Biogas: Ein Kraftstoff mit Zukunft jetzt in der Pipeline

Biogaseinspeisung in das Erdgasnetz in Niederösterreich ab heute Realität

Der niederösterreichische Umweltlandesrat Plank und DI Theo Zillner für das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie gaben heute den Startschuss: erstmals wird Biogas in größerem Maße auf Erdgasqualität gereinigt und in das Gasnetz eingespeist. In Folge soll es auch über öffentliche Tankstellen als Kraftstoff " Bio-CNG" verkauft werden. Der Einsatz von Biogas als Kraftstoff wird die Emissionen von Schadstoffen und Treibhausgasen aus dem Verkehr wesentlich reduzieren. In einem ersten großen Pilotprojekt wird gezeigt, dass die Veredelung von Biogas technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll ist.

Die Universität für Bodenkultur, die Technische Universität Wien, der Energiepark Bruck/Leitha, die Biogasanlage Bruck/Leitha, der Prozesstechnikspezialist Axiom, die Antriebsentwickler AVL und LuPower sowie EVN, OMV und Wien Energie arbeiten in einem einzigartigen Projekt zusammen. Es wird dabei die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet, bearbeitet und optimiert - von der Rohstoffproduktion über die Produktion und Veredelung von Biogas bis hin zur Verwendung als Kraftstoff. Das Projekt soll dieser innovativen Technik zum Durchbruch verhelfen.

In einem Pilotprojekt in Bruck/Leitha wird Rohgas aus der Biogasanlage Bruck/Leitha auf Erdgasqualität gereinigt, in das Netz der EVN eingespeist und unter anderem zu den Tankstellen der Projektpartner EVN, OMV und Wien Energie durchgeleitet. Dort wird das Biogas an AutofahrerInnen mit Erdgas-Fahrzeugen abgegeben. Für die Aufbereitung von rund 100 m" reinem Biogas pro Stunde (800.000 m"/Jahr) kommt eine von der Programmlinie "Energiesysteme der Zukunft" des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie geförderte und von Prozesstechnikern der Technischen Universität Wien und der Firma Axiom entwickelte Biogas-Aufbereitungstechnologie mit Membrantechnik erstmals zur Anwendung. Mit dieser Technik wird Biogas mit Hilfe von halbdurchlässigen Membranen zu günstigen Kosten auf hohe Gasreinheit in Erdgasqualität gebracht. Die Menge des in Bruck/Leitha aufbereiteten Biogas entspricht mehr als der Hälfte des derzeitigen Verbrauches aller Erdgas-Fahrzeuge (CNG) in Österreich.

Automotoren für komprimiertes Erdgas (CNG) arbeiten extrem schadstoffärmer als Benzin, siereduzieren die Treibhausgasemissionen gegenüber dem Betrieb mit Benzin um rund 25 Prozent. Mithilfe innovativer technischer Verfahren kann nun Biogas veredelt werden, wodurch es dieselben technischen und ökologischen Eigenschaften wie Erdgas erhält und als Kraftstoff statt Erdgas verwendet werden kann.

Die Vorteile von Biogas als Kraftstoff: Es ist treibhausgasneutral und reduziert somit die Treibhausgasemissionen um 100 Prozent. Bisher gab es nur einzelne kleinere Pilotanlagen, es fehlte allerdings eine wirtschaftliche und verlässliche Technik zur Veredelung von Biogas auf Erdgasqualität in größeren Mengen. Diese ist Voraussetzung dafür, dass Biogas in das Gasnetz eingespeist und somit an bestehenden Tankstellen mit Gaszapfsäulen an die KundInnen abgegeben werden kann.


Biogas: Biogas ist ein Gemisch aus den Hauptkomponenten Methan und Kohlendioxid. Es entsteht bei der anaeroben (sauerstofffreien) Vergärung von organischem Material. Der wertgebende Anteil, der energetisch genutzt wird, ist das Methan. Daneben enthält es je nach Ausgangsbedingungen geringe Mengen an Wasserdampf, Schwefelwasserstoff, Ammoniak, Wasserstoff und Spuren von niederen Fettsäuren und Alkoholen. Diese werden ebenso wie das Kohlendioxid bei der Aufbereitung entfernt und es verbleibt weitgehend reines Methan. Als Ausgangsstoffe für die technische Produktion von Biogas eignen sich: - gezielt angebaute Energiepflanzen (nachwachsende Rohstoffe) - vergärbare, organische Reststoffe aus der Lebens- und Futtermittelindustrie oder Speisereste - Wirtschaftsdünger (Gülle, Mist). Was den Rohstoff betrifft, zielt das beschriebene Projekt auf die Nutzung von Energiepflanzen ab. Mit dem Jahresertrag an Biogas aus einem Hektar landwirtschaftlicher Fläche kann ein durchschnittlicher PKW mehr als 70.000 km fahren.

PROJEKTPARTNER Die Projektfinanzierung erfolgt aus Eigenmitteln der Projektpartner sowie durch Fördermittel folgender Institutionen und Organisationen: FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft) Basisprogramme; BMVIT - Programm "Energiesysteme der Zukunft"; Land Niederösterreich; OMV Future Energy Fund Universität für Bodenkultur Department für Nachhaltige Agrarsysteme Institut für Landtechnik Das Department für Nachhaltige Agrarsysteme leistet Beiträge zur Entwicklung von Systemen einer flächendeckenden nachhaltigen undökologischen Landbewirtschaftung, die Lebensmittel, erneuerbare Stoffe und Energie bereitstellen. Ein Arbeitsgebiet des Instituts für Landtechnik ist die Biogaserzeugung (Optimierung des Methanertrages aus landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Monitorring landwirtschaftlicher Biogasanlagen und Optimierung von Technologie sowie Management.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /