Alternativ-Nobelpreisträgerin Vandana Shiva: Bio-Landwirtschaft ist die Zukunft

Shiva: EU-Kommission darf Österreich nicht zum Gentechnik-Einsatz zwingen

Unter dem Titel "AGRAR-INDUSTRIE. MACHT. HUNGER" diskutierte diese Woche auf Einladung des Instituts für Umwelt-Friede-Entwicklung (IUFE) und Slow Food Linz die indische Aktivistin Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993 und Vizepräsidentin von Slow-Food International mit dem Journalisten und Buchautor Geseko von Lüpke über die Zukunft der Landwirtschaft. Bei der Eröffnung der Veranstaltung vor über 200 Teilnehmer/innen erklärte IUFE-Geschäftsführerin Petra C. Gruber, es gehe nicht um das "bashing" der Konzerne, sondern um politische Verantwortung für den sozialen und ökologischen Rahmen des Wirtschaftens.

Monokulturen des Geistes

Vandana Shiva erklärte im Gespräch mit Geseko von Lüpke, die Finanz-, Peak-Öl-, Ernährungskrisen und der Klimawandel seien Symptome einer einzigen, wesentlich größeren Krise. Eine industrielle Landwirtschaft mit ihren auf Chemikalien und fossilen Brennstoffen basierenden Monokulturen verschärfe die Ernährungsunsicherheit. Es sei ein Mythos, dass die Agrar-Industrie mehr und billigere Nahrungsmittel produziere. Biologische Landwirtschaft sei der einzige Weg, um die ganze Welt zu ernähren. Sie verwies darauf, dass 35% der klimarelevanten Emissionen von der industriellen Landwirtschaft verursacht würden; hier gelte es politisch anzusetzen. Hinter den Monokulturen am Feld stünden Monokulturen des Geistes, warnte die Alternativ-Nobelpreisträgerin.

Nein zu Gen-Saatgut

Gentechnisch manipuliertes Saatgut sei aus wissenschaftlicher undökonomischer Perspektive ein Fehlschlag. Die Zerstörung lokaler Strukturen, Armut und Hunger sowie weniger Stress-resistente Pflanzen seien die Folge. In den Konzernen wisse man genau über die Folgen dessen Einsatzes Bescheid. Die Aktivistin kritisierte bei dem Podiumsgespräch, dass die EU-Kommission Österreich nicht zur Gentechnik zwingen dürfe.

Der freie Austausch des Saatguts zwischen den Bäuerinnen und Bauern und die Erhaltung von Biodiversität als Gemeinschaftsgut seien von besonderer Bedeutung.

Unsere Lebensmittel dürften nicht das sein, was das industrielle System übrig lasse, warnte sie.

Politik muss sich von Konzernen trennen

Ihr alternatives Konzept der "local living democracy" setzt auf eine lokale Kultur, die Diversität zelebriert und Demokratie lebt - vergleichbar mit dem Konzept der Zivilgesellschaft. Zur Rolle der Politik sagte sie, diese müsse sich endlich von den Unternehmen "scheiden lassen". Demokratie müsse wieder von, für und mit den Menschen praktiziert werden. Die alternative Nobelpreisträgerin zeigte sich optimistisch in Bezug auf das menschliche Potential zur Gestaltung der Zukunft. Mit Blick auf die Machtverhältnisse gelte es allerdings die "Dummen zu stoppen", forderte Shiva, die bei der Veranstaltung begeisterten Applaus erhielt.

Quelle: Institut für Umwelt - Friede - Entwicklung Tel.: 0664/80814225 mailto:office@iufe.at



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GastautorIn: Dr. Petra C. Gruber für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /