© Ing. Martin Litschauer
© Ing. Martin Litschauer

Wie viel Klimaschutz kann die (Bio-)Agro-Energie wirklich leisten?

Standortbestimmung aus GESAMTÖKOLOGISCHER Sicht

Edelhof. Bio Austria und das Bio-Infozentrum der Fachschule Edelhof luden gemeinsam mit dem Waldviertler Energie-Stammtisch am 9. Jänner zu Vorträgen und Diskussion rund um die Frage ‘Wie viel Klimaschutz kann die (Bio-)Agro-Energie wirklich leisten?" Dabei stand die gesamtökologische Bewertung verschiedener Klimaschutz- bzw. Energiestrategien im Vordergrund.

Vor über 120 Besuchern hielt DI Günter Fallmann, Lehrer in der Fachschule Edelhof und Mitarbeiter des dortigen Bio-Infozentrums, das Eingangsreferat, das Informationen zu Begriffsklärungen, Größenordnungen und Faustzahlen zur Bewertung lieferte. Der Energieexperte der Landwirtschaftskammer Österreich, DI Kasimir Nemestothy ergänzte mit seinem Referat das Datenmaterial. Die beiden Vorträge brachten einen Schritt Richtung Klärung rund um verschiedene Formen der (Bio-)Agroenergie und das Wirrwarr der Argumente. Darüber hinaus wurde klar, dass die Unterschiede bei konventioneller bzw. biologischer Wirtschaftsweise differenziert zu betrachten sind, da der Energieeinsatz z.B. für Stickstoffdünger nicht zu unterschätzen ist.

Danach gaben zwei Landwirte Einblick in die Maßnahmen, die sie im Rahmen der Führung ihrer Betriebe gesetzt haben. Franz Vogl, Bio-Bauer und Pionier als Betreiber einer Biogasanlage in Kottes-Purk zeigte auf, wie die zusätzliche Verwertung von anfallenden Stoffen im landwirtschaftlichen Betrieb zur Energieerzeugung genutzt werden kann und weiters zur Veredelung der Gülle bzw. des Stallmistes beiträgt.

Ing. Roman Liebhart, ebenfalls Biobauer, Mitglied des Bio Austria Bundesvorstandes und Eurosolar-Preisträger 2007 stellte einerseits dar, wie seine Familie und er am Hof energieeffizient arbeiten und leben und andererseits der verbleibende Energiebedarf aus erneuerbaren Energieträgern kommt. Der Hof in Merkenbrechts verfügt nicht nur über eine Biomasseheizung, sondern auch über eine Photovoltaik- und Solarthermieanlage sowie eine Pflanzenölpresse zur Versorgung der Traktoren und eines Autos. Das Elektroauto wird an der hauseigenen Ökostromtankstelle beladen.

Gesamteffizienz sollte Grundlage für Technologieentscheidung sein

Der Abend und insbesondere die anschließende Diskussion wurde moderiert von DI Martin Kugler, Wirtschaftsredakteur bei der Tageszeitung ‘Die Presse". Als zentrale Aspekte rund um die Bewertung der Klimaschutzleistungen der Landwirtschaft zeigten sich - neben der Frage der verfügbaren Flächen - dabei nicht nur der notwendige Einsatz von Fläche, Dünger und Treibstoff bei der Erzeugung der erneuerbaren Energieträger, sondern auch die Frage der Effizienz der anschließenden Verwertung eben dieser Energieträger. Konkret heißt das, dass jeder Einsatz von Energie zuerst grundsätzlich zu prüfen ist auf Notwendigkeit, effizienteste Betriebsform, mögliche Energieträger und deren ökologische Bilanz. Nur dann gelingt es uns, der Tatsache Rechnung zu tragen, dass eine Reduktion von Energiebedarf und Schadstoffemissionen in Zukunft unbedingt notwendig ist.

So zeigte Ing. Roman Liebhart in seinem Referat auf, dass man mit einem ha Acker, einem 2MW-Windrad und einem Elektroauto 1000 mal weiter fahren kann als mit einem Diesel-PKW, der mit Pflazenöl vom Acker betrieben wird. Dies zeigt, dass die Technologieentscheidung der Grundstein dafür ist, ob wir die Energie für unsere Mobilität in Zukunft zur Verfügung stellen können oder nicht. Die Einrichtung von Elektroautotankstellen gestaltet sich ebenfalls wesentlich einfacher als der Aufbau eines dichten Tankstellennetzen für Spezieltreibstoffe. Die Agrartreibstoffe sollten daher in erster Linie dort verwendet werden, wo sie produziert werden, vom Landwirt. Für den allgemeinen Verkehr ist ein Systemwechsel zu Elektroautos und einem besseren öffentlichen Verkehrsnetz bereits überfällig.



Verwandte Artikel:


Artikel Online geschaltet von: / litschauer /