Das war der Critical Mass Aktionstag

Tolle Stimmung trotz einer Anzeigenflut... Mit Bilder-Ansichtssache

Rund 100 RadlerInnen nahezu jeden Alters trafen sich gestern, 17. August, am Margaretenplatz. Fast hermetisch abgeriegelt wurde dieses "zufällige RadlerInnentreffen" von der Wiener Polizei, die die Räder der Rad-AktivistInnen auf Herz und Niere prüften und wenn es nichts zu bemängeln gab, zumindest eine Anzeige wegen der "Beteiligung an einer nicht-angemeldeten Kundgebung" ausstellten. Dadurch verzögerte sich die Abfahrt, was jedoch die begeisterten RadlerInnen nicht abhielt, auf die gemeinsame "Ausfahrt" zu warten. Es war ein wunderschönes Gefühl, dass offenbar eine wachsende Anzahl WienerInnen sich den Platz zurückholen, der ihnen zusteht. Wir werden in eine Welt geboren, wo es selbstverständlich ist, dass der öffentliche Raum den Autos gehört. Und dass obwohl nur eine Minderheit in Wien mit Autos unterwegs ist. Seit dem letzten Jahr benützen schon mehr Menschen in Wien die Öffis als das Auto. Zählt man die Personen hinzu, die sich nahezu nur zu Fuß fortbewegen, ergibt das eine deutliche größere Masse, die letztlich weniger Rechte und Raum zur Verfügung hat. Genau deshalb formiert sich verstärkt seit rund einem Jahr die Critical Mass weltweit. Auf diese Treffen kommen in Wien oft mehrere hundert Personen. Gefahren wird mit Transport-Fahrrädern, den Wiener Citybikes, Mountainbikes, Liegerädern und witzigsten selbstgebastelten Vehikeln, die kaum noch an ein "normales" Rad erinnern und oft fast schon akrobatisches Fahrgeschick benötigen.

Jeden 3. Freitag im Monat um 16:30 trifft sich diese "kritische Masse" am Wiener Margarethenplatz zu einer friedlichen Spazierfahrt quer durch Wien

Es wird eine Welt aufgezeigt, wo RadlerInnen nicht mit einer immanenten Angst vor Auto-Kollisionen konfrontiert sind und wo genügend Platz für diese umweltschonende, gesundheitsfördernde und lustvolle Fortbewegung zur Verfügung steht. Schön zu beobachten waren die freundlichen Reaktionen der Touristen, Öffi- und teilweise Auto-FahrerInnen. Der Rad-Truppe wurde zugewunken, zugepfiffen, ein Jogger lief spontan mit der Critical Mass direkt auf der Lände mit, was ja sonst nicht möglich wäre, und hatte sichtlich Spaß daran. Darum geht es auch. Spaß haben in der Stadt, den Platz zurückerobern, der uns zusteht. Autos machen Lärm, die Critical Mass Musik. Kein Wunder somit, dass diese Bewegung sich daher international über regen Zuwachs erfreuen kann.

Geschädigte bitte melden

Nachdem es Anzeigen in Hülle und Fülle "regnete", ruft die Critical Mass auf, dass sich Geschädigte melden. Nähere Infos: http://www.criticalmass.at/63.

Ich habe selbst eine Anzeige erhalten, da ich auf dieser wie die Exekutive es nannte "nicht angemeldeten Kundgebung" mitgefahren bin, muss aber sagen, dass ich persönlich die Polizeipräsenz (abgesehen von der Anzeigenflut) als angenehm empfunden habe, da die PolizistInnen (größtenteils) eigentlich recht freundlich waren und vor allem die Strassen abgesichtert haben. Und das ist bei einer Route, die erst im Nachhinein feststeht, gar nicht so leicht.

Aber noch ein Statement zur Anzeigenwelle: Dass es bisher keine "Aktion Scharf" gegen die Rad-AktivistInnen gab, ist sicher auf die friedliche Vorgehensweise der Critical Mass zurückzuführen, denn:
* Es werden die Straßenverkehrsregeln beachtet,
* die Öffis nicht behindert und
* "Spaß statt Gewalt" in den Vordergrund gerückt.

Die Anzeigenflut ist daher äusserst enttäuschend und wird hoffentlich nicht mehr vorkommen. Natürlich kann man sich auf das Gesetz berufen, aber: Braucht der Autoverkehr, der täglich Staus produziert, eine Kundgebung?

Er ist obendrein im Gegensatz zum Radverkehr nicht umweltfreundlich, hat einen hohen Flächenverbrauch und schädigt unsere Staatskasse durch die enormen Erdölimporte. Von dieser Seite betrachtet kann sich die Exekutive über jede(n) RadlerIn freuen. Wir hoffen, dass sich diese Meinung durchsetzt und werden über weitere Aktionen dieser Rad-AktivistInnen berichten.



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Weitere Infos: Critical Mass Wien criticalmass.at

Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /