenn es ökologisch vertretbar ist, zu unterstützen. Die größte Herausforderung wird die Speicherung der Energie sein, hier ist höchstes Augenmerk auf Forschung und Investitionen zu legen.

Bis wann soll Niederösterreich so viel Energie aus erneuerbaren Energiequellen (Sonne, Wind, Biomasse, Wasser, Geothermie) produzieren, wie es selbst benötigt? Sind sie dafür bis 2050 auf 100 % erneuerbare Energie umzustellen?

So rasch wie möglich. Die Gesamtenergiebilanz zeigt, dass von der gesamten verbrauchten Energie gerade einmal 31% erneuerbar sind. Der Umkehrschluss zeigt, dass wir immer noch 69%, also mehr als zwei Drittel, unserer Energie aus fossilen Rohstoffen gewinnen. Es ist daher klar, dass unsere primäre Aufgabe darin bestehen muss, dieses Verhältnis möglichst rasch umzukehren beziehungsweise es möglich sein muss, ganz auf fossile Rohstoffe verzichten zu können.

Welche Ziele setzt sich Ihre Partei zur Reduktion von klimawirksamen Emissionen? Unterstützen sie das Ziel, bis 2050 den Energieverbrauch zu reduzieren?

Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden unser System energieeffizienter zu gestalten. Ganz nach dem Motto: "Die Energie, die wir nicht brauchen ist die beste Energie" muss versucht werden den Energiehunger in allen Bereichen zu reduzieren. Es ist daher notwendig, Energiespar- und Effizienzsteigerungsstrategien einzusetzen, eine stärkere Mobilisierung der erneuerbaren Energien (Solarwärme, Wind- und Wasserkraft, Biomasse u.a.m.) zu erreichen und die Entwicklung von Technologiealternativen zu forcieren.

Sind sie für ein Schiefergasverbot in ihrem Bundesland?

Wir brauchen strengere Regelungen, nicht zuletzt auf EU-Ebene, was Schiefergas-Bohrungen betrifft. Darüber hinaus muss man konsequent den Ausbau alternativer Energien vorantreiben, damit auch in Zukunft auf Schiefergas verzichtet werden kann.

SIEDLUNGSENTWICKLUNG / REGIONALENTWICKLUNG

Wollen Sie Siedlungsstrukturen fördern, in denen ein Großteil der Zielorte öffentlich bzw. fußläufig gut erreichbar ist, oder Siedlungsstrukturen, in denen die meisten Zielorte nur für jene Menschen erreichbar sind, die ein Auto haben?

Es ist offensichtlich, dass das Mobilitätsangebot eines Standorts für Menschen ein wichtiges Kriterium bei der Beurteilung der Qualität eines Standorts ist. Dies gilt insbesondere für ländliche Regionen, die über ein geringes Angebot an Arbeitsplätzen, Ausbildungs- und Versorgungseinrichtungen (z.B. Ärzte, Einzelhandel) und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten verfügen. In diesen Regionen sind die Menschen auf gute Verkehrsbedingungen angewiesen. Finden sie diese nicht oder nicht entsprechend ihrer Vorstellungen vor, entscheiden sich vor allem junge Menschen dafür, den Standort zu wechseln. In diesem Sinn ist die Sicherstellung der Mobilität von Personen ein wichtiger Standortfaktor. Das Mobilitätsangebot ist vor allem auch für die Ansiedelung von Unternehmen wichtig; es ermöglicht ihnen Arbeitskräfte einzustellen. Für den Einzelhandel und viele Dienstleistungsbetriebe ist eine gute Erreichbarkeit auch für die Kundengewinnung wichtig. Für nahezu alle Unternehmen ist es jedoch wichtig, dass die Güterverkehrsmobilität gewährleistet ist, damit die Beschaffung von Materialien und Gütern sowie die Distribution der Produkte zu akzeptablen Zeiten und Kosten gewährleistet sind. Die Verkehrsinfrastruktur und die angebotenen Verkehrsdienstleistungen sind sowohl aus Sicht des Personenverkehrs als auch des Güterverkehrs für die Standortqualität im innerösterreichischen, europäischen und nicht zuletzt globalen Wettbewerb entscheidend. Daher wird es notwendig sein, die Förderung von Standorten gezielt so auszurichten, dass eine Weiterentwicklung aller Regionen in NÖ ermöglicht wird. Bzw.: Es darf auf Grund großflächiger Siedlungstätigkeit nicht zu einer Zersiedelung der Landschaft kommen. Dies würde auch zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen führen. Regionale Kooperationen der Gemeinden - die den regionalen Bedarf am besten kennen - sind daher vor allem in den Bereichen Verkehrs-, Raum-, Wirtschafts- und Siedlungspolitik notwendig und wichtig.

Soll der Schienenverkehr zur langfristigen Sicherung unserer regionalen und überregionalen Mobilität eine zentrale Rolle einnehmen?

Aus meiner Sicht ist der Schienenverkehr das Rückgrat des öffentlichen Verkehrsangebotes und wird in den nächsten Jahrzehnten eine wesentliche Bedeutung für die Entwicklung der Regionen haben. Busse, Sammeltaxis etc. werden eine Zubringerfunktion zur Schiene haben. Der motorisierte Individualverkehr wird dabei eine geringere Rolle spielen als heute. Bzw.: Ja. Denn nur durch einen gezielten und vorausschauenden Ausbau des Schienenverkehrs wird es möglich sein dem ständig steigenden Verkehrsaufkommen Rechnung zu tragen und den Regionen neue Entwicklungschancen zu bieten.

Einkaufsinfrastruktur in der Raumentwicklung

Selbstverständlich, auf jeden Fall. Das Einzugsgebiet für das G3 Shopping Resort Gerasdorf ist das nördliche NÖ bis über die Staatsgrenzen. Diese Kunden, die typischerweise mit dem PKW einkaufen fahren, waren bisher bis nach Wien (SCN, Donauzentrum, SCS) unterwegs. Jetzt ist der Weg kürzer und damit die Schadstoffbelastung deutlich niedriger. Im Übrigen gab es dazu eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Im Zuge dessen wurde sogar auf dem Dach des G3 ein Brutetat für eine besonders schützenswerte Tierart, die Haubenlerche, geschaffen.

Welche Auswirkungen hat das G3 auf den Einzelhandel in Kleinstädten wie Mistelbach, Wolkersdorf, Korneuburg und Poysdorf sowie auf Wien, mit dem sie ja in der Planungsgemeinschaft Ost raumwirksame Maßnahmen abstimmen sollten?

Der befürchtete extreme Kaufkraftabfluss hat bisher nicht stattgefunden. Es gab natürlich Kaufkraftverschiebungen innerhalb der Region. Gerade die genannten 4 Städte haben sich aber im Vorfeld gut positioniert. Das G3 ist als Einkaufsmöglichkeit für die gesamte Region zu sehen, für die übrigens auch die 1.600 neuen zusätzlichen Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. Als Zusammenfassung regionaler Anbieter gibt es im G3 sogar einen eigenen Weinviertel-Shop.

ÖKOLOGISIERUNG DES WIRTSCHAFTSSYSTEMS

Wie möchte Ihre Partei die Wirtschaft ökologisieren und Klimaschutzmaßnahmen setzen?

Unternehmen müssen oft aufgrund der großen benötigten Energiemengen aus Kostengründen günstige und gleichzeitig nicht erneuerbare Energie einkaufen. Der Grund auf erneuerbare Energie umzustellen ist hier für viele Manager nicht gegeben, da aus wirtschaftlicher Sicht der Umstieg oftmals nicht rentabel genug erscheint. Hier wäre eine Anreizschaffung durch erhöhte Fördersätze aber auch die Forderung, dass Umweltsünder in Zukunft keine Aufträge durch das Land Niederösterreich erhalten dürfen. Als Ausschreibungskriterium von diversen Landesaufträgen könnte die Verwendung von erneuerbarer Energie für die Prozesswärme angeführt werden. Weiters sind bessere Förderprogramme für die Verwendung von umweltschonenden Fahrzeugen - insbesondere für Einpersonenunternehmen - für den Klimaschutz notwendig.

Viele WirtschaftsexpertInnen sehen in der Umverteilung der Abgabenlast von Arbeitszeit auf Ressourcen (Ökosteuer / CO2-Abgabe) eine große Chance. Wie stehen Sie dazu?

Die SPÖ NÖ steht Ökosteuern skeptisch gegenüber. Wir sind eher dafür große Vermögen zu besteuern und Löhne und Gehälter zu entlasten. Wenn das reichste 1 Prozent der Haushalte fast ein Drittel des gesamten Geldvermögens und 22 Prozent des gesamten Immobilienvermögens in Österreich besitzt, dann ist es gerecht, wenn diese Reichen und Superreichen einen Beitrag leisten. Das SPÖ NÖ-Modell für eine Vermögenssteuer sieht vor, dass Vermögen und Erbschaften ab 1 Mio. Euro Nettovermögen (also abzüglich Schulden) einen steuerlichen Beitrag leisten sollen.

BILDUNG / FORSCHUNG

Wollen Sie Niederösterreich mehr in Richtung Bildung/Forschung bewegen?

Ja.

Wenn ja, welche Investitionen wollen Sie dazu in der kommenden Legislaturperiode tätigen?

Bildungsinvestitionen sind Zukunftsinvestitionen: Ohne einen flächendeckenden Ausbau der Ganztagsschulen wird das Ziel eines leistungsstarken, modernen Bildungssystems, das verstärkt Kreativität und Innovation fördert, schwer erreichbar sein. Zusätzlich sollen alle PflichtschülerInnen vom Land einen Laptop zur Verfügung gestellt bekommen (zeitgemäße Unterrichtsmittel).

Im Bereich Forschung heißt Investieren Humanressourcen aufbauen und entwickeln. Menschen und ihre Entwicklungsmöglichkeiten sind die größte FTI-Ressource (Forschung, Technologie, Innovation) und gehören besonders gefördert. Klein- und Mittelunternehmen sowie Einpersonenunternehmen muss der Zugang zu Kooperationen im Bereich Forschung und Entwicklung weiter erleichtert werden - Forschung und Entwicklung sind der Treibstoff der Wirtschaft von morgen. Außerdem ist der Ausbau der Technopole in Niederösterreich weiter zu forcieren. Des Weiteren verlangen wir mehr Investitionen in die Öko-Forschung (wie z.B. Öko-Ressourcen, Energiespeichertechnologien, Entsorgungs-/Wiederverwertungs-Technologien): Die zunehmende Verknappung fossiler Energieträger und der gleichzeitige Anstieg des Energieverbrauchs zeigen die Notwendigkeit, Energiespar- und Effizienzsteigerungsstrategien einzusetzen, eine stärkere Mobilisierung der erneuerbaren Energien zu erreichen und die Entwicklung von Technologiealternativen zu forcieren.

EINIGE FRAGEN ZUM SCHLUSS

Stimmen Sie den folgenden Aussage zu? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

Zu viele Menschen in Niederösterreich sind im Alltag mit dem Auto unterwegs.

NEIN.
Gerade in einem Flächenbundesland wie NÖ sind Großeinkäufe oder sonstige Besorgungen oft nur mit dem Auto möglich. Eine grundsätzliche Einschränkung der Mobilität würde eine prinzipielle Einschränkung des Menschen bedeuten und mit den Grundsätzen der EU nicht konform gehen.

Niederösterreich braucht mehr öffentliche Investitionen in Bildung.

JA Bildungsinvestitionen sind Zukunftsinvestitionen: Ohne einen flächendeckenden Ausbau der Ganztagsschulen wird das Ziel eines leistungsstarken, modernen Bildungssystems, das verstärkt Kreativität und Innovation fördert, schwer erreichbar sein. Zusätzlich sollen alle PflichtschülerInnen vom Land einen Laptop zur Verfügung gestellt bekommen (zeitgemäße Unterrichtsmittel).

Niederösterreich braucht mehr öffentliche Investitionen in den ÖV abseits der Hauptstrecken.

JA Ein nachhaltiges, ökologisch gerechtes und zukunftsfähiges Verkehrskonzept muss verstärkt auf den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln setzen, vor allem auch in den ländlichen Regionen: Mehr und schnellere Verbindungen, kürzere Wartezeiten beim Umsteigen und gute Anschlussverbindungen. Dies wäre auch ein positives Signal für eine klimafreundliche Mobilität.

Mobilität der Zukunft muss sich vom Auto gelöst haben.

NEIN
Eine gänzliche Loslösung vom motorisierten Individualverkehr wird in einem Flächenbundesland wie NÖ nie möglich sein. Eine vollständige Anbindung von Streusiedlungen etc. ist weder mach- noch finanzierbar.


Die Beantwortung der Fragen erfolgte durch LHStv. Dr. Sepp Leitner.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /