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Die Stadt der Fußgänger

Forderung nach energischem Auftreten der Bürgerinnen und Bürger im Sinn der Sache

Wien- Im Rahmen der Vortrags- und Diskussionsreihe der Gruppe ‘bewusst.nachhaltig’ der Agenda 21 Plus, Wien Alsergrund wurde am 4.September 2012 von Vertretern dieses Personenkreises anhand von Bildern und Textdokumenten die Entwicklung Wiens von der Stadt der Fußgänger zur autogerechten Stadt vorgestellt. Außerdem wurde über das Konzept des "01. autofreien Bezirks" informiert, welches bis zum heutigen Tag noch nicht zur Gänze realisiert wurde. Anhand von Fotos konnte man sehee, wie Straßen im 1. Bezirk wieder menschengerecht wurden.

Diskussion mit Knoflacher

Em.O.Univ. Prof. DI Dr. techn. Hermann Knoflacher dankte dem Team für die gute Darstellung. Er sprach davon, dass Ende der 1950er Jahre eine komplett andere Zeit war. Schüler spielten damals noch Fußball auf Wiens Straßen, im Winter wurde z.B. in der Berggasse gerodelt. Auf einzelnen Straßen gab es noch Holzpflaster. Man konnte Milch oder z.B. Semmeln bestellen. Die Lieferung erfolgte vor die Tür. Es gab soziale Kontrolle und jede Menge Geschäfte vor Ort.

An der Universität Wien gab es Stipendien vom Rockefeller Institut. Amerika bzw. vielmehr die Motorisierung war der Traum der Menschheit.

Geschwindigkeit und Motorisierung

1970 untersuchte Knoflacher die Hintergründe für die Fahrbahnbreite und kam zu dem Schluss, dass der Mensch für eine Geschwindigkeit von maximal 30 km/h als Fahrer auf der Straße tauglich ist. Der Richtwert von 50 km/h in Städten wurde nach seiner Auffassung vollkommen willkürlich gewählt und entbehrt jeder naturwissenschaftlichen Grundlage.

Eine wesentliche Sünde pro Motorisierung war die Reichsgaragenverordnung von 1939 (§ 2) und die damit verbundene Pflicht zur Schaffung von Stellplätzen in Gebäuden. Damit war der Steigerung des Anteils der PKW in der Stadt Tor und Angel geöffnet.

Kampf um den ersten autofreien Bezirk in Wien

Die Kämpfe um die Schaffung der Fußgängerzonen (FUZO) im 01. Bezirk waren damals furchtbar. Die Geschäftsleute waren absolut gegen die "FUZO". Das Bild wandelte sich aber schnell für diese. Mit der ersten FUZO in Österreich durch Steinfurt im Jahr 1972 in Klagenfurt wurde nebenbei der Radverkehr mobilisiert. Die erste FUZO in Europa gab es in Rotterdam.

Warum stoppte Mitte der 1980er Jahre die Umwandlung Wiens zu einer Stadt der Fußgänger?

Hinter Persönlichkeiten stehen immer auch Lobbys, so Knoflacher. Mit dem Bau der U-Bahnen in Wien räumte man die Oberfläche von den Öffis aus und machte Platz für Autos. Behält man allerdings die Öffis an der Oberfläche, so ist das Umfeld auch attraktiver für die FußgängerInnen. In derselben Logik wie U-Bahnbau und Wegnahme der Trams wäre auch die Denkweise Autobahnbau und Rückbau der Bundesstraßen.

Der Bau der Tangente Landstraße war eigentlich Kriegsplanung, wie Recherchen in Archiven zeigen. Im Jahr 1978 fuhren nur 7.000 Autos bei der Schlachthausgasse. Durch Ausbaumaßnahmen waren dies im Jahr 1988 schon 26.000,...,.

Planung aus Sicht der Fußgängerinnen und Fußgänger

Knoflacher meint, wie andere Planer auch, dass eine menschengerechte Stadt immer eine Stadt der kurzen Wege ist und bei Planungen, z.B. in Städten, immer aus Sicht der Fußgänger aggiert werden sollte. Die Stadt ist der Ort der Zivilisation. Er forderte die Gäste auf, in diesem Sinn auf energisch aufzutreten.


Eine Auswahl von Videomitschnitten bisheriger Vorträge finden Sie unter:
www.youtube.com/user/ViennaStreets/videos


Artikel Online geschaltet von: / wabel /