© BMU Bernd Müller
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Biogas - Schlüsseltechnologie für "biobased industry"

Forschung und Entwicklung als Basis für praxisnahe und ressourcenschonende Anwendungen bis hin zur Marktreife

Österreich war schon immer wichtiger Markt bei der Entwicklung und Anwendung von Umwelttechnologien, vor allem auch in der Biogastechnologie. Daraus entwickelte sich Österreich zum Early Player in Europa. Leider wurde diese Entwicklung einmal mehr gebremst, Technologieführerschaft und wichtige Wertschöpfung im Inland gingen verloren und Investitionen wanderten ins Ausland.

Trotz der heute effizienten Biogastechnologie mit über 7000 Vollaststunden braucht deren ausgereifte Anwendung Zeit und gute Rahmenbedingungen um Potenzial und mögliche Weiterentwicklungen voll entfalten zu können. Dazu sind bestehende Biogasanlagen bestens geeignet wie sich zeigt. Österreichs Forschung und Biogasanlagenbetreiber bündeln ihre innovativen Kräfte und beweisen mit Neuentwicklungen Ihren Glauben an eine nachhaltige und kreislauforientierte Technik im eigenen Land. Bestehende Anlagen werden so mit besseren Komponenten ausgestattet wodurch neue Anlagengenerationen noch effizienter zu errichten und zu betreiben sind.

Nur zwei der österreichischen Erfolgsbeispiele hierzu sind: In Bruck an der Leitha zeigt das Multitalent Biogas was möglich ist: effiziente Verstromung und Wärmelieferung an ein Fernwärmenetz, Biogasaufbereitung durch österreichische Technologie mit anschließender Einspeisung in das örtliche Erdgasnetz, wodurch sich wiederum alle Nutzungspfade bis hin zur Treibstoffnutzung ergeben. Und dies zu großen Teilen aus Abfällen der Nahrungs- und Lebensmittelindustrie, sowie der Entwicklung von Konzepten zur vermehrten Nutzung von Zwischenfrüchten. Darüber hinaus ist die Entwicklung, Planung und Errichtung eines Bio-Reaktors zur Algenproduktion vorgesehen, welcher unter C02 Verbrauch wertvolle Rohstoffe für wiederum unterschiedlichste Anwendungen und auch für Biogasanlagen produzieren kann. Andererseits kann der Fermentationsrückstand der Biogasanlage wieder wichtige Nährstoffe zur Algenproduktion liefern - und somit zu einem geschlossenen Kreislauf ohne Abfälle beitragen. Ein weiteres Novum in Österreich ist die Vision der Bioraffinerie in Utzenaich. Hier wurde bereits begonnen die kaskadische Nutzung von biogenen Rohstoffen zu erforschen. Grundidee dieser ist die Nachahmung der Natur, welche die Ausgangsstoffe immer so verwertet, dass nur Produkte entstehen und es zu keinen, zu deponierenden, Abfällen kommt. Somit wird jeder Rohstoff vorerst stofflich oder für Nahrungsmittel genutzt, bevor die Biogastechnologie die energetische Verwertung aller unverholzt vorliegenden organischen Abfälle übernimmt und damit die Schlüsseltechnologie für die Verwertung der "Abfälle" der grünen Bioraffinerie darstellt. Das Ziel ist ein ressourcenschonender Kreislauf bei dem die Ausgangsstoffe möglichst vielfältig genutzt werden (z.B.: Faser-, Säuregewinnung) und anschließender Verwertung der nicht weiter "nutzbaren Reststoffe" durch energetische Verwertung mittels der Biogastechnologie. Die dabei gewonnene Energie ist Grundlage für den technischen Prozess der Bioraffinierie. Der gewonnene Fermentationsrückstand stellt den idealen Dünger für die Kultivierung der nächsten Generation an Ausgangsstoffen dar - der natürliche Kreislauf kann dadurch geschlossen werden.

Alle diese Projekte zielen auf eine "biobased industry" ab, welche bereits in den Zielsetzungen der Energieforschungsstrategie des BMVIT berücksichtigt wurden. Mit zunehmender Weltbevölkerung wird eine nachhaltig agierende Industrie unabdingbar. Bestehende und kommende Biogastechnologien können aufgrund ihrer Konstellation eine tragende Säule solcher Konzepte darstellen, wodurch eine nachhaltige Produktentwicklung bereits vor der Verknappung angeschoben wird.

In der zukünftigen Welt limitierter Ressourcen werden diese Technologien besonders wichtig sein und Österreich kann erneuet seine Innovationskraft beweisen.

Quelle: ARGE Kompost & Biogas Österreich



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GastautorIn: Franz Kirchmeyr für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /