© Karin Mairitsch www.textundbild.at
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Der Pflanzenöl-Baron

Robert Hanke vom Pflanzenöl-Umbauverein ist Held des Monats

© Biotrieb - www.biotrieb.org
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Robert Hanke, der mit seiner Partnerin Beatrix Liebhart den Verein Biotrieb gegründet hat, setzt sich seither unermüdlich für die Umrüstung von alten und neuen Fahrzeugen auf umweltfreundliche Antriebe ein - und das mit viel Erfolg.

oekonews: Wie begann Deine Idee, Autos auf Pflanzenöl umzurüsten

Hanke: Ich habe eigentlich immer schnon gerne an Oldtimern - den Dinosauriern aus der Vergangenheit - gebastelt und mit 17 meinen ersten Jeep restauriert. Später war ich dann beruflich im Umweltbereich tätig und da war es schwer argumentierbar, wieso jemand der Umwelt schützen möchte in seiner Freizeit fossile Brennstoffe verheizt.

Ich habe mich dann vor mehr als 7 Jahren begonnen umzusehen, was es dazu für Alternativen gäbe. An der Einrichtung einer Biogas-Haustankstelle bin ich aufgrund der Kosten gescheitert, Elektroauto habe ich kein Gescheites bekommen um mein Budget, so bin ich auf Pflanzenöl als Treibstoff gestossen.

oekonews: Woher entstand die Motivation den Verein "Biotrieb zu gründen"

Ich habe im Zuge dieser Suche die Pioniere in Österreich (Wolfgang Löser, Josef Gugerell) und Hersteller in Deutschland besucht, Studien gesammelt, Offerte eingeholt, meine Bezinschlucker verkauft und ein für den Umbau auf Pflanzenölbetrieb geeignetes Auto gekauft - damals ein Mercedes W123 Bj. 1979. Ich habe ihn umgebaut und bin draufgekommen, dass ich einer der ganz Wenigen war, die das tun. Dann hat man mich gebeten, ob ich nicht andere Autos auch umrüsten und darüber berichten könnte. Das habe ich dann getan, aber bemerkt, dass halt für den Einzelnen viele Hürden bestehen, die jemand, der vielleicht nicht ganz so enthusiastisch ist, nicht leicht beseitigen kann - zB. die Ölversorgung, technische Fragen etc. Ausserdem war mir wichtig zu demonstrieren, wie wir mit selbst gemachtem Öl die lokalen Wertschöpfungsketten stärken und die Unabhängigkeit von Industrieölen (sei es jetzt Mineralöl oder Soja- oder Palmoel, das in Regenwaldgebieten auf Monokulturen gewonnen wird) erhöhen. Ich glaube, das ist uns bis jetzt ganz gut gelungen.

Ich habe dann einen Verein gegründet, um Hilfe zur Selbsthilfe beim Fahren mit Pflanzenöl zu geben - so eine Art kleiner OeAMTC... halt, nur mit mehr Hilfestellung für den Einzelnen. Dann haben wir Umbau-Workshops angeboten, die von Leuten aus der ganzen Welt besucht werden und in Wahrheit versuchgen wir eigentlich nur die ganze Zeit die immense Nachfrage zu befriedigen.

oekonews: Aktuelle Projekte?

Momentan bauen wir hauptsächlich PKWs und Traktoren um, dazu zählen Bewässerungsaggregate der Stadt Wien, letztlich auch die Liliputbahn und Pflanzenoelmotorräder. Auch im Rathauspark in Wien fährt schon einer unserer Pflanzenöltraktoren und giesst dort die Blumen vor den Augen des Bürgermeisters. Unser neuestes Feature ist die Vermietung von Pflanzenölfahrzeugen an unsere Mitglieder. Es gibt immer mehr Personen, die ökologisch und zeitgemäß, d.h. mit modernen Autos unterwegs sein wollen, ohne sich um Neuwagenanschaffung, Umrüstungsfragen, Typisierung, Versicherung oder Leasing zu kümmern. Die können dann halt mit einem unserer Pflanzenölautos fahren. Besonders Frauen gefällt dieses Service. Und die bekommen dann auch zu Hause eine Pflanzenöltankstelle von uns aufgestellt...

oekonews: Wünsche / Erfahrungen mit der Politik?

Wir befinden uns mit der Erneuerbaren Energie in einem Umfeld mit vielen Variablen, die wir selbst nicht beeinflussen koennen - globale Entwicklung, welche Art von Emissionen ist gerade "in" (- und wird daher verstärkt diskutiert, ungeachtet der tatsaechlichen Gefährlichkeit), Konkurrenzsituation, neue technische Entwicklungen, usw. - an das Erstellen eines Business-Planes zur wirtschaftlichen Betrachtung unseres Tuns ist daher nicht zu denken.

Um so wichtiger ist es, dass wenigstens die Politik die Rahmenbedingungen nicht laufend ändert - und wenn sie sie ändert, so zumindest nicht zum Schlechteren. Das ständige Ändern von Förderungsbedingungen, Einspeisetarifen oder Steuern ist tödlich für jedes Jungunternehmen, das seine Mitarbeiter zahlen muss. Etablierte Konzerne können das oft leichter wegstecken, in dem sie Verluste machen oder Arbeitsplätze abbauen.

Daher wäre mein Wunsch an die Politik, nicht den tagespolitischen Zurufen zu folgen und auf Launen der Medien zu reagieren, sondern behutsam aber beharrlich einen Nährboden für die Entwicklung der Erneuerbaren Energie zu schaffen - in dem das bei sämtlichen Entscheidungen mitbedacht wird.

oekonews: Zukunftspläne?

Im Herbst möchten wir eine Halle bauen, wo wir neben einer anständigen Werkstatt auch unser BHKW aufstellen und betreiben können. Dazu wird's natürlich auch eine Solaranlage, Elektroautos und -Motrorräder geben und damit hoffentlich auch endlich ein Büro, um die vielen Anfragen auch anständig bearbeiten zu können und um den zahlreichen freiwilligen Helfern und Mitgliedern auch eine Infrastruktur anbieten zu können. Das Ganze solle eine Entwicklungsplattform für Erneuerbare Energie werden. Ob die Halle dann auch in Wolkersdorf stehen wird, hängt davon ab, ob man uns dort auch haben möchte. Jedenfalls wollen wir langfristig zwischen 6 und 10 Arbeitsplätze schaffen und nach Möglichkeit würden wir das gerne im Weinviertel tun, weil wir uns da eigentlich recht wohl fühlen..

oekonews: Erzähl' uns über Euer Projekt "Werden Sie Pflanzenöl-Baron"

Hanke: Eines der größten Hemmnisse, ein Pflanzenöl-Auto zu betreiben, ist die Versorgungssicherheit mit Pflanzenöl. Muss ich als Pflanzenölfahrer hunderte von Einweggebinden aus dem Supermarkt schleppen? Muss ich die hohen Frachtspesen von der Ölmühle tragen? Gibt es genug Pflanzenöl für mich? Kann ich mit stabilen Pflanzenölpreisen rechnen? Die Antwort auf die Fragen: Man wird biotrieb Pflanzenöl-Baron!

Wenn die Interessenten den Platz haben, die Pflanzenöl-Tanks gut zu lagern, so stellen wir einen oder mehrere 1.000 Liter Öltanks in den Schuppen, in die Garage oder in den Garten. Einzige Bedingung: Sie geben biotrieb-Mitgliedern in Ihrer Umgebung Pflanzenöl zu vorher vereinbarten Konditionen ab. Das bedeutet nicht, dass man ab sofort rund um die Uhr als Tankwart zur Verfügung stehen muß, keine Angst, so viele PflanzenölfahrerInnen gibt es (noch) nicht. Die Tankmöglichkeiten werden immer vereinbart.

Kontakt

Verein Biotrieb
Kaiser-Josef-Strasse 51
2120 Wolkersdorf
Tel.: 0043 (0) 699/1234 20 44
Fax: 0043 (0) 2245/20006

http://www.biotrieb.org



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Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /