© oekonews / Bezirksvorsteherin Martina Malyar (SPÖ) und (vor ihr) der Vorsitzende des Verkehrsausschusses Christian Kaizar (SPÖ)
© oekonews / Bezirksvorsteherin Martina Malyar (SPÖ) und (vor ihr) der Vorsitzende des Verkehrsausschusses Christian Kaizar (SPÖ)

Bequemlichkeit vs. Verkehrs-Sicherheit

Das Parkplatz-Thema in Wien nimmt oft zynische Ausmaße an. Ein Rückblick auf eine Alsergrunder Veranstaltung

© oekonews / vlnr (leider etwas unscharf) Gemeinderat Siegi Lindenmayr (SPÖ) und Christoph Chorherr (GRUENE)
© oekonews / vlnr (leider etwas unscharf) Gemeinderat Siegi Lindenmayr (SPÖ) und Christoph Chorherr (GRUENE)
© oekonews / Anrainer Günther Kornfeld
© oekonews / Anrainer Günther Kornfeld
© oekonews / Bezirksrätin Christa Schmid
© oekonews / Bezirksrätin Christa Schmid
© oekonews / Bezirksrätin Hedi Klima (GRÜNE)
© oekonews / Bezirksrätin Hedi Klima (GRÜNE)
© oekonews / noch lange wurde diskutiert - in der Mitte der stellvertretende Verkehrs-Vorsitzende Stefan Freytag (GRÜNE)
© oekonews / noch lange wurde diskutiert - in der Mitte der stellvertretende Verkehrs-Vorsitzende Stefan Freytag (GRÜNE)

Ein paar Zahlen zu Beginn:

Im Alsergrund gibt es etwa 15.000 Auto-BesitzerInnen - wovon sogar viele davon das Auto nur am Wochenende benutzen. Gleichzeitig leben fast 40.000 Menschen hier - die Masse lebt damit autofrei. Allein in den letzten 8 Jahren gibt's zusätzlich 1.300 Menschen mehr und 1.300 Autos weniger im 9. Bezirk. Mit einfachen Worten: Es gibt immer mehr Menschen und immer weniger Autos in diesem kleinen Bezirk.

Ein Radstreifen erregt die Gemüter

Am 28. Juli 2011 lud die Alsergrunder Bezirksvorstehung zu einer Bürgerversammlung, um über den (von rot/grün) geplanten Radweg in der Währinger Strasse zu informieren und diskutieren. Grund dafür war die Panik-Mache Mancher, da 15 Parkplätze in Rad-Mehrzweckstreifen umgewandelt werden - und nebenbei bemerkt an anderer Stelle ohnehin wieder geschaffen werden. Insofern war zu erwarten, dass diese Veranstaltung hitzig debattiert wurde - denn: Der Parkplatz vor der Tür ist Einigen wichtiger als die Verkehrssicherheit der bis zu 2000 RadlerInnen am Tag, die laut Hr. Berger von der Magistratsabteilung bereits heute schon diese wichtige Route in die Stadt nützen. Das Motto der Bezirksvorsteherin Martina Malyar, "Miteinander im Neunten" teilen offenbar (leider) nicht alle politischen Parteien und bekämpfen so ziemlich jedes Rad- und Fußgänger-Projekt in diesem von parkenden Autos entstellten Bezirk.

Das meinen die Verkehrsclubs dazu

oekonews hat sich umgehört und die beiden größten "Lobbies", die sich in Wien für eine umweltfreundlichere Mobilität einsetzen, befragt.
ARGUS lehnt den, wie Honzo Doppel es formuliert, "Mehrzwangstreifen", ab, da er streckenweise zu schmal dimensioniert ist.

Christian Gratzer vom VCÖ sieht die Situation kompromissbereiter:
Als Radfahrer in der Währingerstraße fühlen sich viele als "Alien". Parkende Autos, fahrende Autos und Lkw und die Straßenbahn. Man könnte auch sagen, eine Straßenschlucht alten Zuschnitts. Auch das Queren als Fußgänger bzw. Fußgängerin ist eine Herausforderung. Das ist kontraproduktiv, wenn es darum geht, höhere Anteile für Radfahren und Gehen zu erzielen. Und das ist auch kontraproduktiv für die Wirtschaftstreibenden.

Der Radfahrstreifen in der Währinger Straße ist also ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die Dimensionierung breiter hätte ausfallen können. Aus Sicht des VCÖ wäre der nächste Schritt, die Währingerstraße unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger komplett neu zu gestalten, wie dies in Graz mit der Annenstraße geschehen ist. Das würde der Währingerstraße eine neue Lebensqualität verleihen und könnte eine Einbahnregelung bedeuten.

Eine derartige Umgestaltung dauert einige Zeit. Die Lösung mit den Mehrzweckstreifen ist auf alle Fälle besser als der Status Quo.

Fazit

Bis auf die (nachvollziehbaren) Argumente, dass für gewerbliche Ladezonen und für behinderte Menschen eine Lösung gefunden werden muss, waren die "Gegenargumente" primär gespickt mit der Wut, weil einige Parkplätze jetzt nicht mehr dort sein werden, wo sie bisher waren. Die Meldungen aus dem anwesenden Publikum waren allerdings ausgewogen, da es auch sehr viele positive Meldungen zum Radstreifen gab. Und das, obwohl naturgemäß zu solchen Veranstaltungen die kommen, die etwas ärgert.

Fair ist, den autofrei-lebenden Menschen, der demokratischen Mehrheit im 9. Wiener Bezirk, eine sichere Mobilität zu gewährleisten. Es kann nicht sein, dass die Bequemlichkeit Mancher auf Kosten der Verkehrssicherheit Aller geht. Ein Radweg auf der Währinger Strasse ist längst überfällig und schützt die Radfahrenden, gewährt den Auto-FahrerInnen eine flüssigere Fahrt und schützt auch die FußgängerInnen, da die Rad-Begeisterten sich dann nicht mehr vor der Währinger Strasse "fürchten" - und nicht mehr auf den Gehsteig flüchten.

Auf den Punkt gebracht hat es ein (betroffener) Anrainer: "Von einer zu überwindenden Strecke wird die Währingerstraße mit dem Radweg wieder mehr zum Lebensraum. Als Vater zweier Kleinkinder verbinde ich damit auch die Hoffnung auf weniger Autos und generell mehr Rücksichtnahme aufeinander." Günter Kornfeld, Versicherungsangestellter.

Hut ab vor den rot/grünen PolitikerInnen, die standhaft für den Ausbau der Verkehrssicherheit, des Umweltschutzes und Lebensqualität eingetreten sind. Zu hoffen ist, dass nicht auf halbem Weg gestoppt wird und auch der weitere Radwegs-Ausbau der Währinger Strasse zügig voranschreitet.

Link-Tipp: Auch Christoph Chorherr hat bereits über den Radweg für die Währinger Strasse berichtet
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Anmerkung zu den Bildern: Viel Polit-Prominenz war vor Ort. Aufgrund der vielen Diskussionen konnten gar nicht alle PolitikerInnen abgelichtet werden. Ebenfalls vor Ort (und zu Wort) kam beispielsweise die stellvertretende Bezirksvorsteherin Momo Kreutz.



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Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /